Collection Baccara Band 335 (German Edition)
nächsten Wochen die Emotionen aller Hausbewohner mit den Kameras einzufangen, um sie den Robotern beizubringen. Es sei denn, jemand von euch hat etwas dagegen.“
Justices Idee war unglaublich! „Ich persönlich habe nichts dagegen. Die anderen werde ich fragen. Habe ich richtig verstanden, dass Emo anhand unserer gefilmten Gefühlsregungen lernen wird, wann wir beispielsweise hungrig oder traurig sind, und etwas dagegen unternimmt?“
„Genau.“ Er lächelte stolz. „Ihr solltet euch so natürlich wie möglich verhalten. Nur so kann Emo die richtigen Reaktionen lernen.“
„Das ist wirklich aufregend.“ Sie deutete auf die vierzehnte Generation von Emo, die ihr besser gefiel als die neue. „Und dieser kleine Roboter kann schon auf Emotionen reagieren?“
Justice verzog das Gesicht. „Nein, leider nicht. Das ist momentan mein Problem. Emo X-14 war beim Verstehen von Emotionen nicht so erfolgreich wie Emo X-15. Wahrscheinlich werde ich ihn deshalb auseinanderschrauben und die Teile wiederverwerten.“
„Wie schade! Der Kleine ist so goldig.“
Ernst sah Justice sie an. „Manchmal muss man eben etwas zerstören und von vorn anfangen.“
„Irgendwie erinnert Emo X-14 mich an eine Erfindung, an der du vor zehn Jahren gearbeitet hast.“
Er erstarrte. „Daran erinnerst du dich?“
„Natürlich. Alle deine Kreationen haben mich interessiert.“ Sie nahm auf einem Stuhl Platz. „Der Roboter, der mich an Emo X-14 erinnert, war damals meine Lieblingserfindung von dir. Das Raumschiff auf Rollen.“
„Es war kein Raumschiff.“
„Ich weiß.“ Sie lachte. „Das hast du mir mindestens tausend Mal erklärt. Trotzdem sah es so für mich aus.“
„Aber du hast recht: Es war der Prototyp von Emo.“
„Es überrascht mich, dass du schon so lange an diesem Projekt arbeitest.“ Sie bemerkte, dass ihm diese Bemerkung missfiel. „Wahrscheinlich musstest du den bezahlten Projekten Vorrang geben“, fügte sie schnell hinzu.
„Ja, leider“, erwiderte er fast traurig.
Anscheinend hatte sie eine Tür geöffnet, die hätte verschlossen bleiben sollen. „Ist etwas nicht in Ordnung, Justice?“
Er wandte sich von ihr ab. Wie hatte sie es nur geschafft, ihn so aufzuwühlen? Immer schon hatte sie das Talent besessen, ihn mit einem einzigen Blick vollkommen durcheinanderzubringen. Dabei wunderte es ihn, dass sie nach allem, was geschehen war, überhaupt noch an ihm interessiert war.
Bereits in jungen Jahren hatte er herausgefunden, dass seine Erscheinung und sein Intellekt andere Menschen einschüchterten. Seit dem Tod seiner Eltern war er zudem verschlossen und blieb zu Fremden lieber auf Distanz.
Doch Daisy ließ sich nicht davon beeindrucken. An ihr schienen seine kühlen Blicke abzuprallen. Sie war die Einzige, die es schaffte, ihn aus der Reserve zu locken.
Er erinnerte sich an den Tag, an dem er bei der Familie Marcellus eingezogen war. Daisy war ständig in sein Zimmer gekommen und hatte ihn mit ihrer heiteren Art angesteckt. Irgendwann war ihm allerdings ihre ständige Präsenz auf die Nerven gegangen. Deshalb hatte er Linien durchs Haus gezogen, die niemand überschreiten durfte. Doch Daisy hatte sich nicht davon beeindrucken lassen. Sie hatte es schlicht abgelehnt, aus seinem Leben ausgegrenzt zu werden.
Und das war heute noch so. Wenn sie in seiner Nähe war, nahm sie sofort von allem Besitz – selbst von seinen Gefühlen. Das war schon damals ihr größtes Talent gewesen.
Seufzend setzte er sich neben sie und berührte den Helm von Emo X-14. Sofort erwachte der Roboter zum Leben.
„Emo, das ist Daisy“, stellte Justice sie vor.
„Hallo, Daisy“, sagte eine angenehme metallische Stimme.
Daisy war sofort begeistert. „Hallo, Emo.“
„Wie geht es dir heute?“
Justice amüsierte es, dass Daisy tatsächlich darüber nachdachte.
Verunsichert sah sie ihn an. „Ich bin etwas nervös und ärgere mich darüber, dass dein Erschaffer dich womöglich bald auseinanderschraubt.“
„Vielleicht brauchst du einen nervenberuhigenden Tee von Aggie“, meinte Justice.
Sie kniff die Augen zusammen. „Vielleicht.“
Mehrere Lichter blinkten auf Emos Hinterseite. „In Bearbeitung“, gab er hicksend von sich.
Daisy runzelte die Stirn. „Warum hat Emo Schluckauf?“
„Das passiert manchmal, wenn er mehrere Funktionen gleichzeitig ausführt.“
„Du wirst ihn deshalb aber nicht verschrotten, oder?“
„Emo ist eine Maschine. Man kann seine Teile weiterverwenden.“
Als der Roboter
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