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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»23, hör mir zu: Anatol sagte mir, dass wir beide weitermachen sollen. Er redet gerade mit dem Collector-Schiff, aber er denkt, er wird bald sterben.«
    23 verstummte. »So?«, sagte er dann traurig. »Oh. Sehr viel oh. Wäre schade, sehr schade um ihn. Wo wir uns doch gut verstehen! So gut verstanden! Er hat mir einen fantastischen Witz erzählt, von einem Ork, der einen Zwerg...«
    »Hör mir zu!«, rief Kris laut, und einige der Offiziere drehten die Köpfe zu ihm. »Kannst du mit ihnen reden? Mental? Wie ein Mediator?«
    Der Chemical sagte nichts, sondern atmete nur sehr laut. »Ich denke, wir müssen etwas ausprobieren.«
    Anatols Überwachungsgeräte fiepten langgezogen, die Anzeigen färbten sich rot.
    »Herzstillstand«, meldete Ingstrabur unaufgeregt, aber mit Nachdruck. Er langte in den Korb, der an der Antigrav-Liege angebracht war, und nahm einen Defibrillator hervor. Der Bot bereitete derweil alles vor, hielt Kontaktgel bereit und bat die Soldaten, einen Schritt zurückzutreten. Die Kontakte wurden Anatol auf die Brust gesetzt. Mit einer hörbaren Entladung jagte der Strom durch ihn hindurch.
    »Schiffsaktivität«, meldete der Überwachungsoffizier im gleichen Augenblick. »Der Collector hat die Steuerdüsen gezündet und bewegt sich auf uns zu. Er... er steuert auf Hangar drei zu!«
    Kris ahnte, was vor sich ging. »23, bist du das? Steuerst du den Jäger?«
    Laroux sah zum Mediator, der eben einen weiteren lebenspendenden Elektroschock versetzt bekam. »Mit den Geschützen verfolgen, Hangartor öffnen, Hangar räumen«, befahl sie nach kurzem Abwägen. »Uschtrow, machen Sie Team Red klar und schicken Sie es mit den schwersten tragbaren Waffen in Hangar drei. Blasen Sie den Jäger auseinander, wenn er auch nur eine Geschützluke öffnet.« Sie sah zu Kris. »Ich bete, dass ich gerade alles richtig mache. Denn tatsächlich weiß ich es nicht.«
    23 lachte hysterisch. »Ich kann es! Ich kann es! Ich habe sie am Haken! Waffensysteme sind ausgeschaltet, sie können uns nichts tun.« Es rumpelte, als wäre er über etwas gestürzt. »Komm in den Hangar, Kris! Komm! Wir reden mit ihnen! Oh, ich weiß, wie! Ich weiß es!« Er schaltete ab.
    »Patient verstorben«, hörte Kris hinter sich. »9.23 Uhr Standardzeit.« Er wandte sich um. Der Bot reinigte die Kontaktflächen vom getrockneten Blut und tupfte wieder das Rot vom Leichnam. »Tut mir leid, Mister Lyssander. Nichts mehr zu machen. Das Hirn war zu beschädigt. Keine Kontrolle über die vegetativen Funktionen. Es war besser, ihn gehen zu lassen.«
    Kris registrierte, dass Ingstrabur das »junior« weggelassen hatte; dass er selbst gar nichts dachte, sondern auf das Wachsgesicht seines toten Vaters starrte; dass ihm keine Tränen über die Wangen liefen. Er stand neben sich, konnte nicht wirklich begreifen, was gerade geschehen war.
    Aber eines wusste er: Die Verantwortung für den Kontakt mit den Collectors, die sich aus irgendeinem Grund von den anderen unterschieden, lag bei ihm und dem verrückten Chemical.
    Er machte einen Schritt zurück, weg von der Antigrav-Liege, als müsste er vor dem Verstorbenen flüchten. Die Trauerbewältigung musste verschoben werden.
    »Ich bin in Hangar drei«, kam es über seine Lippen, ohne dass er es gedacht hatte, und dann stürmte er von der Brücke.
    Wie gerne hätte er Faye an seiner Seite gehabt.
     

Vierte Szene
    Faye lag in ihrem Bett auf der Krankenstation und bekam mit, dass es auf der Jeton unruhig wurde.
    Ingstrabur hatte ihr gesagt, dass ein kleines Collie-Schiff aufgetaucht war, bevor er mit Anatol auf die Brücke gefahren war. Niemand wusste, was der Jäger der Small-Klasse von ihnen wollte.
    Und ich liege untätig herum! Der Professor hatte ihr nochmals eingeschärft, sich nicht zu rühren, weil sonst die Wundklebestellen aufreißen konnten und es eine »mordsmäßige Sauerei« geben würde, die er keinem Reinigungs-Bot zumuten wollte. Sie mahnte sich zur Ruhe und versuchte, sich den Einsatz madig zu machen. Was sollte ich tun? Dekorativ herumstehen?
    Sie hatte ihren Einsatz auf Ra gehabt und den Mann befreit, dem ihr Herz gehörte.
    Faye betrachtete ihre Hand, die Kris vorhin gehalten hatte. Ein wunderschönes Gefühl, das sie gern die ganze Zeit über spüren würde. Die Leichtigkeit tief im Innern, irgendwo hinterm Herzen, wo jetzt gerade das Vermissen saß. War das der wahre Sitz der Seele? Sich so gefreut und so empfunden hatte sie vorher nie in ihrem Leben.
    An Männern hatte es ihr nicht

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