Collection Baccara Band 336
erfrischend und wohltuend.
Noch bevor die Fälle in Sichtweite kamen, hörte sie schon das Rauschen des auf die Felsen donnernden Wassers. Am Flussufer hatten sich hohe Schneeverwehungen gebildet, die kahlen Bäume waren mit einer weißen Schicht bedeckt. Gewaltige Eiszapfen hingen von den massiven Felsüberhängen bei den Wasserfällen herunter.
„Komm“, sagte Case und reichte ihr eine Hand. „Lass uns ein wenig näher herangehen.“
Gina gestattete ihm, sie zu führen, und als sie stehen blieben, legte er ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich.
Während sie dastand und den Anblick und die Geräusche in sich aufnahm, kam ihr unvermittelt eine Erinnerung in den Sinn. Genauso hatte sie schon einmal hier gestanden. Damals war sie vielleicht zehn Jahre alt gewesen und hatte zusammen mit ihrer Mutter beobachtet, wie das Wasser die Felsen hinunterbrandete. Ihre Mutter machte eine Bemerkung, der sie zu diesem Zeitpunkt keine besondere Bedeutung beigemessen hatte.
Ich frage mich, ob Ertrinken ein sehr qualvoller Tod ist.
Damals hatte Gina nicht weiter über die Worte ihrer Mutter nachgedacht, fand es nur seltsam und makaber, so etwas zu sagen. Ein Schauer war ihr den Rücken hinuntergelaufen. Erst nach dem Selbstmord ihrer Mutter war ihr aufgegangen, dass sie diesen Schritt offenbar schon längere Zeit erwogen hatte.
Sie erschauerte und verdrängte diese Gedanken aus ihrem Kopf.
„Ist dir kalt?“, fragte Case mit erhobener Stimme, um das Donnern des Wassers zu übertönen.
„Ein bisschen“, log sie. Auf keinen Fall würde sie ihm den wahren Grund für ihr Erschauern verraten.
Er knöpfte seinen Mantel auf, zog sie an sich, sodass sie mit dem Rücken an seine Brust gedrückt dastand, und schlug die Mantelschöße um sie. Zusätzlich hielt er sie in den Armen.
„Besser?“, wollte er wissen.
Sie war sich seiner unmittelbaren Nähe sehr bewusst und nickte nur stumm. Er schmiegte eine Wange an ihre, damit sie ihn trotz der Geräuschkulisse verstehen konnte, und fragte: „Erinnerst du dich noch, wie es hier früher aussah? Voller Müll, schmutzig und verwahrlost? Es war viel Arbeit nötig, um diesen Ort so attraktiv zu machen, wie er heute ist.“
Sie blickte ihn von der Seite her an. „Das hört sich an, als wärst du daran beteiligt gewesen.“
„Nicht so sehr, wie ich eigentlich wollte. Dakota Fortune hat für die Säuberungsaktionen Gerätschaften und Personal bereitgestellt. Ich habe selbst mitgeholfen, so oft sich die Möglichkeit ergab. Es war viel Zeit und Arbeitskraft erforderlich, um hier Ordnung zu schaffen.“
Es überraschte sie, dass er ehrenamtlich bei einem solchen Projekt mitgearbeitet hatte, doch sie beschloss, das Nachdenken über seinen Charakter auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
„Eure Firma, Reynolds Refining, hat ebenfalls einen Beitrag geleistet“, fuhr er fort. „Geld und Treibstoff für die Fahrzeuge. Aber das ist dir ja bestimmt bekannt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur sehr wenig vom Unternehmen meines Vaters.“
Halb befürchtete sie, er würde neugierige Fragen zu Curtis Reynolds und seinem Geschäft stellen, daher war sie erleichtert, als er das Thema fallen ließ und stattdessen von den Aufräum- und Sanierungsarbeiten an den Wasserfällen erzählte.
Gina genoss den Tag mit Case in vollen Zügen. Erstaunlicherweise war es wirklich schön mit ihm, aber nun neigte ihre gemeinsame Zeit sich dem Ende zu. Da sie hinsichtlich Männern und Verabredungen sehr unerfahren war, fragte sie sich, wie ein solcher Tag angemessen zum Abschluss zu bringen war. Sollte sie ihn noch zu sich einladen? Sollte sie ihn küssen? Oder doch besser nicht?
Nervös schloss sie die Tür zu ihrem Loft auf und drehte sich zu Case um. Vielleicht war es am besten, ihm den Verlauf des Abschieds zu überlassen.
„Vielen Dank für den schönen Tag. Es hat mir wirklich Spaß gemacht.“
Verführerisch lächelnd nahm er sie beim Ellenbogen und zog sie dichter an sich heran. „Heißt das etwa, du hast deine Meinung geändert, was mich betrifft?“
Verlegen senkte sie den Blick. „Zumindest habe ich neue Aspekte entdeckt, über die ich nachdenken werde.“
Er lachte leise und küsste sie flüchtig auf die Wange. „Damit muss ich mich wohl erst mal zufriedengeben.“
„So ist es.“
„Wann darf ich dich wiedersehen?“
„Nun, ich weiß nicht so genau“, erwiderte sie zögernd. Sie war erstaunt, dass er noch einmal mit ihr ausgehen wollte. „Mein Verleger
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