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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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del Vaticano
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    4. Juli 2011, Rom
    V or dem kleinen Fenster im vierten Stock ragte der Trümmerberg des zerstörten Petersdoms mit dem großen Holzkreuz auf. Darüber flirrten die Hitze und der Smog der Ewigen Stadt. Rom hatte unzählige Paläste, Stadien, Monumentalbauten, Tempel und Kathedralen entstehen und fallen gesehen. Manche hatten einige Jahrhunderte überdauert, bevor man sie geschleift, geplündert oder abgerissen hatte, weil man ihr Baumaterial anderswo benötigte. Selbst das Pantheon war nicht verschont geblieben, als Papst Urban VIII. aus dem Geschlecht der Barberini im 17. Jahrhundert die Bronzeverkleidung im Dachstuhl des Eingangsvorbaus zum Bau von Kanonen verwendet hatte. Was die Römer lakonisch mit dem Sprichwort Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini  – »Was die Barbaren nicht schafften, das schafften die Barberini« – quittiert hatten. Die Stadt veränderte zwar ihr Gesicht, blieb sich jedoch immer treu. Maßlos, stoisch, erhaben. Ewig. Was in Trümmern lag, bildete nur das Fundament für das nächste Monument mit dem trotzig erneuerten Anspruch auf Ewigkeit. Gerade diesen Anspruch gepaart mit unerschütterlicher Lässigkeit hatte Peter immer an Rom geliebt. Dennoch war ihm die Stadt nun fremd. Irgendetwas hatte sich verändert.
    Du!
    Peter wandte sich vom Fenster ab und setzte sich frustriert auf das schmale Bett des Gästezimmers. Nach dem absurden Treffen mit dem Papst hatte Monsignore Cardona ihn zum Gästehaus Santa Marta begleitet und ihn gebeten, dort bis auf Weiteres zu warten.
    »Auf was?«
    »Bis wir diese … Tätowierung entschlüsselt haben.«
    Das war vor drei Stunden gewesen. Seitdem hatte Peter nichts mehr von Cardona oder dem Papst gehört und Zeit gehabt, sich im Spiegel anzustarren und zu akzeptieren, was er jetzt war.
    Ein Monstrum. Sieh dich nur an.
    Kein Zweifel. Erst die neue Hand, dann die Eröffnung, dass Laurenz Seth und sogar sein Vater sein sollte. Und nun dieser Irrsinn, den ihm Belial oder wer auch immer auf den Körper gebrannt hatte. Zeichen, Symbole, groteske Linien, und auf dem Rücken die Abbildung eines Löwenmenschen mit den Augen von Edward Kelly. Petrus II. hatte nicht einmal sonderlich überrascht gewirkt und ihm erklärt, dass er die Tätowierung für genau jene gesuchte Karte hielt, die zum Geheimnis der Templer führen würde. Man müsse sie nur entschlüsseln.
    Aber etwas anderes, das während der kurzen Kontaktaufnahme mit Belial mit ihm passiert war, beunruhigte ihn noch mehr als die wahnsinnige Tätowierung, die Gewissheit, besessen zu sein, oder der Gedanke, dass Maria womöglich seine Schwester war. Verzweifelt versuchte Peter, sich zu erinnern.
    Eine Stimme. Sie hat zu dir gesprochen. Ein Auftrag. Du sollst etwas tun.
    Wer diese Stimme jedoch gewesen war und welchen Auftrag sie ihm erteilt hatte, verharrte trotzig im Dunst des Vergessens. Zurück blieb nur der beängstigende Gedanke, von allen Seiten manipuliert zu werden. Nicht mehr Herr seiner eigenen Entscheidungen zu sein.
    Es wurde Zeit, das zu ändern.
    Ein dumpfer Piepton riss ihn aus seinen Gedanken. Hastig zog Peter sein Handy hervor und las die eingegangene SMS.
     
    dany’s bar. viale europa/viale beethoven. in einer stunde.
    Aus einem unbestimmten Grund war Peter sicher, dass die Nachricht von Nikolas stammte. Er dachte an den Schweizergardisten vor dem Eingang des Gästehauses und die beiden auffälligen Padres in der Empfangshalle, mit denen Cardona beim Einchecken einen Blick gewechselt hatte, und tippte umgehend zurück:
     
    werde überwacht. komme nicht weg.
    Nur wenige Sekunden später kam die Antwort.
     
    schaffst du schon.
    Peter überlegte kurz, dann griff er zum Zimmertelefon und wählte die 9.
    »Wie kann isch Ihnen helfen, Herr Adam?«, flötete die Vinzenzschwester vom Empfang im besten rheinischen Singsang.
    »Würden Sie mir wohl zwei Aspirin raufbringen lassen, Schwester? Oder am besten gleich eine ganze Packung. Und bitte schnell.«
    »Aber natürlisch, Herr Adam. Soll isch nisch lieber einen Arzt rufen?«
    »Danke, Schwester, das wird nicht nötig sein.«
    Wenig später klopfte es. Wie Peter erwartet hatte, stand keine Vinzenzschwester vor der Tür, sondern einer der beiden Padres aus dem Foyer und hielt eine Packung Tabletten in der Hand. Ein Mann um die dreißig, muskulös, hartes Gesicht, einen Kopf größer als Peter. Er war allein gekommen, deshalb zögerte Peter keine Sekunde und vertraute ganz auf seine neue linke Hand.
    Keine fünf

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