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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Ioona ihm jedoch nun anvertraut hatte, befürchtete Dee, dass Kelly womöglich mehr wusste als gut war.
    »Was soll ich tun?«
    »Du musst alles vernichten«, erklärte Ioona ohne zu zögern. »Deine ganzen Aufzeichnungen, alles.«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Wenn nicht, wird Edward das System dazu benutzen, die Mächte der Hölle anzurufen«, fuhr Ioona eindringlich fort. »Du musst etwas verstehen. Du musst verstehen, wieso Edward mit den Engeln reden konnte und du nicht.«
    »Er ist ein Medium. Er ist ein Idiot und Gauner, aber er hat das zweite Gesicht.«
    Ioona schüttelte heftig den Kopf. »Weder ist Edward ein Medium, noch ist er auserwählt. Er ist nur ein Scharlatan.«
    »Kein Scharlatan hätte sich diese Sprache jemals ausdenken können.«
    »Aber er hat etwas, das du nicht hast. Ein magisches Instrument. Er hat es immer bei sich.«
    Ioona stockte. John Dee setzte sich jetzt ganz im Bett auf. »Sprich weiter!«
    »Vor fünf Jahren hat er in London einen Mann getötet. Einen Juden aus Spanien. Er wollte eigentlich nur sein Geld, aber dieser Jude besaß offenbar noch etwas viel Wertvolleres. Edward hat mir nie verraten, was, aber nach dem Mord war er sehr aufgeregt und hat nur noch davon gesprochen, dass er bald über die ganze Welt herrschen werde. Hast du wirklich geglaubt, dass eure erste Begegnung ein Zufall war? Nein, Edward hatte alles geplant. Er brauchte dich, denn nur ein Genius wie du, jemand mit deinen Möglichkeiten, konnte ihm einen Mechanismus bauen, eine Maschine, um ungefährdet mit den Mächten der Hölle zu verhandeln. Denn das, John, musst du verstehen: Das System ist eine Maschine. Du hast einen Mechanismus geschaffen, der das Tor zur Hölle öffnet.«
    John Dee erschauderte kurz und dachte nach. »Warum sagst du mir das erst jetzt?«
    Ioona seufzte. »Ich wollte mir ganz sicher sein. Und außerdem … habe ich ihn geliebt. Trotz allem.«
    Dees Erregung kehrte zurück. »Und jetzt liebst du ihn nicht mehr?«
    Ioona wich aus. »Wir müssen Edward aufhalten, John.«
    John Dee fühlte sich wieder alt. Daran änderte auch der Anblick der schönen jungen Frau neben ihm nichts mehr. Er bekam plötzlich Heimweh nach London und bereute, dass er sich je auf die Zusammenarbeit mit Kelly eingelassen hatte. Obwohl, wenn er es recht betrachtete, bereute er es eigentlich doch nicht. Er war weit gekommen. Kelly war nützlich gewesen, doch nun, da alles getan war, ging es vielleicht auch ohne ihn. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Ioona über eine ähnliche Begabung verfügte, zumal wenn man in den Besitz jenes magischen Instruments gelangen konnte. Was für eine Aussicht, die kommenden magischen Operationen zusammen mit ihr auszuführen! Das System endlich anzuwenden. Zu verstehen. Vielleicht war die Zeit wirklich reif, Kelly endlich und für alle Zeit loszuwerden.
    Dachte John Dee.
    »Ich werde dich nicht begleiten«, sagte Ioona, als lese sie in seinen Gedanken. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um, packte sein Geschlecht setzte sich wieder über ihn. »Wenn das hier vorbei ist, werde ich in mein Land zurückkehren. Weit fort. Und du wirst danach nie mehr mit den Engeln sprechen.«
    »Wer bist du?«, stieß Dee heiser hervor, als er spürte, wie sie ihn wieder zu sich führte, tief hinein an den Ort, an dem er ankommen und für immer bleiben und vergehen wollte.
    »Ich bin die Mutter der Welt«, rief sie mit kehliger Stimme. »Ich bin die Dienerin Marias. Ich war schon da, als alles begann. Ich bin Sara-la-Kâli. Ich werde mir morgen Nacht zurückholen, was mir gehört.«
    Catherine wirkte verwirrt und verzagt, als Dee sie am späten Vormittag im Garten des Schlosses mit ihren acht Kindern traf. Dee erkannte ihre Verlegenheit an den roten Flecken auf ihrem Hals und vermutete, dass es ihr in der vergangenen Nacht ebenso ergangen war wie ihm. Plötzlich beunruhigte ihn das. Dennoch gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und begrüßte aufgeräumt die Kinder. Er vermied es, Catherine auf die letzte Nacht anzusprechen, doch als sie die Kinder der polnischen Zofe übergeben hatte, fasste sie sich gegen ihre Gewohnheit plötzlich ein Herz und bat ihn inständig, nach London zurückkehren zu dürfen. So schnell wie möglich. Sie flehte ihn geradezu an, bat ihn, ihr keine weiteren Erklärungen abzunötigen, wollte einfach nur zurück nach London oder am besten in das Haus in Mortlake.
    »Wir werden bald alle abreisen, Liebes«, versprach Dee.
    »Du verstehst nicht«, flüsterte sie. »Ich meine, ohne ihn

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