Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
ist ihm fremd. Sogar im Kern des Glaubens.
Überhaupt fand er den Mann immer anstrengender.
Nach der Ankunft auf dem Außenposten und einem Funkspruch hatte man ihnen einen FTL -Carrier gesandt, um die Interception nach Christ zu bringen. Die Piraten saßen vorerst im churcheigenen Gefängnis und warteten auf unbestimmte Zeit. Der Ministrator entschied, was mit ihnen geschah, nachdem dem Schiff mit dem ReRouter die letzten Geheimnisse entlockt worden waren. Fairbanks murrte dagegen, aber was sollte sie schon tun?
Black hatte sich unterdessen behandeln lassen, Whiskey gesoffen und gequalmt wie ein gefülltes Weihrauchgefäß. Er feierte offenbar schon die bevorstehende Entlassung. Hätte es auf dem Carrier einen Tätowierladen und Huren gegeben, Innocent war sich sicher, dass der Nuntius eine Woche lang mit beidem verbracht hätte.
»Sag mal, Kleiner, ist es dir eine Ehre?«, hörte Innocent ihn neben sich sagen und ärgerte sich über den mokierenden Ton.
»Ja, es ist mir eine Ehre«, erwiderte er und blickte zum Kreuz, das wuchtig und massiv an der Wand gegenüber des Eingangs hing. Es war zwanzig Meter hoch, bestand aus Gold und symbolisierte die Herrlichkeit des Glaubens. Den Triumph über alle anderen. Die Weisheit des HERRN sowie des Ministrators, dem Stellvertreter Gottes im All.
»Und? Hast du schon mal einen Apostel gesehen?«
»Nein. Deswegen ist es mir eine so große Ehre.« Er musste zugeben, dass ihn die Einladung überraschend getroffen hatte. Anscheinend wollte man sie wegen der Erbeutung des Schiffs besonders belobigen.
»Du wirst aber erwähnen, dass es meine Idee war, die Interception für die Church in Besitz zu nehmen?«, fragte Black beiläufig. »Das könnte für einen kleinen Bonus sorgen. Das Gehalt eines Priest auf einem Außenposten ist nicht eben üppig.«
»Es wird für den Whiskey reichen«, gab Innocent spitz zurück. »Bei den Huren solltest du dich einschränken.«
Der Nuntius lachte erneut seine Dämonenheiterkeit. »Das muss ich nicht. Du wirst mir bei den Verhandlungen mit dem Apostel beistehen, Kleiner.«
»Ich rettete dir dein Leben. Das genügt.«
»Du bist ein Mann voller Nächstenliebe.«
»Und du spendest die deine gern denen, die auch dein Geld dafür nehmen.« Innocent sah keinerlei Veranlassung mehr, sich dem Mann gegenüber zurückzuhalten. Sie würden sich nie wiedersehen, es sei denn, er würde aus Versehen Blacks Außenposten anfliegen. Diesen Planeten würde er mit einem großen Zeichen markieren, um ihn zu umgehen.
Ihr Rededuell schwang als Nachklang in der Wartehalle umher, wurde zu einem dunklen Ton, bevor es sich in nichts auflöste.
Dann lachte Black wieder. Es begann leise, steigerte sich und füllte den Raum bis in die letzte Ecke. Ein Lachchoral, der den Teufel beeindruckt hätte.
Ich frage nicht, was so komisch ist. Innocent hoffte, dass endlich jemand erschien, um ihn aus diesem Albtraum zu erlösen.
Endlich öffnete sich scheinbar die Wand, was sich bei näherem Hinsehen als verborgene Tür in der Vertäfelung entpuppte.
Ein Mann in einer dunkelgrünschwarzen Soutane trat heraus und hob den Arm, winkte sie mit dem Finger zu sich, als müsste er sie durch einen Seiteneingang hereinlotsen, bevor sie jemand sah. Ähnlich wie bei unliebsamen Verwandten oder Bittstellern.
Das passt. Innocent nahm den Kirchenoberen nicht übel, etwas undankbar behandelt zu werden, und schob es auf die Anwesenheit des schwarzen Schafbocks an seiner Seite. Er achtete darauf, dass man die Tätowierung nicht sah, die er immer noch trug. An Bord des Carriers gab es keine medizinisch passenden Einrichtungen, um die Zeichen zu entfernen, und auf Christ hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben.
Sie gingen los und erreichten den Mann, der um die sechzig Jahre alt war und ein von Narben gezeichnetes Gesicht hatte. Es konnte von allen möglichen Verletzungen herrühren. Am wahrscheinlichsten waren Schnittverletzungen und Verätzungen. Die langen silbernen Haare hingen zu einem Zopf zusammengefasst auf den Rücken.
»Preacher White, Nuntius Black«, grüßte er leise und nickte ihnen zu, bevor er in den Gang hinter sich deutete. Er trug dunkelgrüne Samthandschuhe mit schwarzen Zierlinien darauf. »Ich bin Ignatius Horàt, apostolischer Geheimsekretär. Ich darf euch beide in den Besprechungsraum bringen. Immer geradeaus.«
Innocent schritt an ihm vorbei und bemerkte das Kreuz am hohen Kragen der Soutane, dessen Mitte mit Stacheldraht umwickelt war, der wiederum ein
Weitere Kostenlose Bücher