Colorado Saga
rief Zendt. Daraufhin befahl Frake einem Schwarzen, die Laufplanke an den Pier zu legen. Levi kletterte an Bord und gab dem Kapitän die 53 Dollar. »Krieg' ich eine Quittung?« Der mürrische kleine Mann streckte eine Hand aus und schnarrte: »Ihr habt mein Wort drauf. Das genügt. Schafft Eure Sachen an Bord.«
Levi blieben drei Stunden, um den Conestoga ans Ufer zu schaffen und auf die »Robert Q. Fell« zu transportieren. Außer Atem kam er bei der »Ozark Maid« an und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß zwar das Dampfboot fest vertäut war, die Schleppboote jedoch viel zu weit vom Pier entfernt lagen, um entladen werden zu können. Erst später am Tag würden sie voneinander losgemacht und am Pier vertäut werden.
»Wir müssen den Wagen um elf Uhr an Land haben!« schrie Levi.
»Ich kann nichts tun«, rief Elly zurück. Solange die Männer die Schleppboote nicht an den Pier zogen, war sie machtlos.
»He, ihr da!« rief Levi den Männern auf der »Ozark Maid« zu. »Wie krieg' ich den Wagen runter?«
»Wenn wir ihn an Land bringen«, sagte ein Mann gleichmütig.
Levi rannte hierhin und dorthin, um die Schiffer zu veranlassen, schneller zu arbeiten, als sie es gewöhnt waren. Um 10 Uhr war noch nichts geschehen. Dann war es 11 Uhr, und das Schleppboot lag immer noch weit vom Pier entfernt. Levi lief voller Verzweiflung die lange Strecke bis hin zur »Robert Q. Fell«.
Kapitän Frake brüllte durchs Megaphon: »Was geht das mich an? Dieses Schiff hier legt Punkt zwölf Uhr ab.«
»Und was ist mit meinem Geld?«
»Euer Geld habt Ihr bezahlt, und ich biete Euch dafür meine Dienste an. Wir sind da, aber Ihr solltet Euch sputen.«
Levi rannte zurück und rief: »Tu etwas, Elly!«
»Was kann ich schon tun?« schrie sie verzweifelt.
Eine kostbare Stunde verstrich - sie war für die Zendts immerhin 53 Dollar wert -, und das Schleppboot lag immer noch an derselben Stelle. So schnell er nur konnte, lief Levi wieder zur »Robert Q. Fell« und flehte: »Kapitän Frake, bitte warten Sie noch ein paar Minuten! Wir sind schon unterwegs.«
Der Kapitän schaute den Pier entlang, dann ins Innere seines Schiffes. »Gut, wir bleiben noch ein paar Minuten vor Anker.« Levi lief mit dem Gefühl unsäglicher Erleichterung wieder zum Schleppboot und sah mit Freude, daß jenes, auf dem sein Wagen stand, in Bewegung gesetzt worden war. »Ich habe ihnen zwei Dollar angeboten«, rief Elly zu ihm herüber.
»Gute Idee!« Levi war voller Anerkennung. Er hatte sie gebeten, etwas zu tun, und sie hatte es geschafft. »Wann sind Pferde und Wagen an Land?« schrie er hinüber. Elly fragte die Männer. »In ungefähr einer Stunde.«
»O mein Gott«, stöhnte Levi und setzte sich erneut in Trab. Als er bei dem Schiff angekommen war, schrie er außer Atem: »Es dauert doch noch weitere fünfzig Minuten.«
»Mehr als eine halbe Stunde kann ich nicht mehr warten«, erwiderte Kapitän Frake. Also zurück zum Schleppboot. Die Männer, die das Gefährt an den Pier stakten, hatten keine Veranlassung, extra schnell zu arbeiten. Aber sie hatten auch nichts dagegen, daß Levi und seine Frau die Laufplanken legten, sie am Pier befestigten, vier der Pferde an Land führten, die restlichen zwei vor den Wagen spannten und sie vorsichtig über die Planken dirigierten.
Sobald die Eisenreifen das Kopfsteinpflaster berührten, hielt Elly die anderen vier Pferde zum Anspannen bereit. Dann ließ Levi die Peitsche knallen, und das prächtige Gespann setzte sich in Bewegung. »Schöne Pferde haben Sie da«, rief ein Mann. »Wollen Sie sie verkaufen?« Levi nahm sich nicht einmal die Zeit zu antworten. Seine Augen blickten gebannt auf die Schornsteine der »Robert Q. Fell«. Er war so nervös, daß er die sechs Grauschimmel erbarmungslos mit der Peitsche antrieb. Doch sie kamen nicht weit. Ein Mann in Begleitung eines Polizisten trat ihnen in den Weg.
»Mein Name ist Curtis Wainwright«, stellte sich der Fremde vor. »Ich bin äußerst interessiert an diesem Sechsergespann.«
»Die Pferde sind nicht zu verkaufen«, rief Levi erregt. »Sie wollen nach Oregon?«
»Ja, aber machen Sie jetzt bitte den Weg frei!« »Immer mit der Ruhe«, sagte der Polizist. »Mr. Wainwright möchte sich mit Ihnen unterhalten.«
»Ich muß zu meinem Schiff. Sonst fährt es ohne uns ab.«
»Wie heißt das Schiff?« fragte der Polizist.
»Robert Q. Fell.«
Die beiden Männer lachten, und Wainwright sagte: »Ich kann Ihnen versichern, daß Kapitän Frake nicht ohne Sie
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