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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht in die Tasche mit den Beweismitteln zu stecken. Außerdem: Als herauskam, dass er ihre Anweisung missachtet hatte …«
    »War er längst über alle Berge«, ergänzte Stephanie.
    »Du sagst es«, bestätigte Dave. »Aber großen Ärger hätten sie sowieso nicht bekommen. Vergiss nicht, drüben in Tinnock gab es eine richtige Mordermittlung – Totschlag, zwei Menschen verbrannt – und unser Unbekannter war einfach nur erstickt.«
    »Trotzdem …« Stephanie blickte skeptisch.
    »Trotzdem dumm, du kannst es ruhig sagen, wir sind unter uns«, sagte Dave grinsend. »Aber der Islander hatte kein Interesse daran, den beiden Bullen Ärger zu machen. Das versicherte ich Murray, und ich machte ihm auch klar, dass es sich nicht um eine strafrechtliche Angelegenheit handelte; ich wolle einfach nur herausfinden, wer der arme Kerl sei, weil es bestimmt irgendwo Menschen gab, die ihn vermissten und wissen wollten, was mit ihm passiert sei. Murray sagte, er würde sich wieder bei mir melden. Diese Reaktion hatte ich zwar erwartet, trotzdem verbrachte ich einen unruhigen Nachmittag und fragte mich, ob ich vielleicht anders hätte vorgehen sollen. Das wäre durchaus möglich gewesen, weißt du. Ich hätte Doc Robinson oder sogar Cathcart bitten können, in Augusta anzurufen, aber die Vorstellung, einen von ihnen als Mittelsmann zu benutzen, ging mir irgendwie gegen den Strich. Wahrscheinlich ist das abgedroschen, aber ich bin davon überzeugt, dass in neun von zehn Fällen Ehrlichkeit die beste Lösung ist. Ich hatte einfach Bedenken, dieses könnte der zehnte Fall sein. Am Ende klappte es doch. Gerade als ich dachte, dass Murray sich nicht mehr melden würde, und meine Jacke für den Heimweg anzog, rief er mich an – ist das nicht immer so?«
    »Das Wasser fängt nie an zu kochen, wenn man zusieht«, sagte Vince.
    »Du liebe Güte, das ist ja fast schon philosophisch! Gib mir schnell einen Stift und einen Block, damit ich’s aufschreiben kann«, sagte Dave mit breitestem Grinsen. Es machte ihn nicht nur jünger, es wischte Jahrzehnte hinweg, und Stephanie sah in ihm den Jungen, der er früher einmal gewesen war. Dann wurde Dave wieder ernst und der Junge verschwand.
    »In Großstädten gehen ständig Beweismittel verloren, habe ich gehört, aber so groß ist Augusta ja nicht, selbst wenn es die Hauptstadt des Bundesstaates ist. Sergeant Murray hatte keine Schwierigkeiten, die Beweismittel mit Paul Devanes Unterschritt auf dem Sicherstellungsprotokoll zu finden; er sagte, keine zehn Minuten nach unserem Gespräch hätte er sie in den Händen gehalten. Die übrige Zeit hätte er gebraucht, um von dem zuständigen Vorgesetzten die Erlaubnis zu bekommen, mir mitzuteilen, was sich in der Tasche befand, und die hatte er schließlich erhalten. Es waren Zigaretten der Marke Winston, und die Steuermarke war so, wie Paul Devane sie in Erinnerung hatte: ein handelsüblicher kleiner Aufkleber, auf dem in winzigen schwarzen Buchstaben COLORADO stand. Murray sagte, er hätte die Information auch an die Staatsanwaltschaft weitergegeben. Für den Fall, dass wir bei der Identifizierung von Colorado Kid vorankämen, wüsste sie es zu schätzen, wenn wir ihr vor einer Pressemeldung Bescheid geben würden. Colorado Kid, so nannte er ihn, man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der Name eine Erfindung von Sergeant Murray aus der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft ist. Außerdem sagte er, falls wir wirklich Glück mit der Identifizierung hätten, würden wir in unserem Bericht hoffentlich erwähnen, wie hilfsbereit die Staatsanwaltschaft gewesen sei. Das fand ich irgendwie nett, weißt du?«
    Mit glänzenden Augen beugte sich Stephanie vor, völlig fasziniert. »Und was habt ihr dann gemacht? Wie seid ihr vorgegangen?«
    Dave wollte antworten, doch Vince legte die Hand auf die stämmige Schulter des geschäftsführenden Herausgebers und unterbrach ihn. »Was meinst du denn, wie wir vorgegangen sind, mein Mädchen?«
    »Gibt’s wieder Unterricht?«, fragte Stephanie.
    »Genau«, erwiderte er.
    Und weil sie an seinen Augen und seinem Mund (mehr an Letzterem) ablesen konnte, dass er es völlig ernst meinte, dachte sie gründlich nach, ehe sie antwortete.
    »Ihr … habt Abzüge von dem ›Schlaffoto‹ gemacht –«
    »Ah jo, sicher.«
    »Und dann … hm … dann habt ihr es mit einer entsprechenden Meldung an – wie viele Zeitungen in Colorado geschickt?«
    Vince lächelte sie an, nickte und hielt ihr den ausgestreckten Daumen

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