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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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auf den Sieg
einschwören. Es ist schon irre, dass ich überhaupt so lange vor der Kamera
bestanden habe. Dieses Verdienst gebührt natürlich Peeta. Allein kann ich nicht
der Spotttölpel sein.
    Wir versammeln uns um den großen Tisch in der Kommandozentrale.
Coin und ihre Leute. Plutarch, Fulvia und mein Vorbereitungsteam. Haymitch,
Gale und ein paar andere aus 12, deren Anwesenheit ich mir nicht recht erklären
kann, wie Leevy und Greasy Sae. Kurz bevor es losgeht, schiebt Finnick Beetee
herein, begleitet von Dalton, dem Viehzuchtexperten aus Distrikt 10. Diese
seltsame Gesellschaft hat Coin wohl einberufen, damit sie mein Scheitern
bezeugt, denke ich.
    Doch dann ist es Haymitch, der die anderen begrüßt und
ihnen dankt, dass sie seiner Einladung gefolgt sind. Zum ersten Mal, seit ich
ihm das Gesicht zerkratzt habe, sitzen wir gemeinsam in einem Raum. Ich
vermeide es, ihn direkt anzusehen, aber auf einer der polierten Schalttafeln an
der Wand erhasche ich sein Spiegelbild. Seine Haut sieht gelblich aus, und er
hat viel Gewicht verloren, wodurch er geschrumpft wirkt. Auf einmal habe ich
Angst, er könnte nicht mehr lange leben, aber sofort sage ich mir, dass mir das
egal sein kann.
    Zunächst zeigt Haymitch noch einmal die Aufnahmen, die wir
gestern gemacht haben. Unter Plutarchs und Fulvias Anleitung habe ich ganz
offensichtlich einen neuen Tiefpunkt erreicht. Stimme und Körper wirken
fahrig, unkoordiniert, wie eine Puppe, die von unsichtbaren Kräften gelenkt
wird.
    »Möchte einer der Anwesenden die Meinung vertreten, dass
uns das dabei hilft, den Krieg zu gewinnen?«, fragt Haymitch, als es vorbei
ist. Keiner möchte. »Gut. Das spart Zeit. Dann lasst uns jetzt einen Moment
innehalten. Ich möchte, dass jeder von euch in sich geht und an ein Ereignis
zurückdenkt, bei dem Katniss Everdeen euch wirklich berührt hat. Nicht, weil
sie so eine tolle Frisur hatte oder weil ihr Kleid in Flammen aufging oder weil
sie passabel einen Pfeil abgeschossen hat. Nicht, weil Peeta euch dazu gebracht
hat, sie zu mögen. Mich interessieren die Momente, in denen sie ein echtes
Gefühl bei euch ausgelöst hat.«
    Es wird still, und ich denke schon, diese Stille wird nie
enden, als Leevy das Wort ergreift. »Bei der Ernte, als sie freiwillig vortrat,
um an Prims Stelle in die Arena zu gehen. Weil ich sicher war, dass sie dachte,
sie würde sterben.«
    »Gut. Hervorragendes Beispiel«, sagt Haymitch. Mit einem
lila Filzstift schreibt er Meldet sich freiwillig für Schwester
bei Ernte auf einen Block und schaut in die Runde: »Der Nächste.«
    Es überrascht mich, dass sich als Nächster Boggs meldet.
Ich hatte ihn für einen muskelbepackten Roboter gehalten, der nur dazu da ist,
Coins Befehle auszuführen. »Als sie das Lied sang. Während das kleine Mädchen
starb.« Irgendwo in meinem Kopf steigt ein Bild auf: Boggs, der einen kleinen
Jungen auf der Hüfte trägt. Im Speisesaal, glaube ich. Vielleicht ist er gar
kein Roboter.
    »Wen hätte das kaltgelassen, was?«, sagt Haymitch und
schreibt es auf.
    »Als sie Peeta betäubte, damit sie Medikamente für ihn besorgen
konnte, und ihm einen Abschiedskuss gab, da musste ich weinen!«, platzt Octavia
heraus. Dann schlägt sie sich die Hand vor den Mund, als wäre ihr plötzlich
bewusst geworden, dass sie einen schlimmen Fehler gemacht hat.
    Doch Haymitch nickt nur. »Ach ja. Betäubt Peeta, um sein
Leben zu retten. Sehr schön.«
    Jetzt erinnern sich alle wild durcheinander an solche Momente.
Als ich Rue zur Verbündeten nahm. Chaff am Abend der Interviews die Hand
hinstreckte. Mags zu tragen versuchte. Und immer wieder, als ich diese Beeren
hochhielt - ein Akt, der ganz unterschiedlich gedeutet wird: als Liebe zu
Peeta. Als Weigerung, in aussichtsloser Lage nachzugeben. Als Widerstand gegen
die Unmenschlichkeit des Kapitols.
    Haymitch hält seinen Block hoch. »Die Frage ist jetzt, was
haben all diese Momente gemeinsam?«
    »Sie gehörten Katniss«, sagt Gale ruhig. »Niemand hat ihr
gesagt, was sie tun oder sagen soll.«
    »Improvisiert, ja!«, ruft Beetee. Er greift nach meiner
Hand und tätschelt sie. »Vielleicht sollten wir dich einfach in Ruhe machen
lassen, was?«
    Ein paar lachen. Ich lächele sogar ein wenig mit.
    »Nun, das ist ja alles schön und gut, aber es hilft uns
nicht weiter«, sagt Fulvia gereizt. »Hier in Distrikt 13 sind die Gelegenheiten
für sie, toll dazustehen, leider ziemlich begrenzt. Also, falls hier keiner
vorschlägt, dass wir sie mitten im

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