Collector
Unterstützungsflotte des 20T zu sehen.
Nach den neuesten Erkenntnissen betrachtete er sie als Feinde, die auf Knopfdruck entweder selbst die Vernichtung der Flotte in Angriff nahmen oder ihr den Rest geben wollten, nachdem die Collectors zugeschlagen und Vorarbeit geleistet hatten.
Alarm geben kann ich nicht. Dann aktivieren sie die Peilsender und feuern alles ab, was sie haben, grübelte er. Außerdem glaubte er daran, dass der Orden seine neu gebauten Silberschiffe ganz in der Nähe geparkt hatte. Sie könnten auf einen kurzen Funkimpuls hin bestimmt sofort ins System springen und ebenfalls attackieren. Es bleibt mir nur mein ursprünglicher Plan. Ob er funktionieren würde, wusste er nicht.
Tut der Orden das wirklich wegen des Technikwahns? Oder habe ich einen Grund übersehen? Ist der Zentralrechner auf Automaton Prime schlichtweg verrückt geworden? Es ist einfach nicht nachvollziehbar. Nach einer Pause fügte er für sich selbst hinzu: nach menschlichem Ermessen. Womöglich ist diese Stufe bereits übersprungen.
Tannmann kehrte an den Schreibtisch zurück und befahl in einer Nachricht allen Schiffen, die repariert worden waren, eine Durchsicht der behobenen Schäden. Sie sollten Ausschau nach den kleinen Kästchen halten. Er stufte die Nachricht als geheim ein, damit nichts nach außen drang und weder der 20T noch die Collectors davon erfuhren.
»Die Kästchen müssen gesammelt und zur Vernichtung vorbereitet werden. Vernichtung erfolgt auf mein Kommando hin«, tippte er und chiffrierte die Botschaft dreifach, ehe er sie absandte.
Dann rief Tannmann seinen Ersten Navigationsoffizier zu sich und erklärte ihm bei einem Glas Whiskey, was er beabsichtigte.
Mitten im Satz wurde er sich bewusst, dass die Jeton ebenfalls kleinere Reparaturen hatte erledigen lassen.
Es bestand keine Aussicht, den Zerstörer zu kontaktieren.
Dritte Szene
3. Juni 3042 a. D. [Erdzeit]
SYSTEM: OSIRIS
PLANET: RA
Faye bewegte probeweise den Arm und war erleichtert, als die lautlosen Nanomotoren der Panzerung funktionierten. Klappt. Nichts hängt. Sie hatte beim Check der schwarz lackierten Aries One-Rüstung kurz geglaubt, einer der Antriebe habe eine Fehlfunktion, auch wenn die Helmanzeigen das Gegenteil behaupteten. Die Statusmeldung zeigte o.k. an.
Die komplett geschlossene Panzerung besaß eine eigene Energieversorgung und verlieh dem Träger durch Nanotechnologie zusätzliche Kraft. Faye hatte damit in ihrer Ausbildung trainiert und es sehr gemocht.
Der Aries-Konzern, der die gleichnamigen Rüstungen herstellte, war unerreichbar in Sachen Kampfpanzerung, auch wenn Gauss und United Industries und viele andere sich an Plagiaten versuchten. Gegen die Collies war die Aries One dringend nötig, denn deren Rüstungen waren mehr als zweimal so dick.
Faye fuhr mit dem Zeigefinger der Rechten über ihr detailliertes Emblem, das sie zwei Stunden lang mit Bronzefarbe aufgemalt hatte: ein janusköpfiger Adler, das generelle Abzeichen einer Justifier-Einheit. Es machte sie zu etwas Besonderem unter den Russen.
Wenn Malhotra das sehen könnte. Sie grinste unter ihrem Helm und hielt ihr klobiges, großkalibriges Schnellfeuergewehr der Marke Deathmace fest, in dessen Magazin raketengetriebene Explosivmunition steckte. Sie sah sich im Transporter um.
Zusammen mit Team Black der Special Forces der Jeton saß sie in Schleuse I des Hyperion-Jagdgleiters, der sich mit waghalsigen Manövern durch einen schmalen Korridor voller Asteroidenbrocken bewegte. In Schleuse II wartete Team Red, zwanzig Special-Forces-Soldaten mit tragbaren schweren Waffen. Schlagkraft haben wir genug.
Faye sah auf die Zeiteinblendung. Der Zerstörer würde in vier Minuten aus seiner Deckung auftauchen und einen Angriff auf Ra vortäuschen, um alle Kräfte an sich zu binden. Die Ortungsgeräte der Jeton hatten zwei Orbitalplattformen und einen Schiffstypus der Bigger-Klasse identifiziert, was Laroux wenig Sorgen bereitete. Bedenken hatte sie nur wegen möglicher Unterstützung, die die Verteidiger anfordern konnten.
Neben ihr kauerte Lyssander, den sie mit roten Kreuzen auf seiner Panzerung markiert hatten. Ingstrabur hatte ihm eine minimale Dosis des Neuroleptikums verabreichen müssen, sonst wäre er übergeschnappt. Dafür war er nicht mehr in der Lage, die genauen Impulse des Chemicals oder seines Sohns auf größere Distanz wahrzunehmen. Also hatten sie ihn mitnehmen müssen.
»Alles klar?«, fragte sie ihn über Funk, damit er nicht einschlief. Der
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