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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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einhundertsechzig Soldaten plus einer Handvoll Dragoner auskommen?«
    »Richtig.«
    »Jesus!« Er stürmte aus seinem Quartier und lief über den Exerzierplatz zum Ziegelfort hinüber, wo Hauptmann Ketchum mit seinem Stab und einigen Bewohnern aus den Bergen beisammensaß.
    Bevor Mercy seiner Wut Luft machen konnte, fragte Ketchum geschäftsmäßig:    »Wie viele Shoshone
    kommen?«
    »Eintausendvierhundert.«
    Ketchum addierte mehrere Zahlen und gab dann bekannt:    »Zur Zeit können wir also sicher mit
    siebentausend rechnen, aber wir haben noch nichts von den Crow, den Assiniboin oder den Hidatsa gehört.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß zehntausend Indianer zu diesem Fort kommen werden?« fragte Mercy. »Mindestens. Wahrscheinlich eher elf- bis zwölf tausend.«
    »Und wir haben einhundertsechzig Soldaten?« »Zuzüglich der Kommissare... der hier Ansässigen... und der Dragoner.«
    »Bitte, erklären Sie mir«, sagte der Kommissar, der Mercy nachgegangen war, »wie es dazu kommen konnte, daß wir uns derart verrechnet haben.«
    »Sag du's ihm, Zendt«, sagte Ketchum, und Levi bat einen Oglala-Häuptling zu ihnen. Der Häuptling sagte in gebrochenem Englisch:    »Weißer Mann immer
    sagen: >Häuptling, tu das< oder >Häuptling, dein Stamm soll das tun<, wie Großer Weißer Vater. Aber Indianerhäuptling ist niemand. Das mein Onkel, das mein Vetter. Keiner sagt: >Häuptling, du jetzt großer Mann. Du befiehlst Stamm.< Er führt Stamm, wenn er tut, was wir wollen. Mein Onkel, er Häuptling, er manchmal klug, manchmal nicht klug. Er spricht, wir hören, wir tun. Ein guter Mann, aber er niemand.« »Wählt ihr denn einen Häuptling nicht auf Lebenszeit?« fragte der Kommissar.
    Der junge Oglala lachte. »Häuptling verliert Zähne, kann Büffel nicht mehr beißen, Häuptling erledigt.« »Und was hat das mit den zehntausend Indianern zu
    tun?« fragte der Kommissar.
    Zendt erklärte: »Hören Sie zu: Sie können nicht zu den Oglalas gehen und sagen: >Schickt uns eure Häuptlinge<, denn wenn die Häuptlinge über etwas verhandeln, was den ganzen Stamm angeht, dann kommt eben der ganze Stamm mit. Ein Häuptling ist kein Senator. Wie der Mann hier sagt, ein Häuptling ist nur so gut wie seine Zähne. Oder so gut wie seine Ideen.«
    »Was sollen wir tun?« fragte der Kommissar den Hauptmann.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ketchum. »Eine Handvoll Männer gegen zehntausend Indianer... kein Essen... keine Geschenke. Aber ich kann Ihnen sagen, was ich tun werde.«
    »Was?«
    »Beten.« Und er blickte aus dem Fenster und sah die Stämme des Nordens sich dem Fort nähern. Und kein Häuptling kam allein, sondern alle wurden sie vom ganzen Stamm begleitet, einschließlich der Kinder, Hunde und vor allem der Pferde, Tausender Pferde.
    Ein Indianertreffen wie das, das in diesem Sommer in Fort Laramie stattfand, hatte es in der amerikanischen Geschichte noch nie gegeben. In diesem August des Jahres 1851 standen die Indianer zahlenmäßig auf dem Gipfel ihrer Macht, und wie sie aus allen Richtungen hier zusammenkamen, boten sie einen majestätischen Anblick. In den folgenden Jahrzehnten wurden sie in alle Windrichtungen zerstreut, hatten nicht mehr genug Pferde, Tipis und Adlerfedern für ihren Kriegsschmuck. Die Versammlung blieb einzig in ihrer Art.
    Als erste kamen die mächtigen Sioux aus dem Norden, alle mit Federschmuck und bunter Bemalung. Sie hatten kleine Pferde und kamen mit ihnen leidlich zurecht. Ihre Stärke lag in der unbeirrbaren Leidenschaft, mit der sie ein Ziel verfolgten, sei es nun friedlicher oder kriegerischer Natur. Unter den Indianern bildeten sie die mächtigste Gruppe. Sie konnten es mit acht feindlichen Stämmen gleichzeitig aufnehmen. Die Anmaßung, mit der sie im Lager auftraten, schien ihnen angeboren. Jeder der SiouxStämme hatte seine besonderen Eigenschaften, die Brule, die Oglala, die Minniconjou, die Hunkpapa -aber alle waren sie Mitglieder derselben kriegerischen Gemeinschaft. In ihrer Mitte ritten die obersten Häuptlinge, eine amerikanische Flagge schwenkend, die ihnen bei einem früheren Vertrag überreicht worden war.
    Aus dem Nordwesten kamen die Assiniboin, schlanke Männer, wie verwachsen mit ihren Pferden. Sie ritten wie Kentauren, als ob Mann und Pferd ein Leib wären, sich anmutig nach einem Willen bewegend. Als sie sich über die offene Prärie näherten, war zuerst nichts zu sehen als Bewegung, Staub und schwankendes Gras. Sie trugen keinen Kopfschmuck; das Würdevolle an

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