Colorado Saga
Westen nach Osten ab. Es war
während seiner Existenz nur wenigen Veränderungen unterworfen gewesen. Begonnen hatte es in einer Höhe von nur dreizehnhundert Meter, die große Aufwölbung vor fünfzehn Millionen Jahren hatte es jedoch auf dreitausend Meter angehoben. Danach war es durch Erosion wiederum auf zweitausendfünfhundert Meter gesenkt worden und lag nun gerade niedrig genug, um das Bestehenbleiben eines jener Charakterzüge zu
ermöglichen, die es so unvergeßlich machten.
An seiner Nordseite, die in der Sonne lag, entstand vor ungefähr einer Million Jahren etwas Wunderschönes, ein dichtes Gehölz herrlicher Espen, deren kleine, leichte Blätter im Frühling silbriggrün im Sonnenlicht schimmerten. Im Hochsommer, wenn die Blätter bei der leichtesten Brise zu zittern begannen, schien die gesamte Nordwand des Tales zu tanzen. Und im Herbst wurden die Espen mit ihrem goldgelben Laub zu einer wahren Explosion vibrierender
Schönheit.
Seltsamerweise bekam das Tal seinen Namen jedoch von einer völlig anderen Baumart, die auf der
schattigen Südseite wuchs, wohin kaum jemals ein Sonnenstrahl kam. Es war ein Nadelbaum, die Blaufichte. Sie wurde weit größer als ihre Nachbarin am anderen Bachufer, größer und breiter. Außerdem warf sie nicht ihre Blätter ab, so daß sie im Spätherbst, wenn die Espen bereits kahl und ihre goldenen Blätter eins nach dem anderen
verschwunden waren, in ihrer ganzen Herrlichkeit dastand. Im Winter, wenn Schnee auf den Fichtenzweigen lastete, war unser Tal so still und verträumt, so verzaubert, daß sogar vorüberziehende Tiere hier instinktiv Zuflucht suchten.
In geschichtlich belegten Zeiten sollte das Tal den Namen Blue Valley, Blaues Tal, bekommen. Der Bach, der hindurchfloß, war munter, aber nie wild und reißend, und wenn auch gelegentlich Schnee den Boden des Tals bedeckte, so doch niemals so tief, daß das gesamte Tal unzugänglich war.
Als sich in den höchstgelegenen Bergtälern das ewige Eis zu bilden begann, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendein Gletscher seine eisige Zunge auch in das Blue Valley schob. Dies geschah auch, und der Gletscher schabte mit seiner Vorderkante den Talboden aus, verbreiterte ihn und zerscheuerte die Flanken der Berge, die das Tal einschlossen. Die Bäume wurden zerstört, doch einige Zeit später, als sich das Eis wieder zurückgezogen hatte, tauchten sie wieder auf, als sei nicht das geringste geschehen, und das Tal war noch schöner als vorher, weil der Gletscher Platz für eine breite Grasmatte geschaffen hatte.
Spätere Gletscher verbreiterten den Wiesengrund und veränderten die Felswände abermals. Jeder von ihnen zerstörte die Bäume, aber mit jener schönen Hartnäckigkeit, die in der Natur so vieles kennzeichnet, kehrten sie immer wieder zurück, bis das Tal um 15.000 v. Chr. seine gegenwärtige Gestalt annahm und ein schönes, verwunschenes Fleckchen Erde geworden war.
Der zweite Vorgang spielte sich ab, lange bevor die Espen und die Blaufichten dem Tal seine charakteristischen Züge verliehen. Wir müssen uns also weit in die Zeit zurückversetzen, um ihn verstehen zu können. Vor ungefähr fünfunddreißig Millionen Jahren preßte ein Druck tief innerhalb des Erdmantels kleine Mengen flüssigen Magmas von sehr hohen Temperaturen empor. Es suchte nach schwachen Punkten in der Gesteinsstruktur und ergoß sich vor allem in die Spalten zwischen zwei Schichten, trieb sie auseinander und füllte sie bis zum entferntesten Winkel aus.
Was diesen Einbruch zu etwas Besonderem machte, war die Tatsache, daß das Magma diesmal einen hohen Prozentsatz von Mineralien enthielt, manche davon sogar völlig rein: Galenit, Silber, Kupfer füllten die inneren Öffnungen. Das flüssige Gestein, das in den langen Schlot unter dem Blue Valley eindrang, enthielt einen hohen Prozentsatz unvermischten Goldes.
Das Ende des Schlotes, das die Lava ausfüllte, lag nur neunzig Fuß unter der Oberfläche des Talbodens an der Nordseite. Der Schlot zog sich beinahe eine Viertelmeile weit in einem Winkel von vierzig Grad nach unten. Sehr groß war dieser Schlot nicht, daher enthielt er auch keine phantastischen Mengen an Gold, aber es war genug Gold und zwar in jedem Hohlraum. Als der erste Gletscher das Tal ausfüllte, riß er etwa sechzehn Meter der Schutzdecke des Schlotendes fort. Jeder weitere Gletscher entführte ein bißchen mehr von der Schutzdecke, bis
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