Collector’s Pack
Minuten später registrierten die Überwachungskameras am Lieferanteneingang des Gästehauses einen Priester in schwarzer Soutane und Sonnenbrille, der die Casa Santa Marta zügig in Richtung Petrianuspforte verließ. Bis der gefesselte Mann in Zimmer 63 jedoch Alarm schlagen konnte, vergingen weitere zehn Minuten. Zu diesem Zeitpunkt saß Peter Adam bereits in einem Taxi und bekam eine SMS.
sie machen einen fehler, peter. sie sind in größter gefahr! kommen sie zurück, sonst kann ich ihnen nicht helfen!
pII.
Die Nachricht erinnerte ihn daran, dass er sein Handy ausschalten musste. Zuvor jedoch wählte er Marias Nummer. Trotz allem, was der Papst über Laurenz gesagt hatte, wollte er sie unbedingt sehen. Den einzigen Menschen, der ihm helfen konnte, diesen ganzen Wahnsinn irgendwie zu entwirren und vielleicht einen Sinn darin zu erkennen.
»… Ja?«
Maria. Da bist du ja. Endlich.
Ihre Stimme klang leicht gereizt und doch vertraut und nah. Im Hintergrund hörte Peter Verkehrsgeräusche.
»Maria, ich bin’s.«
»Peter!« Ihr blieb fast die Stimme weg. »Mein Gott, wo bist du?«
»In Rom. Können wir uns sehen?«
Dany’s Bar lag in Torrino, einem Vorort im Südwesten der Stadt, direkt an der Kreuzung der stark befahrenen Viale Europa und Viale Beethoven. Eine einfache Bar, wie es sie millionenfach in Italien gab, wo man einen schnellen Caffè oder einen Imbiss im Stehen nehmen und über die Krise Italiens klagen konnte. Als Peter eintraf, war Nikolas noch nicht da. Peter bestellte einen Caffè und wartete in einer Ecke des Raumes, wo er die Tür und auch die Straßenkreuzung im Blick hatte. Er zählte nicht mehr als zehn Personen in der Bar. Neben ihm saßen zwei Rentner und schwiegen sich an. Eine Gruppe Kinder kaufte sich Eis. An der Theke herrschte konstantes Kommen und Gehen, Verkäuferinnen der umliegenden Boutiquen und Supermärkte, Handwerker und Geschäftsleute in billigen Anzügen kippten hastig Espressi in sich hinein. Nach einigen Minuten klingelte das Telefon an der Theke. Der Barista nahm ab, wirkte kurz irritiert und sah sich dann um, bis er Peter entdeckte.
»Padre!«, rief er ihm auf Italienisch zu und hielt ihm den Hörer hin. »Für Sie!«
Misstrauisch stand Peter auf und nahm den Hörer entgegen.
»Ja?«
»Es hat geklappt. Ich konnte ihn sehen.«
Nikolas’ Stimme. Sie klang gehetzt, als telefoniere er im Laufen.
»Wen? Belial?«
»Nein, Belial gibt es nicht. Ich meine den Löwenmann. Und das war’s auch schon mit den guten Nachrichten.«
»Wer, zum Teufel, ist der Löwenmann?«
»Später. Hat der Papst dir die Liste gezeigt?«
»Ja. … Du hast sie ihm doch gegeben!«
»Blödsinn. Hast du dir die Namen merken können?«
»Natürlich.«
»Gib sie mir durch.«
»Was, hier am Telefon?«
»Mach schon.«
Peter sah sich kurz um und gab dann leise die Namen der vier toten und der fünf noch lebenden Personen von der Liste durch, die Petrus II. ihm gezeigt hatte. Nikolas schwieg eine Weile, Peter hörte nur sein Atmen. Im Hintergrund schlug eine Tür zu.
»Nikolas?«
»Wir treffen uns in Köln«, meldete sich Nikolas plötzlich wieder. »Deine Maschine geht in … achtundvierzig Minuten. Flugnummer 4U887.«
»Woher …?«
»Ich habe sie jetzt auch«, unterbrach ihn Nikolas. »Die Tätowierung.«
»Don Luigi hält sie für eine Karte.«
»Nein, sie ist Teil eines Buches. Des Buches Dzyan.«
Das Buch Dzyan. Wo hast du schon einmal davon gehört?
»Dieses okkulte Buch, das Helena Blavatsky angeblich in Tibet gefunden hat?«
Nikolas ging nicht darauf ein. »Du hast noch siebenundvierzig Minuten, Peter. Ich erwarte dich im Domhotel in Köln. Suite 306.«
»Ich kann nicht kommen! Nicht sofort. Ich muss erst noch Maria treffen.«
»Vergiss sie!«, zischte Nikolas scharf. »Wenn du dein Leben zurückhaben willst, dann halt dich an den Plan! Du hast noch sechsundvierzig Minu…«
Mehr hörte Peter nicht mehr. Denn in diesem Moment reagierte er auf eine Bewegung am Eingang der Bar. Noch während er sich instinktiv duckte, hörte er den Knall und sah, wie Dany, der Barista, von einem Kopfschuss getroffen zu Boden gerissen wurde. Blut und Hirnmasse spritzten in das Regal mit den Flaschen. Peter ließ den Hörer fallen und warf sich zu Boden. Der rothaarige Mann, der mit zwei schweren Handfeuerwaffen in die Bar stürmte, verlor keine Zeit und feuerte sofort weiter auf die Gäste an der Theke. Im Nu war die kleine Bar erfüllt von Schmauchdunst und Schreien. Blut
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