Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Sie ein Boot bauen, aber hüten Sie sich um Gottes willen vor den Gaunern, die das Boot steuern.« Auch er fand, daß Finnerty noch der Vertrauenswürdigste von dem ganzen Gesindel war. Dann verbeugte sich der Kapitän leicht und sagte: »Ich würde mich freuen, wenn die Neuvermählten mit uns den Lunch nehmen würden.«
    Elly wollte gern zusagen, denn Luxus dieser Art hatte sie nie zuvor gesehen. Außerdem war sie wie immer sehr hungrig. Levi wollte sich jedoch unbedingt um die
    Pferde kümmern. Daher stiegen sie die Treppe hinunter. Als sie am Speisesaal vorübergingen, hielt eine der Damen Elly auf der Türschwelle an, um ihr den schön gedeckten Tisch zu zeigen. Weißes Leinen, glänzendes Besteck, drei Gläser zu jedem Gedeck und, das Beste von    allem, die    Speisekarte.    Sie    war
    aufklappbar und mit blauen Schnörkeln, rosa Cupidos und gelben Blumen verziert. Darauf war die atemberaubende Anzahl von dreihundert verschiedenen Gerichten verzeichnet.
    »All diese Sachen gibt es an Bord?« fragte Elly ungläubig. Die Dame antwortete: »Sie brauchen nur zuzugreifen.«
    »Levi, können wir nicht doch bleiben?« rief Elly flehend. Er wollte sie gerade an ihre Pflichten erinnern, als sie ihm ins Ohr flüsterte: »Ich habe doch heute Geburtstag.«
    Eine der umstehenden Damen hatte dem Gespräch gelauscht, und    in kürzester    Zeit redeten    alle    auf
    einmal: »Ihr Geburtstag! Wir müssen eine Party arrangieren.« Und bevor Levi noch so recht begriff, was geschah, hatte man die beiden in den festlichen Salon geführt, wo einige Stewards bereits dabei waren, eine Geburtstagstafel zu arrangieren. Als sich dann der Chefsteward, ein hochgewachsener Schwarzer mit weißem Haar, über Ellys Schulter beugte, um sie nach ihren Wünschen zu fragen, war sie angesichts der reichen Auswahl total hilflos und schaute ihn fragend an.
    Er zögerte ein wenig, um nicht unhöflich zu wirken. Dann sagte er freundlich: »Wenn ich Ihnen etwas empfehlen darf... die Ente ist eine Spezialität unseres Chefkochs.«
    »Oh, ich esse wahnsinnig gern Ente«, rief Elly entzückt. Dann    ließ sie sich    das Gemüse    und    die
    anderen Beilagen reichen.
    Als allen vorgelegt war, fragte ein Bankier aus Baltimore, ob er    das Tischgebet sprechen    solle.    Da kein Geistlicher anwesend war, nahmen die übrigen sein Angebot dankend an. Er erhob sich. »Als ich letzte Woche mein Heim verließ, war ich überzeugt, eine lange Reise läge vor mir. Immerhin wollte ich nach Cincinnati. Und nun will dieses Kind von sechzehn Jahren bis nach Oregon ziehen. Gott, beschütze diese Kinder; Menschen wie sie wird unsere Nation immer brauchen.«
    Elly öffnete die Augen und sah die ganze Herrlichkeit vor sich: die Ente in der Kasserolle, Limabohnen, kandierte Süßigkeiten, eingemachte Äpfel, verschiedene Brotsorten, einige Sülzen und als Höhepunkt des Festmahls die cremeweiße Geburtstagstorte, die mit silbernen Ornamenten und 17 flackernden Kerzen geschmückt war. Nach dem Mahl flüsterte der Bankier, der das Tischgebet gesprochen hatte, seinem Nachbarn zu: »Können Sie sich das vorstellen? Dieses dünne Persönchen hat die ganze Ente aufgegessen!« Sein Freund erwiderte: »Nicht nur das, auch fast den ganzen Kuchen hat sie verputzt.«
    Bootsbauer Finnerty, den sie am Nachmittag aufsuchten, stellte nur eine Frage: »Könnt Ihr vierzig Dollar auftreiben?« Als Levi nickte, steckte er einen Priem Kautabak in den Mund voll Zahnlücken und sagte: »Ich verwende nur gutes, abgelagertes Holz. Ihr bekommt bei mir das beste Flachboot weit und breit. Wir treiben stromabwärts nach Cairo und verkaufen dort das Boot für dreißig Dollar. Nettobetrag für Sie zehn Dollar.«
    »Wann ist das Boot fertig?«
    »In zwei Wochen. Länger darf ich nicht brauchen, weil wir die Schneeschmelze erwischen müssen.«
    »Und ist auch genug Platz für den Conestoga und sechs Pferde?«
    »Es haben sogar drei weitere Wagen Platz, 's wär gut, wenn noch ein paar Leute mitfahren würden, weil wir dann zusätzlich etwas Geld verdienen können. Die
    Hälfte für Euch.«
    Also einigte man sich. Sobald Finnerty das Geld in Händen hatte, machte er sich mit einem Tempo an die Arbeit, daß Levi nur so staunte. Finnerty hatte einen Weißen und zwei Schwarze als Gehilfen. Sie schleppten große Balken heran und liehen sich den Conestoga, um damit eine Ladung frisch gesägten Bauholzes herbeizuschaffen. Noch vor dem angegebenen Zeitpunkt

Weitere Kostenlose Bücher