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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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gehe ich in den Gottesdienst der presbyterianischen Kirche. Kommen Sie auch mit?«
    Elly stimmte begeistert zu. »Wir sollten Gott danken, daß er uns bis hierher so sicher geleitet hat.« Also gingen die beiden in der Dämmerung zur Vierten Straße hinauf, in der eine hübsche alte Kirche mit weißem Glockenturm stand.
    Von der Vorhalle aus konnten sie auf den ruhigen Fluß und die sanften Hügel von Illinois hinunterschauen. In dieser Richtung lag ihre Heimat, und doch war sie ihnen so fern, so unerreichbar gewesen.
    Nach der Predigt wandte sich der Geistliche nach rechts, wo in einem besonderen Kirchenstuhl, der für wohlhabende Bürger reserviert war, jener junge Hauptmann saß, den Levi am Pier gesehen hatte. »Ein Sohn unseres Vaterlandes geht in Kürze im Dienst unserer Regierung nach dem Westen«, begann der Geistliche. »Unsere besten Wünsche gelten ihm und seiner tapferen Familie.« Levi sah neben dem Hauptmann zwei gutaussehende Damen sitzen. Die jüngere war wohl seine Frau, die ältere, grauhaarige konnte seine Mutter oder Schwiegermutter sein. Mit ernster Miene nickten die beiden zu den Worten des Pfarrers, während der Hauptmann bescheiden zu Boden blickte. Dabei umklammerte er mit der rechten Hand so fest den Griff seines Säbels, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Dann wandte sich der Geistliche einer anderen Gruppe von Leuten zu. Es waren hauptsächlich Paare, die ähnlich schlicht wie die Zendts gekleidet waren. »Diese Fremden aus Vermont gehen in eine großartige Zukunft. Sie wollen die Zivilisation und das Wort Gottes in das ferne Oregon bringen. Möge Gott sie sicher auf ihrem Weg geleiten, so daß weder Stürme noch Hungersnot, noch die wilden Indianer ihnen etwas anhaben können. Zu euch Männern sage ich: Seid stark, und zu euch Frauen: Seid gewissenhaft.« Levi ergriff Ellys Hand. Einige der Frauen in der Gruppe aus Vermont schluchzten, doch Elly schaute unerschrocken geradeaus und drückte seine Hand so fest wie ein Mann.
    Als der Gottesdienst zu Ende war, trat der junge Hauptmann zu den Emigranten aus Vermont und wünschte ihnen alles Gute. Er versicherte ihnen, daß er und sein Unteroffizier sie durch den schlimmsten Teil des »Indianerlandes« begleiten würden. Levi Zendt, der die Ohren spitzte, um diese ermutigenden Worte zu hören, fühlte plötzlich, wie jemand seinen Arm ergriff. Er drehte sich um und erkannte Curtis Wainwright, der am Vortag versucht hatte, ihm die Pferde abzukaufen.
    »Guten Abend«, sagte Wainwright freundlich. »Wie schön, daß auch Sie Kirchgänger sind.«
    »Die Fahrt ist lang. Wir haben den kirchlichen Segen nötig.«
    »Ich war gestern wirklich zu aufdringlich«, entschuldigte sich Wainwright. »Ich würde Sie jetzt gern mit unserem Geistlichen bekannt machen.« Damit führte er die beiden zur Kirchentür, wo der Geistliche seine Pfarrkinder verabschiedete. »Reverend Oster, bitte, versichern Sie diesen Fremden, daß ich ein Mann von lauterem Charakter bin. Ich habe die Ärmsten nämlich gestern ziemlich verschreckt.«
    Reverend Oster drehte sich um und lächelte. Er ergriff die Hände von Elly und Levi, machte eine leichte Verbeugung und sagte: »In Curtis Wainwright haben Sie einen respektablen Bürger dieser Stadt und einen gläubigen Christen vor sich. Sie können ihm vollkommen trauen... es sei denn, er versucht, Ihre Pferde zu kaufen.«
    Elly lachte herzlich über Wainwrights dummen Gesichtsausdruck. Doch dann zuckte er die Achseln und sagte: »Leider ganz die falschen Worte, Reverend. Ich habe diesen jungen Mann nämlich zu überzeugen versucht, daß er sein wundervolles Pferdegespann nicht nach Oregon mitnehmen solle.«
    »Damit hat er ganz recht«, stimmte der Reverend zu. »Wir haben die Erfahrung gemacht, daß man Ochsen nehmen muß. Keine Maultiere und erst recht keine Pferde.«
    »Was war das gerade mit den Maultieren?« mischte sich jemand ins Gespräch. Hauptmann Mercy war zu ihnen getreten.
    »Hauptmann Maxwell Mercy«, stellte ihn der Geistliche vor. »Ihre Namen sind mir noch nicht bekannt...«
    »Levi und Elly Zendt aus Lancaster, Pennsylvanien.« »Gehört Ihnen der Conestoga?« fragte der Hauptmann.
    »Ja.«
    »Dann fahren wir auf demselben Schiff in den Westen.«
    »Wann?«
    Der Offizier lachte herzlich. »Bei dem guten Kapitän Frake weiß man das nie. Er hatte vor, am Dienstag abzulegen. Vielleicht schafft er es am Montag.« »Warum hat er mich dann bloß so zur Eile angetrieben?«
    »Er hat es gern, wenn er die Fracht schon an

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