Collection Baccara Band 337
aussprach, meinte sie auch so. Das war er ganz und gar nicht gewöhnt.
„Woran denkst du?“, fragte sie neugierig.
„Daran, dass ich nicht an Leute gewöhnt bin, die die Wahrheit sagen.“
Verdutzt sah Jillian ihn an. „Wieso denn nicht?“
„Die meisten Leute, die ich festnehme, erzählen mir, dass sie unschuldig sind. Ein Freund habe sie zu der Tat angestiftet, oder sie sagen einfach, sie waren es nicht, obwohl es Zeugen gab, die sie eindeutig identifizieren können. Die allerbesten sind die, die behaupten, die Polizei habe sie auf dem Kieker und verhafte sie aus reiner Bosheit.“ Seine Stimme hatte einen spöttischen Klang angenommen.
Jillian lachte. „Sie hoffen wohl, dass sie mit der Lüge davonkommen.“ Auf einmal wurde sie ernst. „Da fällt mir ein, es wird geredet, dass der Mann, den du wegen des Banküberfalls festgenommen hast, wegen irgendeiner Formalität wieder auf freien Fuß kommt. Stimmt das?“
Er verzog den Mund. „Es kann sein. Sein Anwalt meinte, der Richter habe bei den Anweisungen an die Jury einen Fehler gemacht. Es ist schon öfter passiert, dass Leute wegen so etwas freikommen.“
„Ted, er hat geschworen, dass er dich umbringt, wenn er rauskommt.“ Jillians Stimme klang besorgt.
Er zwinkerte ihr zu. „Hast du etwa Angst um mich?“
„Natürlich.“
Seufzend drückte er sie an sich. „Genau das tut einem Mann gut, wenn eine süße kleine Frau sich um ihn Sorgen macht.“
„Ich bin nicht klein und auch nicht süß, und normalerweise mache ich mir keine Sorgen“, erwiderte Jillian entrüstet.
„Es ist schon okay, wenn du dir um mich Sorgen machst, nur nicht zu viele, ja?“
Sie spielte an dem Knopf seiner Jacke herum. „Es gibt viele Jobs, die sicherer sind als der eines Polizisten.“
„Ach nee, wirklich?“, scherzte Ted.
In ernstem Ton fuhr sie fort. „Mein Onkel war mit Joe Brown befreundet, das war dieser Polizist, der vor ein paar Jahren erschossen wurde. Seine Frau sagte nach seinem Tod, dass sie immer, wenn er nachts wegen irgendeiner Sache raus musste, zitternd vor dem Telefon gesessen und gebetet hatte, dass er gesund wieder heimkommen möge.“
„Wenn man mit einem Polizisten verheiratet ist, muss man damit leben.“ Ganz unbewusst hatte er seine Arme fester um ihre schmale Taille gelegt.
Jillian biss sich auf die Unterlippe. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich nachts beim Telefon sitzen oder nervös auf und ab gehen. Sie mochte Ted, und bei dem Gedanken, dass ihm etwas zustoßen könnte, wurde ihr schlecht. Aber noch war es ja nicht so weit, noch lebten sie nicht zusammen … und verliebt in ihn war sie auch nicht.
Sollten sie sich aber erst einmal körperlich näherkommen, würde sie sicher nicht mehr rational denken können, da war sich Jillian sicher. Sie hatte von anderen Frauen gehört, dass Sex eine Beziehung völlig verändern konnte und man nicht mehr ohne den anderen sein wollte.
An ihrem Gesichtsausdruck konnte Ted erraten, woran sie dachte. Langsam ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
„Ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, Ted“, murmelte sie und sah zu ihm auf.
„Bereit für was?“
Seine abweisende Haltung verwirrte Jillian, aber sie musste ehrlich zu ihm sein. „Fürs Heiraten.“
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Jillian, wenn wir nicht heiraten, wird ein Bauunternehmer aus Kalifornien diesen Ort hier völlig verändern. Scharen von Touristen werden herkommen, und Sammy wird auf einem Servierteller landen.“
Seine Worte trafen sie wie ein Schlag. Ihr Blick hatte etwas Gequältes an sich, als sie erwiderte: „Aber es ist nicht fair, das völlig überstürzt tun zu müssen, ohne dass man Zeit hat, darüber nachzudenken! In den Testamenten steht nicht, dass wir morgen schon heiraten müssen. Da steht eigentlich gar nichts darüber, wann wir es tun müssen.“
Ted wusste, dass in dem Testament sehr wohl eine Frist stand, aber er wollte Jillian nicht bedrängen. Sie hatte kalte Füße bekommen, und auch wenn sie schon jahrelang miteinander bekannt waren, so kannte sie ihn schließlich noch nicht wirklich. Für den körperlichen Teil der Ehe würde sie sowieso noch lange nicht bereit sein, darüber war sich Ted im Klaren.
„Okay. Was hältst du davon, wenn wir uns Zeit lassen, um uns besser kennenzulernen, und über den Rest in nächster Zeit gar nicht nachdenken?“
„Du meinst, wir verabreden uns und so?“, fragte Jillian vorsichtig.
„Ja, ganz genau.“
Gott, wie gut er doch
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