Collection Baccara Band 336
an.“
„In Ordnung“, murmelte sie mit brüchiger Stimme und betrat ihr Loft.
Auf ihren Lippen spürte sie immer noch seinen Kuss.
Am Mittag des folgenden Tages hatte Gina sich selbst davon überzeugt, dass sie viel zu viel in die Sache hineininterpretiert hatte. Sie war von Case kalt erwischt worden, denn sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er sie küssen würde. Deshalb hatte sie anfangs mehr darin gesehen, als es eigentlich zu bedeuten hatte. Außerdem galt es zu bedenken, dass Männer wie er ausgezeichnete Schauspieler waren. Wenn es die Situation verlangte, einer Frau mit einem atemberaubenden Zungenspiel zu weichen Knien zu verhelfen, dann konnte er eine solche Vorstellung mit Sicherheit überzeugend abgeben. Vermutlich hatte er hinterher auch keine Gewissensbisse wegen der Täuschung.
Obwohl sie ihre Meinung über den Kuss geändert hatte, war sie bei ihrer Entscheidung, mit Case auszugehen, geblieben. Jetzt noch einen Rückzieher zu machen und sich herauszuwinden, würde garantiert mehr Ärger verursachen, als die ganze Sache wert war. Vor allem, wenn sie die Sturheit dieses Mannes in Betracht zog. Sie fand es schon anstrengend, nur darüber nachzudenken.
Deshalb saß sie nun neben ihm im Bus und trug, seinem Vorschlag folgend, die wärmste Kleidung, die sie besaß. Sie war ziemlich erstaunt gewesen, als er sie zur Bushaltestelle in der Nähe ihrer Wohnung geführt hatte, denn sie hatte angenommen, es sei unter seiner Würde, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, zumal er seinen Cadillac direkt vor ihrem Haus geparkt hatte.
Nun warf sie ihm einen Seitenblick zu und fragte sich, ob sie sich bei der Einschätzung seiner Persönlichkeit wohl auch in anderen Punkten geirrt hatte. Als ob er ihren Blick gespürt hätte, wandte er ihr das Gesicht zu und lächelte.
„Ist dir warm genug?“
Sie waren ohne große Diskussion dabei geblieben, sich zu duzen. Es fiel ihr nicht schwer, sein Lächeln zu erwidern. „Ja, alles bestens. Wohin fahren wir denn?“
„Zu den Wasserfällen.“
Verblüfft schnappte sie nach Luft. „Zu den Wasserfällen?“
„Ja. Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Im Sommer sind sie wohl am schönsten, aber ich persönlich mag die Fälle im Winter am liebsten, wenn Schnee liegt und das Wasser zu gefrieren beginnt.“
„Die Wasserfälle“, wiederholte Gina immer noch fassungslos. Sie hätte nie gedacht, dass Case Spaß daran haben könnte, eine Touristenattraktion zu besuchen.
„Wir können auch woanders hinfahren“, sagte er unsicher.
Sie schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich mag die Wasserfälle. Ich bin nur überrascht, das ist alles.“
Wieder lächelte er und verschränkte seine Finger mit ihren. „Ich fahre mindestens einmal im Monat hin. Wenn ich Zeit habe, sogar öfter.“
Gina schluckte. Die Selbstverständlichkeit, mit der er ihre Hand genommen hatte und sie nun festhielt, machte sie nervös. Sie hoffte nur, dass sie vor lauter Aufregung nicht schwitzte, und wünschte, sie hätte Handschuhe an.
„Warst du mal dort auf dem Aussichtsturm?“
„Ja, aber das liegt Jahre zurück.“
„Dann sollten wir den Turm auf jeden Fall mit ins Programm nehmen. Ich dachte, wir gehen noch ins Horse Barn Arts Center. Da haben sie gerade eine interessante Kunstausstellung.“
Das Horse Barn Arts Center war ein Kulturzentrum, das neben ständigen Exponaten auch Wanderausstellungen beherbergte. Außerdem wurden in den Räumlichkeiten kulturelle Veranstaltungen organisiert. Gina wusste alles über die Einrichtung, denn sie war aktives Mitglied im Kulturausschuss. Sie besuchte jede Ausstellung, die dort zu sehen war. Tatsächlich hatte sie vorgehabt, am kommenden Wochenende dorthin zu gehen. Die aktuelle Präsentation war interaktiv und die eigentliche Zielgruppe waren Kinder, denen durch spielerisches Lernen Kunst nahegebracht werden sollte. Sie fand das höchst spannend und interessant, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass Case für so etwas Begeisterung aufbrachte.
„Was möchtest du zuerst machen? Aussichtsturm oder Ausstellung?“
Sie überlegte einen Moment. „Den Turm. Dann können wir uns hinterher im Horse Barn Center aufwärmen.“
Nach einer Weile erreichte der Bus seine Endstation, das Besucherzentrum der Sioux-Wasserfälle. Von dort aus gingen Case und sie zu Fuß. Wie der Wetterbericht vorausgesagt hatte, hatte es in der Nacht reichlich geschneit, mehr als dreißig Zentimeter. Trotz des Schnees und der Kälte fand Gina den Spaziergang
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