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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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Rollstuhl in der Mitte der Wiese und schaut einem
frühlingsgrünen Vogel zu, der, in der Luft stehend, aus einer großen
orangefarbenen Blüte Nektar saugt. Als der Vogel wegfliegt, schaut Beetee ihm
hinterher, und da sieht er uns und winkt uns freundlich herein.
    Die Luft ist unerwartet kühl und angenehm, gar nicht
feucht und schwül. Von allen Seiten hört man das Surren winziger Flügel, das
ich im ersten Augenblick mit dem Gesumme der Insekten in unserem Heimatwald
verwechsele. Welchem Glücksfall es wohl zu verdanken ist, dass hier so etwas
Schönes entstehen konnte?
    Beetee ist immer noch sehr blass, doch die Augen hinter
der schlecht sitzenden Brille leuchten vor Begeisterung. »Sind die nicht
umwerfend? Distrikt 13 hat hier jahrelang das Flugverhalten der Kolibris
erforscht. Vorwärts- und Rückwärtsflug, Geschwindigkeiten bis zu hundert
Stundenkilometern. Ach, könnte ich dir solche Flügel konstruieren, Katniss!«
    »Ich bezweifle, dass ich damit zurechtkäme, Beetee«, sage
ich lachend.
    »In der einen Sekunde hier, in der nächsten dort. Kannst
du einen Kolibri mit dem Pfeil treffen?«, fragt er.
    »Ich hab's noch nie versucht. Ist nicht viel dran an den
Dingern«, antworte ich.
    »Nein. Und zum Spaß tötest du nicht«, sagt er. »Ich wette,
du würdest sie nicht erwischen.«
    »Mit einer Falle könnte es gehen«, sagt Gale. Sein Gesicht
nimmt diesen abwesenden Ausdruck an, wie immer, wenn er etwas austüftelt. »Man
brauchte ein sehr feinmaschiges Netz. Damit müsste man ein größeres Areal
einfassen und nur eine etwa einen Quadratmeter große Öffnung lassen, die mit
Nektarblüten bestückt wird. Während die Vögel daran saugen, wird die Öffnung
geschlossen. Von dem Geräusch würden sie sofort wegfliegen und sich im Netz
verfangen.«
    »Du meinst, das würde funktionieren?«, fragt Beetee.
    »Ich weiß nicht. Nur so eine Idee«, sagt Gale. »Vielleicht
wären sie auch zu clever.«
    »Gut möglich. Du baust auf ihren natürlichen
Fluchtinstinkt. Denke wie deine Beute ... und du findest ihre Schwachstelle«,
sagt Beetee.
    Mir fällt etwas ein, an das ich mich nicht gern erinnere.
Damals bei der Vorbereitung auf das Jubel-Jubiläum habe ich in der
Aufzeichnung einer früheren Ausgabe der Hungerspiele gesehen, wie Beetee,
damals noch ein Junge, zwei Drähte miteinander verband. Der Stromschlag tötete
die anderen Tribute, die hinter ihm her waren. Ihre zuckenden Körper, der
groteske Ausdruck in ihren Gesichtern. Und Beetee, der nunmehrige Sieger, sah
ihnen beim Sterben zu. Es war nicht seine Schuld.
    Reiner Selbstschutz. Wir alle haben versucht, uns selbst
zu schützen ...
    Plötzlich möchte ich nur noch raus aus dem Raum mit den
Kolibris, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, eine Falle aufzustellen.
»Plutarch meinte, du hättest was für mich, Beetee.«
    »Richtig, habe ich. Deinen neuen Bogen.« Er drückt einen
Knopf auf der Rollstuhllehne und fährt hinaus. Während wir ihm durch die
verschachtelten Gänge der Abteilung folgen, erklärt er uns, was es mit dem
Rollstuhl auf sich hat. »Ich kann schon wieder ein bisschen gehen. Aber ich
ermüde schnell. Es ist einfacher, wenn ich mich damit fortbewege. Wie geht's
Finnick?«
    »Er ... er hat Konzentrationsprobleme«, antworte ich. Ich
möchte nicht herumerzählen, dass er einen richtigen Nervenzusammenbruch gehabt
hat.
    »Konzentrationsprobleme, was?« Beetee lächelt grimmig.
»Wenn du wüsstest, was Finnick in den letzten Jahren durchgemacht hat, dann
wüsstest du auch, wie bemerkenswert es ist, dass er überhaupt noch unter uns
weilt. Aber sag ihm doch, ich hätte einen neuen Dreizack für ihn entwickelt,
ja? Vielleicht lenkt ihn das eine Zeit lang ab.« Ablenkung scheint mir zwar das
Letzte, was Finnick nötig hat, aber ich verspreche trotzdem, die Botschaft zu
überbringen.
    Vier Soldaten bewachen den Eingang zu einer Halle mit der
Kennzeichnung GEHEIMWAFFEN. Als Erstes werden die Tagespläne auf unseren
Unterarmen kontrolliert, aber das ist nur der Anfang. Fingerabdrücke, Iris und
DNA-Sequenzen werden ebenfalls geprüft und dann werden wir noch durch spezielle
Metalldetektoren geschickt. Beetee muss seinen Rollstuhl draußen lassen,
bekommt aber einen anderen, sobald wir den Sicherheitscheck hinter uns haben.
Ich finde das alles ziemlich seltsam, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass
irgendwer, der in Distrikt 13 aufgewachsen ist, eine Bedrohung darstellt, vor
der sich die Regierung schützen müsste. Oder wurden diese Maßnahmen

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