Collector’s Pack
davon wahrzunehmen. John Dee sah, dass er etwas in den Händen hielt. Eine Art Rosenkranz aus blauen Perlen mit einem blauen Medaillon anstelle des Kreuzes. Mit jeder Perle murmelte er weiter sein henochisches Gebet vor dem Sigillum Ameth . Das Amulett schien dabei zu glühen. Dee erkannte jetzt auch das Zeichen auf dem Medaillon.
Ein doppeltes Achteck. Die Form irritierte Dee, der nach den Anweisungen der Engel immer von der Siebenheit der göttlichen Mächte ausgegangen war. Aber was auch immer das Achteck bedeuten mochte, Dee war sicher, dass dieses Amulett der magische Gegenstand war, der Kelly den Kontakt zu den jenseitigen Wesen ermöglichte. Dieses Amulett war der letzte Baustein in dem Mechanismus, den er geschaffen hatte.
» Du musst es tun, John!«, flüsterte Ioona dicht neben ihm. »Nur du kannst es tun. Du hast diesen Mechanismus erschaffen, nur du allein kannst ihn unterbrechen.«
Und Dee wusste, dass sie Recht hatte. Keuchend vor Angst trat er an Kelly heran und entriss ihm das Amulett. In diesem Moment schlug das Wesen zu.
Edward Kelly wirbelte herum, immer noch in Trance, die Augen leer und glasig. Er packte Dees Arm und brach ihn mühelos. Dee kam gar nicht dazu, sich zu wundern, woher Kelly diese Kraft hatte. Er schrie auf und versuchte, sich aus dem Griff zu winden. Doch Kelly hielt seinen gebrochenen Arm weiter fest und brüllte ihn an. Mit einer Stimme, die irgendwo aus den Tiefen seines Körpers heraufdrang oder aus noch größeren Tiefen. Es war die Stimme des Wesens aus Dunst. Und die Stimme sprach: »Ich bin Seth! Ich trage die Lichtrüstung. Ich bin Licht geworden, denn die Mutter war an jenem anderen Orte wegen des Glanzes der Gnade.
Ich bin Seth! Ich empfing Gestalt im Kreis des Lichtes. Äon, Äon, oh Gott des Schweigens. Ich ehre dich vollkommen, du Gestaltloser.
Ich bin Seth! Ich bin der große Dämon, ich nahm meinen Samen von ihr mit den vier Brüsten der Jungfrau.
Ich bin Seth! Ich preise den großen, unnennbaren, jungfräulichen Geist, die männliche Jungfrau Barbelon und das dreifachmännliche Kind Telmael Hoath Hoath Machar Machar.
Ich bin Seth! Ich bin die Kraft, die wirklich wahrhaftig ist, und die männliche Jungfrau Joel und Esepech, die Krone seiner Herrlichkeit, ich bin Äonen, ich bin die Throne.
Ich bin Seth! Ich bin der ohne Gestalt. Ich bin das unvergängliche Licht.
Ich bin Seth! Ich bin der Hass.«
Dee hörte die Worte, ohne sie zu verstehen. Er verstand nur, dass Kelly mit seiner Hilfe die Pforte zur Hölle geöffnet hatte und dass er unter keinen Umständen das Amulett loslassen durfte, während das Wesen aus Dunst ihn weiter anbrüllte und Dee auf den Abgrund des Wahnsinns zutaumelte.
Dann sah er eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Ioona. Sie hielt ein langes Messer in der Hand, das sie Kelly ohne zu zögern in den Rücken rammte. Wieder herauszog und wieder zustach. Immer wieder.
Der Schmerz riss Kelly aus der Trance. Er ließ Dees Arm los und wandte sich zu Ioona um. Eher verwundert und überrascht als entsetzt. Aber Ioona beachtete ihn gar nicht. Mit einer einzigen Bewegung holte sie aus und schnitt Kelly die Kehle durch.
Die Stimme Satans erstarb, doch der Dunst des Bösen füllte immer noch den Raum.
»Du musst ihn wieder einsperren, John!«, schrie Ioona ihm zu.
»Wen?«, rief Dee verwirrt zurück.
»Seth! Bring ihn dahin zurück, wo er hergekommen ist!«
»Ich … kann nicht«, stammelte Dee.
»Nur du kannst es! Mach schon! Du hast nicht mehr viel Zeit!«
Nicht mehr viel Zeit. Nicht mehr viel Zeit gegen den Vater des Schweigens, dem Glanz der Äonen des Lichts, des nicht offenbaren, nicht bezeichneten, des alterslosen, des unverkündbaren Vaters. Seth. Hoathahe.
John Dee klaubte seinen letzten Rest Verstand zusammen und konzentrierte sich. Auf das System . Sein System . Zum letzten Mal. Und dann sprach er die Worte, laut und deutlich.
XLIV
11. Juli 2011, flight level 360 über dem Kaspischen Meer
D ie Beklemmung beim Erinnern.
Die Sorge, das Wichtigste zu verpassen.
Die Furcht, dass alles wahr sein könnte.
Die Turbinengeräusche und Vibrationen des Flugzeugs, das mit fast neunhundert Kilometern pro Stunde weiter seinen Riss in den Himmel Richtung Nepal zog, traten in den Hintergrund. Der Raum um Peter herum füllte sich mit Stille. Eine Folge des Entspannungsmittels. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie der japanische Arzt ihm erklärt hatte. Außerdem verbessere es die Wirkung des Mittels.
Des Mittels.
Sie setzten ihn in einen
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