Colorado Saga
die fernen Schwarzen Berge schickten, um zu jagen. Sie brachten wohl etwas Büffelfleisch zurück, aber nicht genug, um die hungrige Menge zu sättigen. Also suchten die Indianer beim Hundefestmahl ihre Zuflucht.
Nachdem ein Köter den Tod - durch den Strang -gefunden hatte, wurde er übers Feuer gehalten und abgesengt. Wenn die Haut sauber abgeschabt war, wurde der Kadaver dressiert und in Stücke geschnitten, die in einem großen Kupferkessel so lange kochten, bis die Knochen sich leicht herauslösen ließen. Mit Präriekräutern und getrockneten Pflaumen abgeschmeckt, wurde daraus ein üppiges Gericht, das bei den Stämmen der Ebenen als Delikatesse galt. Nachdem er eine Reihe solcher Festmähler beobachtet hatte, schrieb Vater De Smet in sein Tagebuch: »Keine Epoche der indianischen Annalen sah jemals ein größeres Massaker an der Rasse der Hunde.«
Die Knappheit der Lebensmittel beunruhigte Hauptmann Ketchum, und er warnte die Kommissare: »Wenn diese verfluchten Wagen nicht bald hier eintreffen, werden die Indianer zu hungern beginnen. Und wenn ich dann den vierzehntausend betrogenen Indianern auch noch mitteilen muß, daß es keine Geschenke gibt, dann...« Er hüstelte. »Meine Herren, ich rate Ihnen, am Abend dieses Tages Ihren Gemahlinnen noch einen recht zärtlichen Brief zu schreiben.«
Er sandte Joe Strunk nach Osten, um nach den
Wagen Ausschau zu halten, aber nach zwei Tagen brachte dieser die düstere Nachricht: »Kein Wagen in Sicht!«, und Ketchum empfahl den Kommissaren: »Haltet längere Reden.«
Eines Tages zog Krummdaumen die Aufmerksamkeit der Hungrigen auf sich, als er hundert der besten Reiter unter den Cheyenne zu sich rief und ihnen sagte: »Wir werden den Weißen Mann daran erinnern, daß wir zwar von Frieden reden, aber immer zum Kampf bereit sind. Wenn er uns wieder eine Falle stellt, dann soll er sehen, was ihn erwartet.«
In vollem Kriegsstaat bestiegen die hundert Krieger ihre Pferde und brausten donnernd über den offenen Platz vor dem Amphitheater, wo die Unterhändler miteinander redeten. Dort fingen sie an, eine Reihe von verwickelten und wilden Kunststücken vorzuführen. Alle waren bewaffnet, einige mit Lanzen, einige mit Büchsen, der Rest hatte Pfeil und Bogen. Auf Hüften und Schultern jedes Pferdes waren Andenken an die Kämpfe gemalt, die sein Reiter gewonnen hatte: ein Skalp wurde durch eine rote Hand versinnbildlicht, während ein Pferd, das in einem Scharmützel erbeutet worden war, durch einen schwarzen Pferdehuf angezeigt wurde.
Unter Krummdaumens Führung begannen die Cheyenne ein Manöver vorzuführen, auf das sie besonders stolz waren. Zuerst verwickelten sie sich in einem scheinbar hoffnungslosen Durcheinander von Pferden und Reitern, feuerten sinnlos in die Luft und schossen Pfeile nach allen Richtungen ab, bis Krummdaumen ein lautes Kriegsgeheul ausstieß, worauf aus der Mitte eine Gruppe von Reitern hervorbrach und einen schützenden Ring um den Haufen bildete. Dann tauschten unter markerschütterndem Geheul die Reiter ihr Plätze, die außen waren, jagten nach innen, die innen waren, brachen nach außen durch, wobei sie auf Zollbreite aneinander vorbeischossen, in kunstvollen, endlos dahinströmenden Figuren.
Eine besondere Zierde dieses Treffens war Lisette Mercy. Die indianischen Frauen freuten sich, daß auch eine Weiße geruht hatte, daran teilzunehmen, und kamen jeden Tag zu ihr, um sie zu betrachten Lisette war eine schöne Frau, von deren hellem Haar und zahlreichen Unterröcken die Squaws fasziniert waren. An manchen Tagen strichen an die hundert Squaws ihr mit den Fingern übers Gesicht, um zu sehen, ob die Farbe von ihren sanft geröteten Wagen abging. Sie lugten in ihre Unterröcke wie Dachse, die einen Bau erforschten. Beinahe hätten sie sie schon am ersten Tag kahlgerupft, denn ein paar Squaws hatten ihr ein Haar ausgezogen, und darauf meinten alle, daß sie nun das gleiche tun dürften.
Lisette benahm sich in diesem Camp wie eine echte Pasquinel. Da Essen knapp war, ritt sie zum Fort und sammelte dort an Zucker, Tabak und Mehl ein, was sie finden konnte, außerdem nahm sie den gesamten Bestand an Zinnfarbe aus Mr. Tutts Marketenderei mit. Als sie zurückkehrte, unterhielt sie die Kinder damit, daß sie ihnen rote Kreise auf die Wangen malte. An den Abenden sang sie alte französische Lieder, redete mit den Häuptlingen und beglückwünschte sie zum guten Fortgang der Verhandlungen.
Weil sie die Tochter von Pasquinel war, achteten die
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