Colombian Powder
das?«
Mit einem Schritt war er am Schreibtisch und schlug mit der flachen Hand auf die Platte.
»Beantworte meine Frage, verdammt! Wo ist der Stoff?«, bellte er.
Der laute Knall löste Nina endlich aus ihrer Erstarrung.
»Ich habe ihn nicht mehr!« Mühsam kämpfte sie sich auf die Beine. Plötzlich floss neue Kraft durch ihre Glieder, und sie fühlte, dass sie sich jetzt zur Wehr setzen musste.
»Der präparierte Koffer ist in einem Schließfach am Flughafen in Miami!«
Es gelang ihr ohnehin nicht, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, also beschränkte sie sich auf das Elementarste. Das hieß, die ganze Sache so schnell wie möglich aufzuklären.
»Ich habe das Zeug nicht, bitte glaube mir! Ich wusste doch nicht, was ich damit machen sollte … das kann ich beweisen, hier!«
Sie nestelte einen kleinen silbrigen Schlüssel aus ihrer Jeanstasche.
»Warum hast Du mir nicht den Koffer mit dem Kokain mitgegeben, sondern einen ganz ordinären? Das alles war doch ganz anders geplant!?«
»Warum?«, keuchte sie. »Glaubst du tatsächlich, dass ich dich in Gefahr gebracht hätte? Nach allem …«
»Setz dich wieder hin«, herrschte er sie an, bevor sie weitersprechen konnte.
Das konnte ihm so passen! Ihre Hand schnellte vor und packte Marco am Arm, sodass die Beamtin an der Wand alarmiert auffuhr.
»Schau mich an und sag mir, wer bist du wirklich?«
Marco löste ihre Hand und drückte sie auf den Stuhl zurück.
»Beruhige dich endlich!«
Er verschränkte die Arme und begann wieder den Raum abzuschreiten.
»Ich bin Kommissar beim Drogendezernat hier in Berlin.«
»Drogendezernat«, wiederholte Nina mit erstickter Stimme.
»Ganz genau. Wir haben euch von Anbeginn der Reise beschattet. Euer ganzer genialer Plan war vom ersten Moment an zum Scheitern verurteilt. Das Täuschungsmanöver mit Toronto und Detroit, alles vergebliche Mühe. Soviel zu deiner Beruhigung – wir wussten schon, was läuft, als ihr nach Miami geflogen seid ... mit euren schönen neuen Pässen!«
Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Ich kann es einfach nicht glauben. Nicht einmal ein Ladendiebstahl ist bei dir vorgemerkt. Und dann, mit einem Schlag, so ein kapitales Verbrechen – unfassbar!«
»Wen meinst du mit wir ? Deinen Vater etwa?«
Marco schnaubte. »Leo Hübner ist nicht mein Vater. Er ist pensionierter Polizeibeamter und war in der technischen Überwachung. Als alter Freund von Hauptkommissar Kümmler hat er sich bereit erklärt, mich bei den Ermittlungen zu unterstützen«
»Was? Technische Überwachung?«
»Natürlich.« Marcos Blick blieb ungerührt. »Er hat für das Abhören eurer Kabine gesorgt.«
Nina klappte der Mund auf.
»Die Wanze klebte hinter dem Spiegel über eurem Schreibtisch. Wir haben von Anfang an alle eure Gespräche mitgehört. «
Blitzartig fiel Nina das Buch ein, dessen Einband zerknickt worden war.
Er nickte, als sie ihm das Stichwort gab. »Leo hat das Buch zu spät gesehen. Es ist beim Anbringen der Wanze hinter den Schreibtisch gerutscht. Berufsrisiko, wenn man so will.«
»Hör auf. Das reicht.« Abwehrend hob Nina beide Hände und spürte dabei, wie sehr sie noch immer zitterte. Dazu kam diese lähmende Schwäche, die Kälte, die sich von ihrem Herzen auszubreiten begann. Bunte Kringel tanzten vor ihren Augen, und verwundert stellte sie fest, dass sie plötzlich das Meer rauschen hörte. Genau wie an dem Strand in Puerto Rico, dachte sie und schloss in seliger Erinnerung die Augen.
»Nina, reiß dich zusammen! Es nützt niemandem, wenn du jetzt zusammenklappst.« Wie von fern drang Marcos Stimme an ihr Ohr, dann spürte sie seine Hand auf ihrem Arm.
»Bitte holen Sie ihr einen Becher Kaffee, schwarz!«, bat Marco die Beamtin.
Er sprach die Uhrzeit der Unterbrechung auf das Tonband und schaltete das Gerät aus, während die Beamtin den Raum verließ. Kaum waren sie allein, begannen beide gleichzeitig zu reden. Marco unterbrach sie mit einer einzigen Handbewegung.
»Hör mir zu! Ich versuche dir zu helfen, wo ich kann. Bitte verlier jetzt nicht die Nerven. Ich kann dir das hier nicht ersparen, aber ich halte es nicht aus, dich so elend zu sehen.«
»Marco, was …«, begann Nina und wurde sofort wieder unterbrochen.
»Kein Wort darüber, wie gut wir uns kennen! Ich kann dir nur helfen, wenn ich im Dienst bleibe, verstehst du?« Sein Blick schien sie zu durchbohren, bis sie nickte.
»Was geschieht jetzt?«, presste sie mühsam hervor.
»Wir müssen die Vernehmung zu
Weitere Kostenlose Bücher