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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Männer, völlig durchnäßt und verdreckt, gingen zu ihren Wagen und brachen erschöpft nieder. Einige schliefen dort, wo sie sich hingeworfen hatten, weil sie zu erschöpft waren, um sich noch in den Wagen zu schleppen. Einer der Fremden, der den Fluß mit den Seilen immer wieder überquert hatte, mußte sich über eine halbe Stunde lang erbrechen, obwohl er nichts im Magen hatte, und verlor dann das Bewußtsein. Levi, der mit den Ochsen sechzehnmal über den Fluß geschwommen war, mit den Maultieren viermal, konnte weder sprechen noch etwas essen; aber gegen Mitternacht tat er etwas Seltsames. Er forderte mich auf, ein altes Kleid anzulegen und meine Schuhe auszuziehen. Dann führte er mich zum Fluß, hieß mich untertauchen. Und ich konnte den Fluß hören, konnte wahrnehmen, wie er Sand und Kies und mitunter sogar größere Gesteinsbrocken mitführte, Levi sagte: >Er lebt, und seiner Kraft wären wir fast unterlegen.<«
    Noch gab es keine ausgiebige Rast für die Reisenden. Am nächsten Tag hatten sie das Landstück zwischen den beiden Flüssen zu durchqueren und mit den Wagen vorsichtig den steilen Abhang bei Ash Hollow hinunterzufahren. Als sie den Hügel erblickten, verließ sie zunächst der Mut; aber dann schafften sie es.
    Auch diesmal machten die Wagen der Fremden den Anfang, dann kamen die Wagen von Fisher und Frazier dran, endlich auch der Conestoga. Doch als sie diesen hinunterließen, rissen die Seile. Der Wagen raste mit hohem Tempo davon, und das linke Hinterrad brach. Einen Tag lang mußten die zehn Wagen warten, während alle Männer versuchten, ein Ersatzrad herzustellen. Schließlich war der Conestoga wenigstens so weit wiederhergestellt, daß er mühsam vorwärtsrumpeln konnte.
    Man schrieb den 18. Juli. Die Gruppe des Hauptmanns Mercy lag zweieinhalb Wochen hinter dem vorgesehenen Zeitplan. Doch vor ihnen verlief über 150 Meilen eine glatte Straße, die eben, gut befestigt und ohne schwierige Hindernisse durch eine der schönsten Landschaften Nordamerikas führte. Die Reisenden genossen den Hochsommer; die Tage waren heiß und die Nächte frisch. An manchen Tagen kamen die erschöpften Auswanderer zwanzig Meilen voran und ließen voll Erstaunen ihre Blicke in die Runde gehen, wo sich immer neue Wunder vor ihnen ausbreiteten. Es gab Unmengen von Büffeln; ihre Rippensteaks waren viel schmackhafter als Rindfleisch, die gebratenen Zungen sogar eine Delikatesse, der sich vor allem die weiblichen Reisenden widmeten. Levi Zendt, sparsamer Metzger, der er war, hielt es für schändlich, einen zweitausend Pfund schweren Büffel zu töten und dann nur sechs Pfund davon zu essen, während man den Rest als unbrauchbar zurückließ. Doch Sam Purchas sagte: »Zum Teufel, man könnte fünftausend von diesen Viechern abschießen, und sie würden keine Lücke hinterlassen. Sie sind nicht wie Rindvieh, sondern eher wie Ameisen, und wer macht sich schon etwas daraus, die zu zertreten?«
    Am 23. Juli erblickte die Gruppe das erste große Felsmonument während des Trails, einen weißen Felspfeiler.
    Dann tauchte Chimney Rock auf, eine in den Himmel ragende Felsnadel, »Scott's Bluff«, ein Schandmal des Westens, Angeblich hatten hier Trapper einen kranken Freund namens Scott verlassen, der dann umkam. Dann kamen sie in das weite, offene Land der
    Indianer.
    Eines Abends erspähte Sam Purchas im Norden eine Indianergruppe auf dem Kriegspfad, und er bedeutete Hauptmann Mercy, daß sie sich nun sehr vorsichtig bewegen müßten. Bald verschwanden die Indianer jedoch aus Sichtweite. Dennoch bestand Purchas in dieser Nacht darauf, daß die Wagen eng zusammengeschoben wurden, und stellte Wachen auf. Levi Zendt hatte die Wache von zwei Uhr früh bis zur Dämmerung. Während er in völliger Dunkelheit dasaß
    - nicht einmal die Sterne waren zu sehen -, hielt er sich damit wach, daß er versuchte, die nächtlichen Geräusche zu identifizieren. Von ferne drangen zwei heisere, tiefe Coyotenschreie herüber, dann ein heller; links krächzte eine Eule, aus dem Norden ein Nachtvogel. Dazu das leise Scharren irgendeines Tieres. Plötzlich war alles so still, daß Levi seinen eigenen Pulsschlag zu hören glaubte.
    Gegen Morgen nahm er das Schreien dreier Vögel wahr. Die Laute näherten sich dem Wagen, und Levi erkannte plötzlich, daß es Indianerzeichen waren. Er feuerte das Gewehr in die Luft ab und schrie: »Indianer.« Er hatte recht. Eine Rotte von ungefähr zwanzig Oglala-Sioux-Reitern kam herangeprescht. Einer schwenkte

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