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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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klar.«
    Nina zwang sich, dem Blick des Hauptkommissars standzuhalten.
    »Wie Sie möchten. Ich bin verpflichtet, Ihnen diese Frage zu stellen.« Kümmler wandte sich zum Gehen, hielt jedoch inne, als wollte er noch etwas hinzufügen. Er sagte nichts, bedachte Marco lediglich mit einem scharfen Blick.
    »Kollege Winter, ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meinem Büro. Ich habe noch einen Termin, daher bitte ich um Pünktlichkeit!« Besonders freundlich oder kollegial hörte sich das für Nina nicht an.

    Marco setzte sich Nina gegenüber an den Schreibtisch.
    »Wir können reden, wir sind jetzt allein«, sagte er, als ihr Blick unsicher zu dem Spiegel an der Wand hinüberwanderte.
    Endlich wagte sie es, ihm direkt in die Augen zu schauen. »Ich verstehe nur eines nicht«, flüsterte sie. »Wenn du und dein Kollege doch alles über unseren Plan wusstet, warum hast du dich dann mit mir ... eingelassen?« Sie schluckte und versuchte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Hat es dir etwa Spaß gemacht, weil ich ahnungslos war? Hast du die Situation ausgenutzt? Bitte sag mir die Wahrheit!«
    Marco sagte lange Zeit kein Wort. In seinem Gesicht spiegelte sich Schmerz wider.
    »Wirst du mir die Wahrheit denn glauben?«
    Nina zuckte nur hilflos die Schultern.
    Marco atmete tief durch und suchte offenbar nach den richtigen Worten. »Ich war vom ersten Augenblick an von dir fasziniert. Auch als ich noch gar nicht mit dir gesprochen hatte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass so eine bezaubernde Frau zu einer solchen Tat fähig ist. Nicht nur aus moralischen Gründen – vor allem wegen des enormen Risikos.« Sein Blick wurde eindringlich. »Ich fürchte, dass du heute noch nicht weißt, was du da angestellt hast. Eine Million zu klauen ist vor dem Strafrichter viel weniger schlimm als der Schmuggel von acht Kilo Koks. Es war vermutlich Schicksal, dass ausgerechnet ich dich aus dem Pool und vor einem Räuber retten musste.«
    »Ich weiß selbst, wie dämlich ich mich benommen habe«, warf Nina ein.
    »Ich wurde mir immer sicherer, dass du in einen Strudel von Kriminalität geraten bist und dir dieser Tragweite gar nicht bewusst warst. Zumindest will ich das einmal zu deinen Gunsten annehmen.« Er machte wieder eine lange Pause. »Hatte ich damit recht?«
    Statt einer Antwort schluchzte Nina leise auf.
    »Dann war es also Mitleid, das dich dazu bewogen hat?«
    »Dein Kampf mit dir selbst ist mir nicht verborgen geblieben, Nina. Ich habe dich beobachtet, mehr als du glaubst. Durch die Überwachung konnte ich dich in deiner Kabine weinen hören. Ich …« Er legte den Kopf zurück und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. »Verdammt, ich habe es kaum ausgehalten. Ich wollte dich warnen, obwohl ich damit meinen Job geschmissen hätte.« Gequält schloss er die Augen »Manchmal habe ich geglaubt, es zerreißt mir das Herz, dass ich dich absichtlich ins offene Messer laufen ließ. Aber was hätte ich tun sollen ... wie es meinem Kollegen erklären ... von Kümmler erst gar nicht zu reden!« Dann sprang er so heftig auf, dass sein Stuhl beinahe umkippte, kam um den Schreibtisch herum und zog Nina in seine Arme.
    »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als man mir von eurem Unfall berichtet hat.«
    »Du warst in der Klinik, nicht wahr?«
    »Natürlich. Das war mein erster Weg, nachdem ich von München hergeflogen war.« Er presste sie noch enger an sich. »Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir deswegen etwas zugestoßen wäre.«
    Seine Worte berührten sie, und nun drängten die aufgestauten Gefühle mit aller Macht an die Oberfläche. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an den geliebten Mann und atmete tief seinen vertrauten Duft ein. Die ganze Anspannung und Angst der letzten Stunden brach sich nun Bahn und ließ sie all ihre Emotionen herausschluchzen. Trotz des heftigen Gefühlssturmes spürte sie, dass auch Marcos Schultern bebten.
    So blieben sie eine kleine Ewigkeit lang stehen. Eng umschlungen, unter dem kalten Kunstlicht dieses nüchternen Raumes. Und doch fühlte sich Nina in seinen Armen geborgen wie an keinem anderen Ort der Welt.
    Sanft küsste er ihr die Tränen von den Wangen. Sie war so aufgelöst, dass sie seine Worte zuerst gar nicht wahrnahm. »Ich liebe dich, Nina«, flüsterte er. »Ich liebe dich.«
    Nachdem Marco die süßesten aller Worte ausgesprochen hatte, verließ er das Vernehmungszimmer, um den Hauptkommissar aufzusuchen. Kurz darauf betrat wieder sein junger Kollege Paschke den Raum,

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