Colombian Powder
Ende bringen. Danach werde ich einen Weg finden, hier irgendwo mit dir allein zu reden.«
Nina setzte zu einer erneuten Frage an, da kam die Beamtin zurück. Marco nahm ihr den Kaffeebecher ab und reichte ihn an Nina weiter.
»Besser?« Marcos Blick verriet noch immer Besorgnis, als nach der Hälfte des bitteren Gebräus ihre Lebensgeister allmählich wieder erwachten.
Nina nickte. »Erklärst du mir nun, warum unser Plan aufgeflogen ist?« Ihre Stimme klang jetzt unnatürlich rau. Sie legte den Kopf auf ihre verschränkten Arme und hörte Marco stumm zu, der ihr in kurzen Sätzen den Hinweis des Drogendealers schilderte.
»In den Kneipen, in denen diese Junkies verkehren, sind unter zehn Gästen neun Konfidenten. Die verraten ihre Mutter für einen Schuss«, erklärte er. »Das allein gab uns genügend Gründe, gegen euch zu ermitteln.«
Nina verharrte eine Weile reglos. Sie konnte diese ganzen Fakten in so kurzer Zeit unmöglich verarbeiten. Beate? Ausgerechnet die souveräne, gerissene Beate hatte sich selbst verraten? Nina wusste nicht mehr, was sie glauben und denken sollte. Jetzt war Marco ihr letzter Strohhalm, was oder wer immer er war.
Marco ließ ihr ein paar Minuten Zeit, sich etwas zu fangen. Als Ninas Geist allmählich wieder klarer wurde, beherrschte sie nur noch ein einziger Gedanke. Sie riss den Kopf hoch und fixierte Marco mit weit aufgerissenen Augen.
»Du hast mich die ganze Zeit über belogen!«
Marco seufzte gequält auf und hob theatralisch die Hände. »Jetzt bin ich wirklich begeistert ... und was hast du gemacht?«
Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und ein untersetzter Mann mit schütterem Haar und dicker Brille betrat den Raum. Er stellte sich Nina als Hauptkommissar Kümmler vor und setzte einen schwarzen Koffer vor Nina ab.
Sie traute ihren Augen nicht. Es war derselbe, den sie vor knapp vierundzwanzig Stunden in einem Gepäckschließfach in Miami eingeschlossen hatte.
»Da haben wir also das Corpus Delicti.« Kümmler sah durch seine dicken Brillengläser auf sie hinunter. »Erstaunt? Leo Hübner ist gerade eben damit gelandet. Nun, wenigstens haben Sie uns die Wahrheit gesagt. Der Koffer ist tatsächlich randvoll mit Kokain. Wie viel? Ich meine, wir wiegen es natürlich, aber ich bin doch neugierig.«
»Acht«, krächzte Nina.
Kümmler pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Ihr Deal hätte sich durchaus gelohnt. Wie viel Prämie hätten Sie denn dafür bekommen, wenn man fragen darf? Fünftausend, zehntausend?«
»Dreißig«, murmelte sie resigniert.
Kümmler und Marco wechselten einen kurzen Blick.
»Und Sie selbst haben keinerlei Drogen nach Deutschland geschmuggelt?«
Nina schüttelte den Kopf. Sie reagierte immer mehr wie ein Roboter.
»Ich fasse also zusammen: Sie haben das Kokain nicht wie beabsichtigt an Kommissar Winter weitergegeben, sondern haben das Zeug selbst von Bord gebracht und am Miami Airport in einem Schließfach deponiert, richtig?”
»Ja.”
»Warum?«
»Mein Gott, ich … ich …«, Nina atmete zitternd ein und kämpfte mit einem weiteren Schluchzer. »Ich konnte es einfach nicht! Was wollen Sie denn hören?«
Nina hoffte inständig, dass er nicht noch weiter nachhakte. Sie konnte Marco unmöglich bloßstellen!
»Woher hatten Sie den Koffer, den Kommissar Winter letztendlich nach Deutschland gebracht hat?«
»Ich habe ihn an Bord des Schiffes gekauft.«
Kümmler machte sich eine kurze Notiz, dabei stülpte er die Lippen über. Trotz der Misere fiel Nina auf, dass der Mann jede seiner Handlungen und Bemerkungen mit irgendwelchen Gesten unterstrich. »Wusste Ihre Komplizin von dieser Änderung?«
»Beate?«, Nina schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht!«
Der Hauptkommissar schien sich mit ihren Antworten vorerst zufriedenzugeben.
»Da haben Sie sich ja ganz schön was eingebrockt, Frau Sonnenberg. Das ist keine Lappalie. Große Strafkammer, klar?”
Nina sah zu Marco hinüber, doch der verzog keine Miene.
»Nun gut. Sie stehen im dringenden Verdacht, gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen zu haben. Sie werden morgen dem Haftrichter vorgeführt, dort entscheidet sich das Weitere.« Kümmlers Stimme klang plötzlich wieder förmlich, und es gab keine weiteren Grimassen.
»Sind Sie bereit, ihre Aussagen morgen zu Protokoll zu geben?«
Nina nickte schwach. Natürlich würde sie aussagen.
»Dann werde ich die Vernehmung in die Wege leiten. Wollen Sie sich vorher mit einem Verteidiger beraten?«
»Wozu? Der Fall ist doch
Weitere Kostenlose Bücher