Collector’s Pack
zurückgezogen. Peter konnte seine Arme und Beine zwar immer noch nicht bewegen, aber er spürte, dass er immerhin den Kopf wenden konnte. Zaghaft versuchte er zu sprechen, brachte aber nur unverständliches Lallen heraus.
Bleib ruhig. Konzentrier dich. Verschwende deine Kraft nicht. Warte. Atme.
Er sah, wie Laurenz und Maria näher traten. Laurenz nahm seine linke Hand und reichte sie Maria zur Prüfung wie ein lebloses Stück Fleisch. Und sagte den ungeheuerlichen Satz: »Das da ist nicht Peter! Peter ist tot! Das da – ist Nikolas!«
Peters erste Reaktion war simpler Widerspruch. Er stieß einen gurgelnden Laut aus und versuchte, seinen Blick auf Maria zu richten. Bis er das Entsetzen in Marias Gesicht las und spürte, wie sie seine Hand einfach fallen ließ wie etwas Ekliges.
Maria, was soll das? Glaub ihm nicht!
»Das kann nicht sein!«
»Die bionische Hand sieht absolut echt aus, und dennoch kann man sie von einer menschlichen Hand unterscheiden. Und was hat dieser Mann da?«
»Eine echte Hand.« Sie sprach den Satz ganz leise, starrte Peter weiter entsetzt an.
Das ist nicht wahr, Maria!
»Das ist Nikolas«, wiederholte Laurenz. »Ich habe es gestern bereits vermutet, wollte aber ganz sichergehen und habe mir von Nakashima ein Foto der bionischen Hand schicken lassen. Es gibt keinen Zweifel. Dir muss klar sein, dass dies Nikolas ist. Und dass er Peter getötet hat.«
Nein, nein, nein!
Maria schüttelte den Kopf, wich aber zugleich von Peter zurück.
»Was wirst du mit ihm machen?«
»Wir sind keine Mörder. Ich glaube nicht, dass er besonders kooperativ sein wird, aber zumindest können wir ihn für alle Zeiten wegsperren.«
Maria, schau mich an. Bitte schau mich an!
Aber sie reagierte nicht mehr auf sein unartikuliertes Gurgeln, Röcheln und Stammeln, sondern drehte sich um und ging mit ihrem Vater weg. Peter sah, wie die beiden in dem Gang am Ende der Halle verschwanden.
Zwei Mönche banden ihn von dem Stuhl los, setzten ihn in einen Rollstuhl und fesselten ihn erneut Arme und Beine fest. Als sie ihn anhoben, spürte Peter, dass das eiskalte, kriechende Antidot seine Zehen und Finger erreichte.
Sie schoben ihn eilig in den Gang, der aus der Halle hinausführte. Ein niedriger, halbrunder Tunnel, nur erleuchtet von vereinzelten Grubenlampen, durch Balken abgestützt und an den Seiten mit Zement verschalt. Wie ein Verbindungsstollen in einem Bergwerk. Peter versuchte, sich zu orientieren, und schätzte, dass der Stollen südöstlich aus dem Pantheon herausführte. Der Tunnel war etwa hundert Meter lang und endete an einer modernen Fahrstuhltür mit einem PIN-Code-Eingabegerät. Einer der Mönche gab einen siebenstelligen Code ein, und sie fuhren mit Peter hinauf. Als die Tür des Fahrstuhls sich wieder öffnete, sah Peter in den Innenraum einer Kirche, die er sofort erkannte: die Chiesa di Santa Maria sopra Minerva.
Während das Leben langsam in Peters Arme und Beine zurückkroch, schoben ihn die beiden Mönche hastig weiter, durch einen Seitenausgang der Kirche hinaus in einen Innenhof und dann durch ein Hoftor ins Freie auf einen kleinen Platz, der zu drei Seiten bebaut war. Peter erkannte die Piazza della Minerva unweit des Pantheons an dem kleinen Obelisken auf der Mitte des Platzes, der auf einem steinernen Elefanten thronte. Auf dem menschenleeren Platz parkte ein dunkler LKW ohne Firmenaufschrift mit laufendem Motor, daneben zwei schwarze Vans und ein Mercedes. Die Mönche rollten Peter zu dem Mercedes, hoben ihn aus dem Rollstuhl und setzten ihn auf den Rücksitz neben Maria. Sie fesselten ihn an die Seitentür und den Handgriff an der Decke, sodass Peter in einer unbequem verdrehten Position sitzen musste und sich kaum rühren konnte. Er sah, dass Laurenz auf dem Beifahrersitz neben einem der Mönche Platz nahm. Gleich darauf fuhr der LKW los, vorne und hinten von den Vans eskortiert. Der Mercedes bildete das Schlusslicht des kleinen Konvois, der sich erst durch die engen Gassen rund um das Pantheon und die Piazza Navona quälte, bevor er auf den Lungotevere Marzio entlang des Tiber einbog und dann mit maximaler Geschwindigkeit in nördlicher Richtung weiterfuhr. Sie fuhren Umwege, wie Peter schien, mieden die großen Straßen, überquerten den Tiber am Ponte del Risorgimento, folgten mit ihrer kostbaren Fracht der Viale Mazzini, dann wieder südlich auf der Circonvallazione Trionfale.
Sie halten sich im Schutz der Stadt. Sie erwarten Schwierigkeiten.
Peter wandte sich zu Maria um,
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