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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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geglättet. Mit ihrem Lob für Fulvia hat Cressida dafür gesorgt, dass sie
mit ihrer eigenen Darstellung des Spotttölpels weitermachen kann.
Interessanterweise ist Plutarch nicht darauf aus, an der Anerkennung
teilzuhaben. Er will nur, dass der Medienangriff funktioniert. Aber er ist ja
auch der Oberste Spielmacher, er gehört nicht zur Crew. Er ist nicht Teil der
Spiele. Die Einzelheiten interessieren ihn nicht. Ihm geht es um den
Gesamterfolg der Produktion. Erst wenn wir den Krieg gewinnen, wird Plutarch
sich bejubeln lassen. Und eine Belohnung erwarten.
    Präsidentin Coin schickt alle an die Arbeit und Gale
schiebt mich zurück in die Krankenstation. Wir lachen ein bisschen darüber,
wie wir Coin hinters Licht geführt haben. Gale meint, sie wollten einfach nicht
zugeben, dass sie nicht gut genug auf uns aufgepasst haben. Ich bin etwas
gnädiger und sage, sie wollten nicht riskieren, dass wir kaltgestellt werden,
jetzt, wo sie endlich brauchbare Aufnahmen haben. Vermutlich kommt beides
zusammen. Gale muss nach unten zu den Geheimwaffen, wo er sich mit Beetee
trifft, also schlafe ich ein bisschen.
    Es kommt mir so vor, als hätte ich die Augen nur ganz kurz
geschlossen. Als ich sie wieder öffne, zucke ich zusammen - da sitzt Haymitch,
nur einen halben Meter von meinem Bett entfernt. Er wartet. Möglicherweise
schon seit Stunden, wenn die Uhr richtig geht. Ich überlege, ob ich nach einem
Zeugen rufen soll, aber früher oder später muss ich mich Haymitch doch
stellen.
    Er beugt sich vor und lässt etwas an einem dünnen weißen
Kabel vor meiner Nase baumeln. Ich kann es nicht richtig erkennen, aber ich
glaube, ich weiß, was es ist. Er lässt es aufs Bett fallen. »Das ist dein
Headset. Ich gebe dir noch eine allerletzte Chance, es zu tragen. Wenn du es
noch mal absetzt, lasse ich dir das hier verpassen.« Er hält etwas hoch, das so
aussieht wie eine kieferorthopädische Apparatur aus Metall. Ich bezeichne es im
Stillen als Kopffessel. »Das ist ein akustisches Gerät, das um deinen Schädel
befestigt und unter dem Kinn verschlossen wird. Es lässt sich nur mit einem
Schlüssel öffnen. Und den einzigen Schlüssel habe ich. Falls es dir irgendwie
gelingt, das Gerät auszuschalten«, Haymitch wirft die Kopffessel aufs Bett und
zückt einen winzigen silbernen Chip, »werde ich Anweisung geben, dir diesen
Sender ins Ohr zu implantieren, damit ich vierundzwanzig Stunden am Tag mit dir
sprechen kann.«
    Haymitch rund um die Uhr in meinem Ohr. Der absolute
Horror. »Ich werde das Headset aufbehalten«, murmele ich.
    »Wie bitte?«, fragt er.
    »Ich werde das Headset aufbehalten!«, sage ich so laut,
dass wahrscheinlich die halbe Krankenstation aufwacht.
    »Bestimmt? Mir ist es nämlich egal, für welche der drei
Möglichkeiten du dich entscheidest«, erwidert er.
    »Bestimmt«, sage ich. Ich schließe die Hand um das Kabel
des Headsets. Mit der anderen Hand schmeiße ich Haymitch die Kopffessel ins
Gesicht, doch er fängt sie mühelos auf. Wahrscheinlich hatte er schon damit
gerechnet. »Sonst noch was?«
    Haymitch erhebt sich. »Während ich gewartet habe ... hab
ich dein Mittagessen gegessen.«
    Mein Blick fällt auf die leere Suppenschüssel und das
Tablett auf meinem Nachttisch. »Das werde ich melden«, murmele ich in mein
Kopfkissen.
    »Mach das, Süße.« Unbekümmert verlässt er das Zimmer. Er
weiß, dass ich nicht petze.
     
    9
     
    Ich versuche wieder einzuschlafen, aber ich bin zu
unruhig. Die Bilder des gestrigen Tages drängen sich in mein Bewusstsein. Die
Bombardierung, die Hoverplanes, wie sie abstürzen und in Flammen aufgehen, die
Gesichter der Verwundeten, die es nicht mehr gibt. Tod von allen Seiten. Der
letzte Moment, bevor die Granate einschlägt, die Tragfläche, die von dem Hoverplane
abgerissen wird, der schwindelerregende Senkrechtsturz ins Nichts, das Dach
des Lagerhauses, das über mir zusammenbricht, während ich hilflos auf meiner
Pritsche liege. Alles, was ich gesehen habe, live oder aufgezeichnet. Alles,
was ich mit meinen Pfeilen ausgelöst habe. All das ist für immer in mein
Gedächtnis eingebrannt.
    Zum Abendessen kommt Finnick mit seinem Tablett zu mir ans
Bett, damit wir den neuesten Propo gemeinsam im Fernsehen anschauen können. Er
hat ein Quartier auf meiner alten Ebene zugewiesen bekommen, aber er bricht so
oft zusammen, dass er immer noch mehr oder weniger auf der Krankenstation
lebt. Die Rebellen strahlen Messallas »Ihr wisst, wer sie sind und was sie
tun«-Propo aus.

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