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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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bietet sich so ein Weg, der Armut und einem Leben in den
Steinbrüchen zu entkommen. Sie wachsen mit einer kriegerischen Mentalität auf.
Du hast ja gesehen, wie sich die Kinder darum reißen, Tribut zu werden.«
    Cato und Clove. Brutus und Enobaria. Ich habe
ihren Eifer gesehen und ihre Mordlust auch. »Aber alle anderen Distrikte stehen
auf unserer Seite?«, frage ich.
    »Ja. Unser Ziel ist es, die Distrikte einen nach dem anderen
einzunehmen, zuletzt Distrikt 2, und das Kapitol auf diese Weise von der
Versorgung abzuschneiden. Wenn es erst mal ausreichend geschwächt ist, beginnen
wir mit dem Einmarsch«, erläutert Plutarch. »Das wird eine ganz andere
Herausforderung werden. Aber wenn es erst mal so weit ist, werden wir diesen
Schritt gehen.«
    »Und wenn wir gewinnen, wer würde dann die Regierung
bilden?«, fragt Gale.
    »Alle«, antwortet Plutarch. »Wir werden eine Republik gründen,
in der die Einwohner jedes Distrikts einschließlich des Kapitals ihre eigenen Vertreter
wählen können, damit diese in der Zentralregierung für sie sprechen. Schau
nicht so skeptisch! Das hat früher auch schon mal funktioniert.«
    »In Büchern«, brummt Haymitch.
    »In Geschichtsbüchern«, sagt Plutarch. »Und wenn unsere
Vorfahren das konnten, dann können wir das auch.«
    Mit unseren Vorfahren sollten wir eigentlich nicht so angeben,
finde ich. Wenn man sieht, was sie uns hinterlassen haben, die Kriege, den
zerstörten Planeten. Offensichtlich haben sie sich keine Gedanken über die
Leute gemacht, die nach ihnen kamen. Trotzdem, die Idee mit der Republik klingt
verlockend im Vergleich zu unserer jetzigen Regierung.
    »Und wenn wir verlieren?«, frage ich.
    »Wenn wir verlieren?« Plutarch schaut durch das Fenster in
die Wolken und ein sarkastisches Lächeln spielt um seine Lippen. »Dann dürften
die nächsten Hungerspiele ziemlich unvergesslich werden. Apropos ...« Er holt
ein Fläschchen aus seinem Gewand, schüttet ein paar dunkellila Pillen in seine
Hand und reicht sie uns. »Wir haben sie Nachtriegel genannt, dir zu Ehren,
Katniss. Im Interesse der Rebellen können wir es uns jetzt nicht mehr leisten,
dass einer von uns in Gefangenschaft gerät. Aber es ist völlig schmerzlos, das
verspreche ich.«
    Ich nehme eine der Pillen, weiß aber nicht, wo ich sie hintun
soll. Plutarch tippt an eine Stelle an meiner Schulter, vorn am linken
Ärmelansatz. Ich sehe mir die Stelle näher an und entdecke eine winzige
Tasche, in der ich die Pille verstecken kann. Selbst mit gefesselten Händen
könnte ich mich nach vorn beugen und die Tasche mit den Zähnen aufreißen.
    Wie es aussieht, hat Cinna alle Eventualitäten bedacht.
     
    7
     
    Mit einem kurzen Schlenker abwärts landet das Hovercraft
in den Außenbezirken von Distrikt 8. Im nächsten Augenblick öffnet sich die
Tür, die Treppe fährt aus und wir werden auf dem Asphalt abgesetzt. Sobald der
Letzte draußen ist, wird die Treppe wieder eingefahren, das Hovercraft hebt ab
und verschwindet. Da stehe ich mit meiner Leibwache Gale, Boggs und zwei
weiteren Soldaten. Das Fernsehteam besteht aus zwei stämmigen Kameraleuten aus
dem Kapitol, deren Körper von den schweren tragbaren Kameras wie von Insektenpanzern
eingeschlossen werden, einer Regisseurin namens Cressida mit grünen
Rankentattoos auf dem kahl rasierten Kopf sowie ihrem Assistenten Messalla.
Messalla ist ein schlanker junger Mann mit mehreren Reihen Ohrringen und einem
Zungenpiercing in Form einer murmelgroßen silbernen Kugel.
    Boggs scheucht uns sofort weg von der Straße, hin zu einer
Ansammlung von Lagerhäusern. Gleich darauf landet ein zweites Hovercraft, das
Kisten mit Arzneimitteln sowie ein sechsköpfiges Ärzteteam absetzt, wie ich an
der auffälligen weißen Kleidung sehe. Wir folgen Boggs in die Gasse zwischen
zwei düsteren grauen Lagerhäusern, deren verschrammte Metallwände nur ab und
zu von Leitern unterbrochen werden, die aufs Dach führen. Als wir an der
nächsten Straße wieder herauskommen, ist es, als hätten wir eine andere Welt
betreten. Die Verletzten der Bombardements von heute Morgen werden
herbeigebracht. Auf selbst gemachten Tragen, in Schubkarren, auf Leiterwagen,
gestützt auf Schultern, von Armen gehalten. Blutend, verstümmelt, bewusstlos.
Von verzweifelten Menschen zu einem Lagerhaus getrieben, über dessen Eingang
flüchtig ein rotes Kreuz gemalt wurde. Eine Szene, wie ich sie aus unserer
alten Küche kenne, wo meine Mutter die Sterbenden versorgte, nur um den Faktor
zehn,

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