Colorado Saga
die Kinder, sobald sie in St. Joseph sind. Wenn ihr sie im Stich laßt, möge Gott euch verdammen.«
»Es wird nur für die Kinder verwendet«, versicherte der Mann, und die armselige Gruppe zog ostwärts, ohne Levi für die Ochsen auch nur zu danken.
Als Levi zum Conestoga zurückkam, fragte Purchas: »Hast du diesen Gaunern vielleicht auch noch Geld in den Rachen geworfen?« Als Levi nickte, schnaubte er: »Sie werden die Kinder umbringen und mit dem Geld abhauen.«
»Traust du denn keinem?« fragte Levi.
»Keinem. Und schon gar nicht einem, der aufgegeben hat. Leute ohne Charakter. Die Kinder werden bei Anbruch der Nacht tot sein.« Elly hörte diese Worte, und nachts schrieb sie:
»Montag, den 15. Juli... Ich habe das Gefühl, als ob man mir die eigenen Kinder gestohlen hätte. Solange es ging, folgten meine Blicke der traurigen Kolonne, die mühselig mit meinem Sohn und meiner Tochter ostwärts schwankte. Als sie schließlich hinter einem Hügel verschwunden waren, schaute ich mich um und sah nur den Horizont, keinen Baum, keinen Felsen, nur die Straße, die sich westwärts wand. Ich fühlte mich so, als hätte Gott mich verlassen, ohne Freunde, ohne Hoffnung. Vermutlich ahnte Levi, wie schwer mich der Verlust der Kinder traf - und war vielleicht auch etwas schuldbewußt -, denn er kam, um mich zu trösten, doch ich stieß ihn von mir. Als es Nacht wurde, schämte ich mich, weil ich mich daran erinnerte, daß er den armen Leuten aus reiner Herzensgüte zwei Ochsen und Geld gegeben hatte, und ich versuchte, ihn zu finden, aber er wanderte irgendwo allein umher. Nun sitze ich hier, um Dir von meinem Kummer zu schreiben; die Flecken auf dem Papier kommen von meinen Tränen.«
Am Morgen des 16. Juli ritten Hauptmann Mercy und Sam Purchas voraus, fest entschlossen, endlich eine geeignete Stelle zu finden, an der man den South Platte überqueren konnte. Es war höchste Zeit, da die Gruppe die gesetzten Termine schon weit überschritten hatte. Laut Plan hätten sie heute die Wasserscheide hinter sich bringen müssen, aber sie trotteten immer noch hilflos den Platte entlang, dreizehn Tage noch bis Fort John, und neunzehn bis zur Wasserscheide. Panikstimmung machte sich breit, und Sam Purchas, der schon Menschen im Schnee hatte umkommen sehen, bestand darauf, den Fluß sofort zu überqueren.
»Wie wäre es hier?« fragte Mercy.
»Sehen wir mal nach«, erwiderte Purchas vorsichtig. Sie zogen Schuhe und Strümpfe aus und wateten hoffnungsvoll in das Flußbett. Doch überall, wo sie es auch versuchten, gab der Boden nach, das Wasser überspülte ihre Füße und riß den Kies mit sich. Innerhalb weniger Augenblicke stand es ihnen bereits bis zur Brust.
»Der ganze verfluchte Fluß ist in Bewegung«, schimpfte Purchas. Sie versuchten es an zwei weiteren Stellen - erfolglos.
»Ziehen wir lieber noch einen Tag an diesem Ufer entlang«, schlug Mercy vor, doch Purchas wollte davon nichts wissen. »Wir müssen heute 'rüber. Alles andere wäre Zeitverschwendung.«
Schließlich entschieden sie sich für eine Stelle. Sie war zwar nicht ideal - der Fluß war hier viel zu breit, mindestens eine halbe Meile -, aber der Boden schien einigermaßen fest zu sein. »Die Planwagen werden ziemlich tief einsinken«, gab Purchas zu bedenken, »aber wenn wir sie ständig in Bewegung halten, ist es zu schaffen.«
»Zufrieden?« fragte Mercy kurz.
»Nicht ganz, aber...«
Das genügte dem Hauptmann anscheinend nicht. Er verließ Purchas abrupt und trieb sein Pferd westwärts, am Ufer entlang. Welch ein Glück: Er kam zu einer Furt, die schon früher benutzt worden war und an der sich sieben Wagen gesammelt hatten. Die Männer sprachen einander Mut zu und ließen eine Flasche kreisen. Mercy feuerte einen Schuß aus seiner Pistole, und Purchas kam angaloppiert.
»Schön, daß wir euch treffen«, rief Purchas den wartenden Männern mit für ihn ungewöhnlicher Wärme zu. »Schwierigkeiten?«
Als sie ihm erklärten, daß sie schon einmal versucht hatten, den Fluß zu überqueren, jedoch hatten feststellen müssen, daß der Boden nachgab, war er überraschend hilfsbereit. »Wartet auf uns. Wir sind mit unseren Planwagen vor Anbruch der Nacht hier. Gemeinsam schaffen wir es leicht.«
Als er mit Mercy zurückritt, erklärte er: »Wir
brauchen diese Leute viel mehr als sie uns.«
Bei der Planung des Unternehmens war Purchas von unschätzbarem Wert: nur er kannte das einzig richtige System des Übersetzens.
»Zehn Männer müssen
Weitere Kostenlose Bücher