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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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den letzten zwei Jahren ist es eine neue Art Männer. Kerchum sagt, neunzigtausend kommen, und alles, was sie wollen, ist Gold. Gierige, hungrige Männer, ohne Frauen, ohne Kinder. Sie erschießen unsere Leute ohne Grund, wie sie Antilopen erlegen. Sie brennen unsere Dörfer nieder, ohne Grund, so wie man Hornissennester verbrennt. Sie sind häßliche Männer, die nur Krieg in ihren Herzen haben, und wir werden ihnen Krieg geben.«
    Er faßte seine Rede noch einmal für die anderen Häuptlinge zusammen, und zwei von ihnen schlossen sich begeistert seiner Meinung an und riefen: »Krieg! Krieg!« Mercy bemerkte, daß der Häuptling mit dem Hut ruhig und grübelnd im Schatten blieb.
    »Als der Große Weiße Vater einen Krieg mit Mexiko begann«, fuhr Krummdaumen fort, »sandte er Soldaten durch unser Land, und als diese am südlichen Fluß keine Mexikaner fanden, fingen sie mit uns zu kämpfen an und töteten viele. Nicht wir haben den Krieg angefangen Mercy, ihr wart es. Wir wissen, daß du bei den Soldaten warst, denn unsere Krieger haben dich gesehen. Und jetzt kommst du her und redest uns von Frieden. Wir reden von Krieg!«
    Wieder schlossen sich die beiden CheyenneHäuptlinge trotzig seiner Rede an, und Mercy saß schweigend da und blickte demütig zu Boden, denn was Krummdaumen sagte, war die Wahrheit. Er war mit seinen Soldaten von Independence herunter den Arkansas entlang nach Texas und Mexiko marschiert, und die Männer hatten aus Langeweile tatsächlich angefangen, Indianer abzuknallen wie Truthähne, Dörfer waren niedergebrannt und Squaws vergewaltigt worden, und nur dem eisernen Widerstand von Männern wie Mercy war es zu danken gewesen, daß das Ganze nicht in ein Massaker ausartete. Er konnte nur hoffen, daß den Indianern auch das nicht entgangen war.
    »Und ihr müßt aufhören, unseren Leuten Whisky zu verkaufen«, fuhr Krummdaumen fort. »Mercy, was ihr tut, ist verächtlich.« In diesem Satz gebrauchte Krummdaumen ein Wort, das Strunk nicht kannte, es folgte daher eine längere Unterhaltung über die richtige Übersetzung. Mercy war es, der verächtlich vorschlug, und als Strunk das ins Indianische als ehrlos zurückübersetzte, waren die Häuptlinge damit einverstanden. »Neulich habe ich in Fort Laranne eine Flasche echten Whisky gestohlen, wie ihr ihn trinkt, und dieser schmeckte gut. Die Häuptlinge haben ihn gekostet.« Und zu Mercys Überraschung zog er eine halbvolle Flasche mit schottischem Whisky hervor und bot Mercy und Strunk einen Schluck davon an, und er war tatsächlich ausgezeichnet. »Aber uns verkauft ihr dieses Zeug!« Und er zog eine andere Flasche mit Taos Lightning hervor und bot den weißen Männern eine Kostprobe an. Diese kannten den Fusel und lehnten ab, aber Krummdaumen brüllte sie auf englisch an: »Ihr trinkt! Ihr trinkt, zum Teufel!« Mercy nahm einen kleinen Schluck, und er hätte es auch zum Speien eklig gefunden, wenn er nicht gewußt hätte, woraus das Zeug gemacht war.
    »Verächtlich«, sagte Krummdaumen voll Bitterkeit. »Für einen kleinen Schluck davon«, sagte er empört, »verlangt ihr zwei Büffelhäute. Mit diesem Zeug raubt ihr uns unsere Squaws und bringt unseren Kindern das Hungern bei. Mercy, bist du stolz darauf, daß eure Soldaten, wenn sie uns nicht mit ihren Gewehren besiegen können, diesen Trank unter uns bringen, um uns damit zu vernichten?«
    Er stellte die Flaschen weg, nicht ohne den Scotch sorgfältig zu verkorken, und kam zu seinem letzten Punkt. »Mercy, ihr müßt etwas gegen die Krankheit tun, die ihr Cholera nennt. Sie hat fürchterlich unter uns gewütet. Im Dorf Mandan lebten voriges Jahr zwölfhundert Menschen, heuer sind es weniger als vierzig. Weiße Antilope hier hat sechs Mitglieder seiner
    Familie verloren. Hoher Berg vier. Meine Frau und zwei Kinder sind tot. Ihr habt uns eine furchtbare Krankheit gebracht, Mercy, wir brauchen eure Hilfe.«
    »Auch unter uns hat die Krankheit gewütet«, sagte Mercy gelassen, und bat Strunk, den Häuptlingen zu beschreiben, wie das Unglück auch die Weißen in den letzten Jahren nicht verschont habe, wie ganze Familien von Einwanderern an einem Nachmittag dahingerafft worden seien. Es kam vor, daß ein Mann, der hinter seinen Ochsen herging, plötzlich Übelkeit verspürte, »Das Fieber!« schrie und in vier Stunden starb, in der Gewißheit, daß weitere vier Stunden später seine Frau und seine Kinder ihm folgen würden. Als Strunk den Bericht beendet hatte, sagte Mercy: »Ich bin diesen Sommer

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