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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nahm ein acht Meter langes und vier Meter breites Boot Gestalt an.
    »Ich habe schon viele Leute arbeiten gesehen«, sagte Levi zu seiner Frau. »Aber die hier schlagen alles.«
    Die Zendts verließen ihre schmutzige Herberge, um bei den drei abschließenden Arbeiten an ihrem Boot dabeizusein Finnerty und seine Männer bauten am Rand des Flachbootes eine zwanzig Zentimeter hohe Reling. Sie war nicht gerade stabil, und bei einem Sturm wurde sie nicht verhindern, daß Dinge über Bord gingen. Aber sie ließ das große Gefährt mehr einem Boot ähneln. Als sie damit fertig waren, bauten sie etwa über die Hälfte der Bootslange eine primitive Hütte, auf deren flachem Dach der Conestoga sicher festgezurrt werden würde. Und schließlich wurden an den Enden des Boots lange Stangen auf einer Dreieckskonstruktion montiert. Die vordere sollte dazu dienen, Treibholz abzuhalten, die hintere war das Steuerruder.
    »Fertig zur Abfahrt«, rief Finnerty. Als Levi den Planwagen geholt hatte, sah er, daß das Dach schon von zwei kleineren Wagen besetzt war, die bis nach Cairo mitfahren wollten.
    Als Levi dagegen protestierte, sagte Finnerty halblaut zu ihm: »Levi, die bezahlen uns doch für die Fahrt. Also haben sie natürlich die erste Wahl.«
    Levi gab nach, und der Conestoga wurde quer zu den anderen vor der Hütte festgemacht Elly stellte in der primitiven Kabine fest, daß die anderen Reisenden auch schon die guten Schlafplätze belegt hatten. Jetzt riß ihr die Geduld. Levi hatte sich überreden lassen, die fremden Wagen dazulassen, wo sie nun einmal waren. Aber ein guter Schlafplatz stand ihnen zu. Da konnte Finnerty sagen, was er wollte!
    Kampflustig baute sie sich vor Männern und Frauen auf, die mindestens dreimal so alt waren wie sie. »Mr. Zendt und ich werden unser Bett hier aufschlagen. Danach können Sie Ihre Betten so anordnen, wie Sie wollen.« Und damit krachte ihr Bettenbündel geradewegs in die Mitte der Kabine.
    Finnerty konnte nicht nur ein gutes Boot bauen, sondern es auch fachmännisch handhaben. Früh am Morgen des 1. April stieß er vom Ufer ab und steuerte das Boot zur Flußmitte. Dort war die Strömung am stärksten. Nun konnte die elfhundert Meilen lange Fahrt zum Mississippi beginnen. Finnerty stand achtern beim Steuerruder und lenkte das Gefährt an den vor Anker liegenden Frachtern vorbei aus der Stadt.
    Dies war der angenehmste Teil der Reise nach Oregon: das sanfte, beschauliche Gleiten auf den Wassern des Ohio durch ständig wechselnde Landschaft. Links vom Strom lag Virginia, rechts Ohio. Links ein undurchdringlicher Wald, der bis dicht ans Ufer reichte, mit wenigen schmalen Pfaden, die abenteuerlustige Kolonialisten geschlagen haben mochten. Ohio dagegen zeigte sich als grünes Wiesenland mit hübschen Häusern da und dort.
    »Ich habe mal in einem Buch gelesen, daß Virginia ein reiches Land ist«, sagte Elly, während sie die Wildnis links vom Fluß betrachtete. Finnerty erklärte ihr dazu: »Das ist es auch, aber nur im Osten. Was die Gegend hier betrifft, so gebe ich zehn Virginias für ein Ohio.«
    Es war üblich, daß Flachboote für einige Tage in Cincinnati anlegten, damit sich die Passagiere etwas in der deutschen Stadt umsehen konnten, in der täglich Hunderte von Schweinen und Rindern geschlachtet wurden, um den Westen mit Fleisch zu versorgen. Hier wurde Levi zum erstenmal der Zeitplan bewußt, von dessen Einhaltung so viel abhing, als er nämlich auf einer Anzeigetafel den folgenden gedruckten Anschlag las:
    Einziges Dampfschiff nach St. Joseph und den Wasserfällen »Robert Q. Fell« unter Kapitän Frake Abfahrt am 1. Mai 1844, 12 Uhr Passagiere nach Oregon werden aufgenommen
    Levi holte Finnerty und zeigte ihm den Anschlag. »Schaffen wir es bis zum 1. Mai nach St. Louis?« »Wir?« erwiderte Finnerty. »Ihr schafft es leicht, aber ich fahre sofort nach Pittsburgh zurück, wenn wir Cairo erreicht haben.«
    »Werden denn in Cairo Frachtschiffe liegen, die uns mitnehmen?« fragte Levi ängstlich.
    »Nun, sehen wir mal. Heute ist der 10. April! Wir werden um den 23. April in Cairo ankommen.« Er studierte die Anzeigen genau und fand heraus, daß das Frachtschiff »Ozark Maid« mit Kapitän Shaw am 26. April in Cairo nach St. Louis ablegte. Die Ankunft in St. Louis war für den frühen Morgen des 1. Mai vorgesehen. »Genau das richtige für euch«, konstatierte Finnerty.
    Cairo bot einen tristen Anblick, alles war schmutzig und voller Schlamm. Hier mündete der Ohio in den

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