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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Bord hat... und die Passage bezahlt ist«, lachte der Hauptmann.
    »Aber wir kosten ihn doch drei Mahlzeiten pro Tag.« »Es ist für ihn billiger, Sie zu füttern, als Sie zu verlieren.« Der Hauptmann verbeugte sich höflich vor Elly und riet: »Kaufen Sie morgen unbedingt genug Stoff für Kleidung und drei Paar Schuhe, die bequem sitzen. Und was die Pferde betrifft, so sind sie wirklich nicht gut geeignet für diese Reise. Wenn jemand Ihnen einen guten Preis macht, sollten Sie es sich überlegen.«
    »Ich liebe diese Pferde«, sagte Levi störrisch. Die Männer wußten, daß weitere Überredungsversuche sinnlos sein würden; auch sie liebten ihre Pferde und hatten Verständnis für Levis Weigerung.
    »Er wird Schwierigkeiten bekommen«, meinte Hauptmann Mercy, als die Zendts gegangen waren. »Schon mit meinen Maultieren von der Armee werde ich genug Scherereien kriegen.«
    Wenn Kapitän Frake schon am Freitag morgen abgefahren wäre, hätten Levi und Elly wahrscheinlich Oregon erreicht, ohne je von der Existenz der Rattlesnake Buttes in Colorado zu erfahren. Doch das Schiff fuhr nicht ab; Levi und Elly schlenderten in den Straßen von St. Louis herum und kauften Tuch und neue Schuhe. In der Rue de l'Eglise kamen sie an einem Gebäude vorbei, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatten. Es sah auf den ersten Blick wie ein Warenhaus aus, schien dann jedoch bei näherem Besehen ein Theater zu sein. Die Vorderseite war mit Plakaten vollgeklebt, die sensationelle Dinge ankündigten: Meister Haskell, Zauberer, Magier und Wunderheiler; Mr. L. Reed, der berühmteste Bauchredner Amerikas; Madame Zelinah-Kah-Nourinha, die Blume des Orients; außerdem die einmalige und letzte Möglichkeit, den riesigen Elefanten zu besichtigen, der in dieser Gegend von Dr. Albert C. Koch entdeckt worden war. Levi schaute Elly fragend an. Würde es ihr Spaß machen, diese erstaunlichen Vorführungen zu sehen? Sie zuckte unentschlossen die Achseln, und die beiden waren schon dabei, weiterzugehen, als der Besitzer des Theaters auf die Straße trat und auf sie einzureden begann: »Diese Attraktionen können Sie sich nicht mal in Ihren kühnsten Träumen ausmalen, meine Herrschaften. Und der Riesenelefant ist bald nicht mehr zu besichtigen, weil wir ihn im nächsten Monat nach Europa schicken müssen.«
    Da Levi und Elly, außer in Büchern, noch nie einen Elefanten gesehen hatten, ließen sie sich überreden, kauften Eintrittskarten und betraten das Gebäude. Erwartungsvoll setzten sich die beiden in den Zuschauerraum. Zuerst erschien ein geschickter Jongleur, dem zwei hübsche Mädchen assistierten. Danach trat Mr. Reed auf. Er allein war schon das Eintrittsgeld wert; denn er konnte tatsächlich ohne technische Hilfsmittel fast jedes Geräusch nachahmen, das man hören wollte: das furchterregende Gebrüll eines Alligators, einen entgleisenden Zug, eine Trompetenarie von Donizetti, den donnernden Ausbruch eines Vulkans.
    Die Zendts waren gefangen von Mr. Reed. Allerdings war Elly überzeugt davon, daß er kleine Pfeifen im Mund versteckt hatte. Levi argumentierte dagegen, daß das technisch völlig unmöglich wäre, weil er dafür ein Riesenmaul haben müßte. Sie wollten eben wieder gehen, doch der Direktor erinnerte sie daran, daß sie den Elefanten ja noch nicht gesehen hätten. Sie traten hinter einen Vorhang und erwarteten, ein lebendes Tier zu sehen. Statt dessen stand vor ihnen das gigantische Skelett eines Mastodons, das vor Tausenden von Jahren im Flußgebiet gelebt hatte. Es war ein Anblick, den sie nie im Leben vergessen würden! Völlig versunken darin, lauschten sie nur mit halbem Ohr dem Vortrag des Direktors... eine Tonne Heu pro Tag... jeder der Stoßzähne sieben Meter lang... die Elefantenmutter trug ihre Jungen vier Jahre, sieben Monate und neunzehn Tage aus... die junge Dame solle sich mal neben das Skelett auf den
    Boden legen... nun könne wohl jeder sehen, daß das Mastodon mit einem einzigen Tritt ihren Körper hätte zerschmettern können...
    Die anderen Besucher waren längst gegangen, doch die Zendts blieben noch lange vor dem Skelett stehen. »Wie konnte solch ein riesiges Biest bloß genug zum Fressen finden?« fragte Levi.
    »Wenn sein Rüssel so gewaltig war, dann konnte es einfach ruhig an einem Fleck stehen und im Umkreis alles Gras abrupfen«, überlegte Elly.
    Als sie auf die Straße hinaustraten, regnete es in Strömen. Levi überlegte, wie er Elly einigermaßen trocken an Bord bringen würde. Doch sie sagte

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