Collection Baccara Band 338
wärst, unsere Ehe geheim zu halten, hättest du wesentlich weniger Stress. Aber anscheinend kannst du den Gedanken nicht ertragen, irgendjemanden aus deiner Familie zu enttäuschen.“
„Warum bist du gekommen?“, hakte sie nach, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich wieder an seinen Wagen. „Mein Vater ist letzten Monat gestorben.“
„Oh, Reese! Das tut mir so leid. Er war ein sympathischer Mann und sehr freundlich zu mir.“
„Er mochte dich“, erwiderte er lächelnd. „Ich habe ihm versprochen, mein Leben in Ordnung zu bringen.“
„Und wie willst du das anstellen?“
„Da gibt es nur eine Möglichkeit.“ Er zögerte nur kurz. „Die Scheidung. Ich habe die Papiere in meinem Hotelzimmer.“
Eliza blinzelte und schluckte trocken. Natürlich war ihr klar gewesen, dass sie diesen Schritt irgendwann einmal machen mussten, doch sie hatte das Unvermeidliche immer erfolgreich verdrängt. Jetzt war es also so weit. Reese war da und er wollte die Scheidung. „In Ordnung.“
Er nickte, sein Gesicht wirkte finster.
„Kannst du heute noch weg?“
Offenbar hatte er es eilig, sie loszuwerden. Eliza überlegte, ob es vielleicht eine Frau in seinem Leben gab. Dieser Gedanke schmerzte sie mehr, als er sollte. „Der Abend ist ohnehin ruiniert. Niemand wird mich vermissen. Gib mir einen Moment, damit ich meine Jacke und die Handtasche holen kann.“
„Lass dir Zeit. Ich habe sechs Jahre lang gewartet, da kommt es auf ein paar Minuten mehr nicht an.“
Eliza stand mit weichen Knien in der Hotelsuite von Reese und kam sich vor wie ein Schulmädchen bei der ersten Verabredung. Beim Knall des hochschießenden Champagnerkorkens zuckte sie zusammen. Sie beobachtete, wie Reese an der Bar die perlende Flüssigkeit in zwei Sektflöten goss. „Champagner?“, fragte sie.
„Ich konnte es mir nicht leisten, unsere Ehe damit zu beginnen“, sagte er, seine Miene war ausdruckslos.
„Also beenden wir sie damit.“
„Genau.“ Er trat zu ihr und reichte ihr eines der Gläser. „Auf die Freiheit“, sagte er, stieß mit ihr an und nahm einen Schluck. Dann stellte er sich ans Fenster und blickte hinaus auf die nächtliche Skyline von Sioux Falls.
Eliza sah sich in dem luxuriös ausgestatteten Raum um. Geld konnte einen Menschen verändern, bei Reese war das zweifellos der Fall. „Dies ist vermutlich das letzte Mal, dass wir uns sehen“, begann sie langsam. „Deshalb möchte ich dir sagen, wie sehr ich mich für dich freue, Reese. Du hast dein Ziel erreicht.“
„Habe ich das?“
„Sag du es mir.“
„Erfolg im Geschäft und Scheitern im Privatleben. Ich denke, dass es fünfzig zu fünfzig steht.“
„Du bist nicht gescheitert“, widersprach sie.
Er schnaubte abfällig. „Doch. Wir sind beide gescheitert, Liebling.“
Seine Worte trafen sie bis ins Mark, aber er hatte wohl recht. „Vermutlich.“ Es war ein anstrengender Tag gewesen und ihre Knie fühlten sich an wie Gummi, daher setzte sie sich auf das Chintzsofa und lehnte sich zurück. „Denkst du, wir können diese Scheidungssache für uns behalten?“
„Sicher. Warum nicht?“
„Es ist nur so, dass …“
„Verdammt, du musst es mir nicht noch einmal erklären. Ich habe verstanden. Da wir in Montana geheiratet haben, sollte das kein Problem sein. Niemand hier muss es erfahren.“
Mit zitternden Händen wollte Eliza ihr Glas auf den Marmorbeistelltisch stellen, sie stieß jedoch dagegen und kippte es um. Der Inhalt verteilte sich über einige Papiere, die auf der Tischplatte verstreut lagen. Die Tinte auf den Blättern verwischte. „Oh, das tut mir leid. Das sind doch hoffentlich nicht die Scheidungspapiere?“
„Nein“, antwortete Reese, griff nach einem Geschirrtuch von der Bar und tupfte die Schriftstücke trocken. „Das ist nicht so schlimm.“ Er nahm die Unterlagen hoch und unterzog sie einer näheren Betrachtung. „Ich habe eine Kopie davon.“
„Was ist es?“, fragte sie neugierig.
„Der Grundriss meines Hauses“, erwiderte er. „Die Innenarchitektin macht meinem Bruder in meiner Abwesenheit das Leben schwer. Sie will mit der Arbeit anfangen, aber ich kann mich nicht entscheiden.“
„Ach ja.“ Sie rief sich in Erinnerung, was er im Kreise ihrer Familie über dieses Haus berichtet hatte. „Die Inneneinrichtung, für die du angeblich meine Hilfe möchtest.“
„Ich musste mir schnell eine plausible Ausrede einfallen lassen“, verteidigte er sich.
Sie
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