Colorado Saga
ununterbrochen in Tätigkeit sein, es muß Perioden relativer Ruhe gegeben haben. Es ist anzunehmen, daß einige von ihnen vom gleichen Unruheherd im Erdmantel angeheizt wurden und also zur gleichen Zeit tätig waren.
Zuweilen lösten sie auch Erdbeben aus, doch schließlich erloschen sie allesamt aus irgendeinem geheimnisvollen Grund - vermutlich weil sich das Magma erschöpft hatte -, bis es in diesem Gebiet keinen einzigen tätigen Vulkan mehr gab, sondern nur tote Krater, die heute noch beredtes Zeugnis ablegen für die Gewalttätigkeit der Natur.
Vor ungefähr fünfzehn Millionen Jahren erfolgte eine starke Umschichtung dieses Gebietes - ein Prozeß, der sich über zehn Millionen Jahre hinzog. Der gesamte mittlere Teil Amerikas wurde emporgehoben. Vielleicht vollzog sich hier eine umfangreiche Anpassung der Kontinentalscholle, vielleicht fand aber auch innerhalb des Mantels eine größere Spaltung statt. Auf jeden Fall hoben sich sowohl die Berge und Täler im Westen als auch die niedrig liegenden Ebenen im Osten. Colorado erreichte seine gegenwärtige Höhe.
Vor ungefähr einer Million Jahren begann die Eiszeit sich vom Nordpol her auszubreiten. Aufgrund komplizierter Klimaveränderungen, möglicherweise ausgelöst durch Umstellungen innerhalb des
Kohlendioxydgehalts der Erdatmosphäre oder von Ansammlungen von Vulkanstaub, die die Sonnenhitze abhielten, begannen sich dort, wo zuvor Wärme geherrscht hatte, riesige Eisplatten zu formieren. Der große westliche Gletscher kam nicht ganz bis nach Centennial, er machte in einiger Entfernung nördlich der Stadt halt. In den höheren Regionen der neuen Rockies jedoch bildeten sich kleinere Gletscher, füllten die Täler, und als sie allmählich in die Tiefe wanderten, hobelten sie den Boden der Bergtäler aus und meißelten den senkrecht stehenden Fels - die Schönheit der Rocky Mountains ist zum großen Teil auf die Arbeit dieser Gletscher zurückzuführen.
Wenn die Gebirgsgletscher schmolzen, produzierten sie enorme Wassermassen, die Flutwellen von gigantischen Ausmaßen in Bewegung setzten. Mit alles verschlingender Gewalt kamen sie von den Bergen gestürzt und vereinten sich mit den Flüssen, die dadurch ein Vielfaches ihrer normalen Ausdehnung erreichten. Geröll wurde in die Täler getragen, und diese Mischung von reißendem Wasser und scharfkantigem Gestein walzte das Gelände im Osten vollständig platt.
Die Landschaft von Centennial war damit in den Grundzügen festgelegt. Es gibt in dieser Gegend jedoch vier ganz besondere Naturformationen, die im Gesamtschema der Dinge zwar keine wesentliche Rolle spielen, die aber den Schauplatz eines großen Teils dieser Geschichte bilden.
Die erste ist eine Kalkklippe, die einige Meilen nordwestlich von Centennial in nordöstlicher Richtung verlief. Ihre Grundelemente waren vor ungefähr zweihundertsiebzig Millionen Jahren abgelagert worden, während der Zeit, als die Ur-Rockies abgebaut und in die See hinausgespült wurden. Auf dem Boden dieser See sammelten sich in flachen Schichtungen riesige Kalksteinlager, eines über dem anderen, wie ein Stapel dünner Papierbögen. Ungefähr einhundert Millionen Jahre lagerte dieser Kalkstein flach auf dem Grund des Meeres. Dann schoben Turbulenzen innerhalb des Erdmantels das Gebiet nach oben, so daß es so hoch lag wie einige der Berge. Kaum hatte es seine neue Position erreicht, zerrte eine riesige Verwerfung an der Erdoberfläche, drückte das Areal nach unten und zerbrach das Kalksteinbett entlang seiner Nord-Süd-Achse. Der östliche Teil sank etwa dreiundzwanzig Meter unter sein bisheriges Niveau, während sich die westliche Hälfte um sieben Meter hob und eine dreißig Meter hohe, schneeweiße Kalksteinklippe bildete.
Da stand sie nun vor einhundertsechsunddreißig Millionen Jahren, eine schneeweiße Kalksteinklippe mit einem Regenwald auf dem oberen Plateau und einem weißen Sumpf zu ihren Füßen, bereit für die dramatischen Geschehnisse, die sich an ihrem Rand abspielen sollten.
Die zweite Naturformation ist ein nicht allzu hoch
gelegenes Bergtal westlich und ein wenig südlich von Centennial. Ein schmaler Wasserlauf rinnt durch das Tal, bevor er sich mit dem Fluß vereint, ihm verdankt das Tal seine Existenz. Es verläuft fast genau von Osten nach Westen und ist lediglich wenige Meilen lang. Zu beiden Seiten wird es von hohen Bergen
begrenzt, es ist nicht breit und fällt in sanfter
Schrägung von
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