Gesicht wie nach einem stechenden Schmerz. Dann fuhr sie fort. »Sie werden mich töten, Peter. Ich habe keinerlei Zweifel, dass sie es tun werden. Der Punkt ist … sie werden mich so lange foltern, bis du hier bist. Bei Seth. In Nepal. Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, und ich bitte dich nicht, mir zu helfen. Im Gegenteil. Tu es nicht, Peter. Sie werden auch dich töten. Mein Glaube und die Heilige Jungfrau werden mir die Kraft geben, dieses Martyrium zu ertragen, bis es dem Herrn gefällt, mich zu erlösen. Aber ich habe eine Scheißangst. Sie geben dir vierundzwanzig Stunden. Man wird dir die genauen Koordinaten durchgeben, sobald du in Katmandu gelandet bist. Behalte das Handy, auf dem du dieses Video gerade ansiehst. Die ganze weitere Kommunikation wird über dieses Handy stattfinden. Sie sagen, die Tatsache, dass man dir dieses Handy bewusst über Nakashima aushändigen wird, sollte wohl deutlich genug machen, dass sie die Situation voll unter Kontrolle haben. Sie sagen, dass es nur um dich und Seth geht. Sie sagen, sobald du in der Zentrale eingetroffen bist, werden sie aufhören, mich zu foltern und mich schnell und schmerzlos töten.« Erneut machte sie eine kleine Pause, rang nach Atem. »Sie sagen, ich soll dir das hier zeigen …«
Dann löste sie die Arme, die sie die ganze Zeit über hinter dem Stuhl verschränkt hatte, und hielt ihre linke Hand in die Kamera. Ihre blutverschmierte Hand. Der kleine Finger fehlte.
Die schlimmste Stelle in dem ganzen Film. Denn Maria verlor die Fassung und weinte. Kämpfte um Worte und hielt dabei die ganze Zeit ihre blutige, verstümmelte Hand in die Kamera. Bis ihr jemand hinter der Kamera etwas zuraunte, was im Film nicht zu verstehen war. Maria riss sich zusammen. »Einen Moment noch«, bat sie heiser, schloss kurz die Augen und sprach mit rauer Stimme weiter. »Ich liebe dich, Peter. Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt, als ich dich vor Don Luigis Häuschen sah. Ich habe dich geliebt, als ich dich aus dem Brunnen in Sizilien zog. Ich habe dich geliebt, als wir in Avignon Fisch gegessen und nach der Prophezeiung des Malachias gesucht haben. Ich habe dich geliebt, als wir bei deinen Eltern miteinander geschlafen haben, und immer noch, als du bewusstlos warst und wir dich mit der abgehakten Hand zu Nakashima gebracht haben. Ich habe dich die ganzen sechs Wochen über geliebt, in denen du im Koma lagst. Ich habe dich geliebt, als du verschwunden und wieder aufgetaucht bist. Ich habe dich im Körper von Nikolas geliebt, und es spielt für mich keine Rolle, was in den Tagen passiert ist, an die du dich nicht mehr erinnern kannst. Ich will nur, dass du das weißt. Ich bereue nichts. Der Herr ist mein Hirte. Und ich beschwöre dich, nicht nach Nepal zu kommen.«
Danach brach die Aufnahme abrupt ab und ließ Peter jedes Mal erschüttert und verzweifelt zurück.
»Haben Sie diesmal etwas erkennen können?«, fragte Nakashima neben ihm. Peter schüttelte stumm den Kopf.
»Meine Leute haben das Handy inzwischen gründlich untersucht. Es ist ein ganz normales, handelsübliches Handy mit einer Prepaid-SIM-Karte. Keinerlei Modifikationen. Das macht mich stutzig.«
Peter versuchte, sich zusammenzureißen. »Vielleicht eine Falle. Oder eine falsche Fährte.«
Ja, bitte, Gott! Lass diese Aufnahme nur einen üblen Scherz sein.
Wie leicht es auf einmal wurde, Gott um etwas zu bitten.
»Sie sind Seth«, wiederholte Peter, als ob dieser Satz die Verzweiflung mildern könnte.
Nakashima schüttelte den Kopf. »Wir bereiten uns auf alles vor. In sieben Stunden werden wir landen. Sie sollten versuchen, ein wenig zu schlafen. Sie müssen dann ausgeruht sein.«
»Schlafen? Wie soll ich schlafen, wenn Maria in diesem Augenblick gefoltert wird?! Ich will nicht schlafen! … Ich will mich erinnern.«
»Dafür ist noch Zeit.«
»Machen Sie schon, Nakashima. Geben Sie mir diese verdammte Injektion. Jetzt!«
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Von:
[email protected] An:
[email protected] 11. Juli 2011 04:22:03 GMT+01:00
Betr.: P.A.
Vergessen Sie nicht, ER will ihn lebend.
Hoathahe Saitan!
P. II.
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XLIII
14. Juli 1584, Krakau
E r betrügt dich. Er benutzt das System, um mit den Dämonen zu sprechen.«
Ioona rollte sich auf den Rücken und strich sich die dichten schwarzen Haare aus dem Gesicht. Das Kerzenlicht schimmerte auf ihrer braunen Haut und verlieh ihr einen bronzenen Ton. Sie wirkte kein bisschen verlegen. Ihre Brüste, die er eben noch stöhnend geknetet,