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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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unentwegt die Knöpfe auf der Bedientafel, aber der Computer meldete ihm nur »Autorisation fehlerhaft«.
    Krachend flog die dicke Tür aus den Angeln und knallte an die gegenüberliegende Wand, wo sie eine weitere Delle schlug; gleichzeitig schnellten die Schieber nach unten und riegelten den Korridor in einzelne Parzellen ab.
    Kris drückte den Rufknopf. »Hallo? Hört mich jemand?«, sagte er hektisch in die dünnen Schlitze der Sprechstelle und blickte sich suchend nach einer Kamera um. »Ich stecke fest, Ebene 111-37. Professor Fandaram ist eben...« Sein Blick wanderte hinaus auf den Gang, weil er eine Bewegung wahrgenommen hatte.
    Fuck. Ich BIN in einem Horrorfilm! Kris erkannte trotz der vielen Gitter eine nackte Gestalt, die zwei Köpfe größer und wesentlich muskulöser war als er. Leicht nach vorne gebeugt stand sie da, den rechten Arm kampfbereit zur Seite abgespreizt, mit dem linken schlug sie unkontrolliert um sich; dieses Gliedmaß war schwarz wie Kohlenstoff, mehrere abgerissene Kabel ragten aus ihm heraus und schleiften über den Boden. Als die Finger die Wand trafen, erklang ein Rumpeln, als hätte das Wesen mit einem Vorschlaghammer dagegen gedroschen.
    Braun-weiß-schwarz gestreiftes Fell bedeckte den Leib.
    Der blutverschmierte Kopf ähnelte einer Mischung aus Mensch und Raubkatze; schleimige Flüssigkeit rann am Schädel herab auf den Boden.
    Das groteske Wesen hob den Kopf und witterte, dann stieß es ein heiseres Brüllen aus. Lange, weiße Reißzähne kamen zum Vorschein, die im Licht aufleuchteten.
    Verdammt, ein Chim!  Kris duckte sich und hob die Automatik. Die Wissenschaftler hatten eine Kreuzung aus Mensch und Tier geschaffen: Dieses Wesen war ein Beta-Humanoide, wie die offizielle Bezeichnung lautete. Er tippte auf einen Tigermenschen, wenn er die Botschaft an den Professor richtig deutete. Diese Chimären vereinten die Vorzüge ihrer jeweiligen Rasse mit einer halbwegs passablen Intelligenz und dem aufrechten Gang sowie dem Wuchs eines Menschen. Ein Büffel-Beta von der Baustelle wäre ihm wesentlich lieber gewesen: Vegetarier.
    Der Anblick ähnelte der von Wer-Kreaturen aus Filmen. Allerdings hatten die Wissenschaftler dem Beta zahlreiche Kabel eingesetzt, die aus der Bauchdecke traten. Einige waren herausgerissen, andere verschwanden wieder unter die Haut.
    Was Kris zuerst für eine Chrommanschette um den Hals gehalten hatte, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als vollständiger Halsersatz. Sie haben dem Chim kybernetische Teile verpasst! Er konnte sich leicht ausmalen, wie es in dem Labor aussah...
    Der Beta richtete die Katzenaugen auf Kris, grollte und rannte los. Aus vollem Lauf warf er sich mit dem künstlichen Arm voraus gegen das erste Gitter.
    Die Streben rissen!
    Zwar schnitten die scharfen Enden ins Fleisch des Wesens, als es sich hindurchzwängte, doch es ließ sich in seiner Raserei nicht aufhalten. Die Schmerzen peitschten es sogar noch an! Ein Gitter nach dem anderen durchbrechend bahnte es sich unaufhaltsam den Weg zum Lift. Zu Kris.
    Nein, nein! Geh weg, du ...
    »Hier Zentrale«, sagte eine Frauenstimme aus den Kabinenlautsprechern. »Ich sehe Sie, Mister Schmidt-Kneen. Das Problem ist, dass der Professor einen Nothalt angeordnet hat. Wir müssen das System abschalten, um den Befehl zu löschen. Aber wir versuchen unser Bestes.«
    Grünes Gas strömte aus mikrobisch kleinen Düsen in den Wänden und hüllte den Beta immer wieder ein. Kris vermutete, dass es zur Betäubung dienen sollte.
    Doch das wütende Wesen kannte kein Halten. Noch ein Gitter, und es wäre in seiner Reichweite.
    »Scheiße, machen Sie schneller!«, rief er und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Sollte er schießen müssen, brauchte er eine ruhige Hand.
    Mit einem Ton, als risse die Saite eines Eierschneiders, lösten sich die fingerdicken, massiven Eisenrohre. Der Beta stapfte durch den grünen Nebel auf ihn zu. Sein Kopf zuckte unentwegt nach rechts, die Kiefer öffneten und schlossen sich rasend schnell, klickend. Der Kunstarm schleuderte umher, als besäße er eigenes Leben und Bewusstsein. Aus den Fingern schossen dreißig Zentimeter lange Stahlklingen.
    »Weg!« Kris spürte die betäubende Wirkung des Gases, das in ersten Schwaden bereits zu ihm drang. Er hob die Pistole, entsicherte sie und zielte zitternd auf den Kopf. »Ich schwöre, dass ich dir dein bisschen IQ rausblase, Chim!« Er kam nicht umhin, die Eleganz des künstlich erschaffenen Wesens zu bemerken. Eine perfekte

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