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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mediator war am Ende des Machbaren angelangt und hatte schon zehn Bluttransfusionen erhalten. Das Rot lief ihm fast schon wie Wasser aus der Nase; eine Drainage verhinderte, dass sich zu viel Druck im Schädel aufbaute. Ingstrabur hatte eine Art zweiten, äußeren Blutkreislauf gebildet, indem er den Schlauch unter der Haut entlangführte und in die Schlagader des Beins münden ließ.
    Lyssander hob die Hand. Sein Visier war verspiegelt wie alle anderen. Faye vermochte die Wahrheit über seinen Zustand nicht von seinem Gesicht abzulesen.
    »Wohin?« Sie hielt ihm die Karte des Planeten auf einem Display hin, das mit der Brücke der Hyperiona verbunden war.
    Wie in Zeitlupe hob er den linken Arm und drückte auf eine Stelle oberhalb des Äquators, direkt am Meer. »23«, murmelte er schwach.
    »Und Kris?« Sie riss sich zusammen, um ihn nicht anzuschreien. Du wirst doch deinen Sohn finden können! »Ist er auch da?«
    Lyssander grunzte unverständlich und versuchte, die Handschuhe abzustreifen, die bei der Aries One fest mit dem Anzug montiert waren. Die Wirkung des Neuroleptikums ließ nach, die alten Ticks und Aussetzer wurden stärker.
    Ground Commander Uschtrow beugte sich zu ihr. »Sie werden ihn fesseln, wenn er wieder anfängt, Schwierigkeiten zu machen, Durrick. Zwei meiner Leute werden ihn dann auf die Antigrav-Liege packen und durch die Gegend schieben. Die Mission ist schon gefährlich genug. Ich brauche keinen Wahnsinnigen, der meine Männer zusätzlich gefährdet.«
    »Klar, GC.« Faye nickte und salutierte lax.
    »Ziel markiert«, hörten sie die nüchterne Stimme der Pilotin in den Helmen. »Haben die Gegend lokalisiert. Ist ein Stadtkomplex, wie ich von hier oben sehen kann. Ziemlich groß und ziemlich einfallslos konzipiert. Streng geometrisch. Ein paar Millionen Menschen werden hier Platz haben, schätze ich.« Das Licht sprang um auf Blau. »Die Jeton ist soeben hinter dem Mond aufgetaucht. Orbitalplattformen haben Kurs genommen. Von der Oberfläche steigen mehrere Big-Schiffe auf. Wir lassen sie durch und beginnen Anflug. T minus drei Minuten.«
    Faye hatte sich die Unterlagen über Ra von Laroux geben lassen und sie genau studiert. Sie rief die Pläne und Satellitenkarten ab und verglich die Region mit der heutigen Situation. Verdammt! »Okay, da hat sich was geändert. Die Stadt ist neu«, sagte sie zu Uschtrow. »Vor dem Auftauchen der Collies gab es da nur einen Fischereihafen und eine Fabrik für Fischverarbeitung.«
    »Anscheinend hat es den Collies da gut gefallen.« Der Ground Commander gab Befehle, die Special Forces prüften die Waffen ein letztes Mal. Die Mündungen hatten zentimetergroße Durchmesser. Ohne die Aries-Rüstungen wären die Gewehre für einen Menschen wegen des hohen Rückschlags bei normaler Munition und des Gewichts nicht zu bedienen gewesen. Die Kolben wurden in den Halterungen am Boden vor den Sitzen arretiert, damit sie nicht bei harten Schlägen oder abrupten Manövern des Jagdgleiters durch die Gegend flogen.
    Faye betrachtete weitere Satellitenaufnahmen. Ra ist tatsächlich noch grüner geworden. Kleine Städte waren verschwunden und einigen wenigen Mega-Citys gewichen.
    Was ist denn das? Sie betrachtete mehrere Punkte, die aussahen wie primitive Hütten. Die Aufnahmen zeigten, dass sich dazwischen Menschen bewegten.
    Ob sie der Obhut entkommen sind? Aber sie zweifelte gleich wieder an ihrer Vermutung. Den Collies wären sie nicht entgangen. Wenn ich sie so leicht finde, können sie das auf alle Fälle auch. Warum sollten sie die Ausbrecher tolerieren?
    Außerhalb der Städte zeigten ihr die Bilder hallenhafte Komplexe, die an die Erzählungen von Bishopness Theresa erinnerten: vermutlich gewaltige Krankenhaus- und Entbindungseinrichtungen.
    »Wir gehen runter«, sagte die Pilotin. »Erreichen die Oberfläche in vier Minuten. Schneller geht es leider nicht, die Atmosphäre ist etwas knifflig.«
    »Bestätigt«, sagte Uschtrow.
    Faye zoomte den Stadtkomplex näher. »Lyssander, bitte, suchen Sie nach Kris und den anderen.« Sie hatte bewusst den Namen seines Sohnes zuerst genannt. »Strengen Sie sich an! Wir kommen ihnen immer näher, es sollte Ihnen also leichtfallen.« Sie hielt ihm das Pad hin.
    Er nahm es mit den langsamen, erschöpften Bewegungen eines Greises entgegen, hielt es mit beiden Händen und rührte sich nicht mehr.
    Die Hyperiona ruckelte plötzlich und vollführte schlingernde Bewegungen. Die Insassen wurden durch die straffen Gurte gehalten, sonst

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