Colorado Saga
fort: »Sag dem Großen Vater, daß wir dort sein werden.«
Verwirrt ritten Mercy und Strunk zum Fort zurück. »Was halten Sie davon?« fragte Strunk.
»Wenn Verirrter Adler wirklich der Enkel des Lahmen Bibers ist, wie er sagt, dann werden die Arapaho kommen«, sagte Mercy.
Im Fort warteten schlechte Nachrichten auf sie. Boten der Comanchen, des großen Stammes im Süden, hatten die Botschaft gebracht: »Weißer Mann hält keine Versprechen. Warum sollen wir unsere Pferde auf einer gefährlichen Reise ermüden? Warum sollen wir unsere Pferde zu großen Dieben bringen, den Shoshone und den Crow? Wir werden nicht kommen.« Am Nachmittag kamen Boten von den Pawnee zu Hauptmann Ketchum und sagten: »Wir haben schon Frieden mit dem weißen Mann. Wir werden unsere Pferde nicht unter die Sioux bringen.«
Aber die Kommissare aus St. Louis waren bereits auf dem Weg, ebenso die siebenundzwanzig mit Geschenken beladenen Wagen aus Kansas City. Ketchum war verzweifelt. Einerseits war er von der Vorstellung, sein wackliges Fort von fünf- oder sechshundert indianischen Kriegern umringt zu sehen, keineswegs begeistert, aber andererseits würde es sich in seiner Dienstbeschreibung gar nicht gut ausnehmen, wenn das geplante Treffen platzte, noch bevor es begonnen hatte. Er war schließlich
Kommandant dieses Gebiets. Er ließ daher Major Mercy, Joe Strunk und die Leutnants zu einer Besprechung in die neuen Offiziersquartiere rufen und war etwas verblüfft darüber, auch Mrs. Mercy unter den Zuhörern zu finden.
Lisette Bockweiß-Mercy war sechsunddreißig und äußerst anziehend, wie einst ihre Mutter. Die große, temperamentvolle Dame nahm die
Unannehmlichkeiten des Lebens im Grenzland gern auf sich; während ihr Mann mit Krummdaumen verhandelte, hatte sie Fort Laramie im Sturm erobert. Mr. Tutt von der Marketenderei, den sie sofort zum Freund gewonnen hatte, erklärte ihr, was die Leute an diesem Posten auszusetzen hatten: »Im Winter
frieren, im Sommer schwitzen, das ganze Jahr lang vor Langeweile ersticken. Wenn ich noch zwei Jahre hierbleiben muß, werde ich wahnsinnig.«
»Unsinn«, antwortete sie, »mein Vater hat sein Camp hier aufgeschlagen, genau da, wo Sie jetzt stehen, und hat es ein Jahr lang hier ausgehalten, mit nur einem Gefährten.«
»Ihr Vater?« sagte Mr. Tutt ungläubig. »Ich dachte, Sie wären in Boston aufgewachsen.«
»Geben Sie mir ein Pferd und eine Büchse«, antwortete sie lächelnd, »und ich bringen Ihnen einen Büffel ins Fort.«
Jetzt, bei der Besprechung, gab sie vernünftige Ratschläge: »Warum schickt ihr nicht einen Boten nach Zendt's Farm hinunter, holt diesen großartigen alten Indianerkenner, Alexander McKeag, und sendet ihn hinaus zu den Stämmen? Er spricht ihre Sprachen, und er wäre der Mann, sie alle zu überreden.«
»McKeag muß schon in den Siebzigern sein«, wandte Strunk ein, den die Vermutung kränkte, daß ein anderer mehr Erfolg haben könnte.
»Wenn schon«, antwortete Lisette, »er könnte uns trotzdem sehr viel nützen.«
Man einigte sich also, daß Major Mercy zum South
Platte River reiten und mit McKeag sprechen sollte, gegebenenfalls auch mit jenen Stämmen, die er auf dem Rückweg bequem erreichen konnte. »Mir liegt besonders viel daran, die Shoshone herzubekommen«, sagte Ketchum, »die sind mit allen im Kriegszustand.« Aber noch vor Mercys Abreise trafen gute Nachrichten ein. »Hier kommen die Oglala-Häuptlinge«, rief der Wachtposten, und alle beobachteten aufgeregt, wie die Truppe zuerst den Platte überquerte, dann den Laramie. Schweigend ritten sie auf ihren mit Schabracken geschmückten Pferden an das Fort heran, verneigten sich dann feierlich und sagten: »Die Oglala werden kommen.«
»Ich danke euch«, sagte Hauptmann Ketchum darauf, lud sie ein abzusteigen und führte sie in sein Quartier im neuen Gebäude. »Es wird viele Geschenke geben«, versprach er. »Und ihr werdet in Frieden heimziehen -in Frieden mit allen Stämmen und mit dem weißen Mann.«
Diese Ankündigung verstörte die Oglala. »Wir werden nicht kommen, wenn die Shoshone kommen«, sagten sie feierlich.
»Aber die Shoshone müssen kommen«, antwortete Ketchum kurz. »Übersetze ihnen das und erkläre ihnen auch, warum.«
Strunk tat sein Bestes, betonte die ewige Brüderschaft unter den indianischen Stämmen, am Ende lief ihm der Schweiß übers Gesicht, und die Oglala sagten: »Wenn die Shoshone kommen, werden wir sie töten, alle.«
»Alle Teufel
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