Colorado Saga
Sobald sie in Schußweite waren, legte Purchas die Hawken an, zielte und schoß dem einen jungen Indianer eine Kugel durch den Kopf. Das Pferd bäumte sich auf, die Hände sanken schlaff herab, Blut schoß ihm aus der Stirn, und er stürzte aus dem Sattel. Darauf wollte Purchas rasch eine zweite Waffe ergreifen, um auch noch den anderen Krieger niederzuschießen, wurde jedoch durch Hauptmann Mercy daran gehindert, der ihm den Lauf
herunterschlug und damit dem Pawnee die Möglichkeit gab, davonzugaloppieren.
»Jetzt ist er auf und davon«, brüllte Purchas wütend. »Du Schwein«, schrie Mercy und wand ihm die Waffe aus der Hand.
»Niemand darf mich ungestraft ein Schwein nennen«, zischte Purchas und griff nach seinem Messer.
»Tut mir leid«, sagte Mercy schnell.
»Euer Glück.« Dann wandte sich Purchas an Levi: »Indianer sind keine Menschen, sie sind nicht wie du oder ich.« Er blickte auf Seccombe, der ihm mit seiner englischen Art etwas gouvernantenhaft vorkam, und brummte: »Oder nicht mal wie der da.«
»Du hast einen Mann umgebracht, der dir nichts getan hat«, protestierte Seccombe.
»Er war ein Indianer.« Purchas rollte den linken Hemdsärmel hoch und zeigte ihnen die Narben am Unterarm. »Ich habe mein Leben lang die Indianer bekämpft und sie taugen keinen Penny. Der Bursche, den der Hauptmann laufenließ, wird zurückkommen und uns Ärger machen.« Purchas spuckte in hohem Bogen einen Priem aus und ging weg. Mercy sagte nachdenklich: »Ich kann kaum glauben, daß er ein erfahrener Trapper ist. Die haben mehr Vernunft in den Knochen.«
Wie durch ein Wunder griff der überlebende Indianer nicht an. Doch am nächsten Tag tötete sein Stamm ein wehrloses Ehepaar. Als Purchas' Gruppe zu der Stelle kam, fanden sie einen sechsjährigen Jungen und ein vierjähriges Mädchen neben einem ausgebrannten Wagen sitzen. Ein paar Meter weiter lagen ihre skalpierten Eltern im Staub.
»Kinder können wir nicht gebrauchen«, sagte Purchas warnend.
»Und was denkst du, was wir mit ihnen machen sollen?« wütete Lykes los.
»Hierlassen! Irgend jemand wird sie schon mitnehmen.«
»Ich werde die Kinder behalten«, sagte Elly ruhig und ging zwischen den beiden Männern hindurch.
»In meiner Gruppe wird es keine aufgelesenen Kinder geben«, brüllte Purchas. Er nahm den Revolver und sagte: »Ich bin der Boß hier und lasse es nicht zu, daß wir von Bälgern aufgehalten werden.«
Bevor er noch ein weiteres Wort äußern konnte, kam eine rauhe Hand von hinten, packte den Arm, der den Revolver hielt, und entwand ihm die Waffe. Als Purchas nach dem Messer greifen wollte, sprang Levi ihn an, entriß es ihm und versetzte ihm einen wuchtigen Schlag mit der rechten Faust.
»Wir behalten die Kinder«, war alles, was er sagte. Gerade da kam Hauptmann Mercy, der vorausgeritten war, zurück. Er konnte nur ahnen, was passiert war. »Mr. Purchas, was geht hier vor?«
»Diese Idioten wollen zwei Kinder in ihrem Wagen mitnehmen.«
»Was für Kinder?«
»Die Pawnee haben ihre Eltern skalpiert, Sir«, erklärte Lykes.
Mercy schaute zu den zwei Leichen hinüber und sagte dann ruhig: »Mr. Zendt und Mr. Frazier, bitte
begraben Sie die Toten. Mr. Seccombe, suchen Sie einige Steine zusammen, damit wir die Gräber markieren können.« Als die Leichen hineingelegt worden waren, sagte er zu den beiden Kindern, daß sie sich neben ihm aufstellen sollten, während er eine Stelle aus der Bibel vorlas. Dann nahm er eine Schaufel zur Hand, reichte sie dem kleinen Jungen und sagte: »Mein Sohn, begrabe deinen Vater, der ein guter Kämpfer war und für die Sünden anderer sterben mußte. Begrabe deine Mutter, die dich geliebt hat und die dich unserem Schutz anvertraute. Behalte diese Hügel im Gedächtnis, denn hier fängt für dich ein neues Leben an.« Er half den beiden Kindern, Erde ins Grab zu streuen, und befahl dann den Männern, die Gräber zuzuschaufeln. Dann sagte er zu den
Kindern: »Jetzt sind wir eure Eltern. Gott hat uns geschickt, um euch zu retten.« Er führte sie zu Elly, die sie in den Conestoga nahm, damit sie die Gräber nicht mehr sehen mußten. In dieser Nacht schrieb sie: »Samstag, den 13. Juli... wir haben die Kinder in unseren Wagen gebracht und wollen sie von nun an wie unsere Kinder behandeln. Wenn sie dann in Oregon aufwachsen und der Junge vielleicht Arzt, die Kleine die Frau eines Geistlichen wird, dann können sie die lange Geschichte von ihrer Reise erzählen, wie sie in der Wüste verlassen
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