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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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der sie festgenommen hatte. War er als ihre Wache abkommandiert worden? Reglos blieb er eine Weile an den Türrahmen gelehnt stehen und musterte sie verstohlen.
    »Sie sind also die Frau, die Marco so aus der Fassung gebracht hat«, stellte er schließlich schmunzelnd fest. »Und wir Kollegen haben geglaubt, Mister Perfect passiert niemals ein Ausrutscher.«
    »Ich bin also ein Ausrutscher«, murmelte Nina resigniert.
    »Oh nein, nein!« Paschke wedelte hektisch mit der Hand. »Bitte nicht falsch verstehen.«
    »Warum weiß hier eigentlich schon jeder über Marco und mich Bescheid?«
    Paschke zuckte mit den Schultern. »Nichts ist schneller als das Gerücht!«

    Es dauerte lange, bis Marco zurückkam. In der Hand hielt er einen Pizzakarton. Der Duft war verführerisch, doch Nina konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder etwas hinunterzubringen. Sie spürte deutlich, dass sie an der Schwelle zum Durchdrehen stand, und verbot sich, an das zu denken, was vor ihr lag.
    »Du kannst jetzt Feierabend machen«, sagte Marco an seinen Kollegen gewandt.
    An der Tür drehte sich Paschke noch einmal um.
    »Das gesamte Stockwerk hat den Alten vorhin laut singen hören ... hat er dir den Arsch aufgerissen?«
    Marco grinste schief. »So kann man es ruhig nennen. Trotzdem, ich kann dich beruhigen. Der Alte sieht von weiteren Maßnahmen ab. Also keine Diszi!«

    Nachdem Paschke den Raum verlassen hatte, seufzte Marco leise auf und rieb sich mit einer Hand den Nacken.
    Nina hatte das Gespräch verfolgt. Erst jetzt wurde ihr klar, was Marco für ein Risiko eingegangen war. Er hatte sich entgegen aller Vorschriften mit ihr eingelassen und dabei eine Menge aufs Spiel gesetzt.
    »Hätte es tatsächlich Maßnahmen gegen dich geben können?«, fragte Nina mit zittriger Stimme.
    »Sicher. Die Palette bei solchen Verstößen reicht bis zur Entlassung.« Marco stellte den Pizzakarton auf den Schreibtisch. »Aber keine Sorge. Wie ich schon sagte, hat sich der Hauptkommissar damit begnügt, mich verbal an die Wand zu klatschen. Das allerdings hat er gründlich getan.« Er klappte den Deckel hoch. »Du hast bestimmt Hunger. Greif zu, bevor es kalt wird.«
    Nina schüttelte den Kopf und schob den Karton wortlos von sich.
    »Kümmler weiß also auch von uns? War das der Grund, warum er dich vorhin zu sich zitiert hat?«
    »Er hat so laut gebrüllt, du hättest ihn hier eigentlich hören müssen.« Marco zeichnete mit dem Finger Figuren auf die Tischplatte. »Ich hatte direkt Angst, dass ihm ein Blutgefäß im Kopf platzt.«
    Sie war sich nicht sicher, ob die nächste Frage angebracht war, stellte sie aber dennoch.
    »Hat der Hauptkommissar denn überhaupt von der ganzen Sache erfahren müssen?«
    »Nun, er erwartete von mir eine Erklärung, warum in dem Koffer, den du mir mitgegeben hast, keine Spur von Kokain war. Außerdem wusste Leo über uns Bescheid, und der hat bereits gesungen.«
    »Dein Vater? Ich meine, dein Kollege?«
    »Er hat unser Stelldichein im Whirlpool beobachtet. Er und Kümmler, die sind so etwas wie Blutsbrüder. Die würden sich gegenseitig nie etwas vormachen.«
    »Er hat uns beobachtet?« wiederholte Nina schockiert.
    »Ursprünglich sollte ich die Reise alleine unternehmen, aber Kümmler hatte im letzten Moment Bedenken, dass ihr euch während der Kreuzfahrt trennen könntet. Darum hat er mir den alten Fuchs Leo als Leihvater verpasst.«
    Marco nahm sich eine der Servietten und begann, sie in kleine Stücke zu reißen. »Erinnerst du dich an den Abend an Deck, als wir in Honduras abgelegt haben? Ich habe euch bekannt gemacht, und Leo hat klarerweise sofort gerochen, dass es zwischen uns knistert. Diesem alten Schnüffler kann man nichts verheimlichen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mich daran erinnert, und zwar deutlich, aus welchem Grund wir auf dem Schiff sind. Aber er hat geahnt, wie sich die Dinge entwickeln würden und ein wachsames Auge auf uns geworfen.«
    »Er ist dir also bis zum Whirlpool nachgeschlichen?« Nina war entsetzt.
    »Naja, sein Gefühl hat ihn schließlich nicht getäuscht. Danach hat er mir aber ganz schön die Hölle heißgemacht.«
    »Willst du darüber sprechen?«
    Marco zuckte die Schultern. »Ich glaube, er hat das Schiff mit einem unguten Gefühl verlassen. Kurz bevor er mit Beate von Bord ging, hat er mir das Versprechen abgenommen, dass ich mich ab sofort zusammenreiße und Abstand zu dir halte.« Marco schnaubte bei diesen Worten belustigt. »Das ist mir dann ja auch mustergültig

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