Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
»Als ich vor einem Monat die Cheyenne besuchte, lagerten sie im Süden des Horse Creek. Etwa fünfunddreißig Meilen den Platte flußabwärts. Riesige Weiden, bestes Gras.«
    Die Kommissare fragten Bridger, was er von dieser Gegend hielt, aber er kannte sie nicht. Strunk sagte: »Dort gibt es genügend Weideland für sechzigtausend.« Ketchum blieb skeptisch.
    Jedenfalls wurde der Beschluß verkündet, daß alle Indianer sowie das Verhandlungsteam entlang des Platte nach Südosten ziehen sollten, auf besseres Weideland, und die Indianer, die damit einverstanden waren, bereiteten den Aufbruch vor. Einhundertsiebzig Soldaten zogen mit ihnen, nur eine Handvoll blieb zurück, um in dieser Nacht das Fort zu bewachen. Aber bevor sie noch abzogen, geschah etwas, dem man eine glückliche Vorbedeutung beimessen durfte. Die Häuptlinge Krummdaumen und Weiße Antilope gingen zu Fuß zum Camp der mißtrauischen Shoshone, wo der erstere sagte: »Brüder, wir haben einander schon allzulange bekriegt. Unser Krieger taten unrecht, als sie vor einem Mond eure Leute töteten, und wir bieten euch unsere Freundschaft an.«
    Häuptling Washakie nahm die zur Versöhnung ausgestreckte Hand an und umarmte die beiden Besucher, worauf Weiße Antilope fortfuhr: »Wir sind gekommen, um euch zu einem Fest einzuladen - ihr alle seid unsere geehrten Gäste«, und er führte die dreiundachtzig Shoshone über den Exerzierplatz mitten ins Camp der Cheyenne, wo ein ausgiebiges Festmahl mit Wild bereitet war, und das Gerücht ging durch das ganze Lager, daß die Cheyenne und die Shoshone brüderlich miteinander tafelten, und Weiße und Indianerhäuptlinge strömten herbei, um sich persönlich von diesem Wunder zu überzeugen, und sie kamen gerade zurecht, um zu sehen, wie Häuptling Krummdaumen seiner Squaw bedeutete, sich von ihrem Platz zu erheben, Häuptling Washakie zu begrüßen und ihm die Skalps der beiden von den Cheyenne getöteten Shoshone zu überreichen. Als sie die Skalps übergab, sagte Krummdaumen: »Wir haben diese Trophäen als Andenken an einen guten Kampf in Ehren gehalten. Jetzt geben wir sie an euch zurück, als Beweis für unsere ewige Freundschaft.« Und durch das ganze Lager lief ein Gemurmel der Zustimmung. Am nächsten Morgen setzte sich der mächtige Zug in Bewegung, diese größte Ansammlung von Indianern, die die Welt je gesehen hatte. Sie ritten hinaus in die aufgehende Sonne, manchmal im Gänsemarsch, manchmal in Reihen von sechs oder acht Reitern -Crow und Brule, Arikara und Oglala Seite an Seite, in gutem Einvernehmen, wie es nie zuvor bestanden hatte. Der Zug, hin und wieder von kleinen Abteilungen amerikanischer Soldaten durchbrochen, erstreckte sich über eine Länge von fünfzehn Meilen. Hauptmann Ketchum sah ihnen nach und flüsterte einem der Kommissare ins Ohr: »Wenn die Indianer es sich einfallen ließen, könnten sie uns alle in zehn Minuten auslöschen.«
    Glücklicherweise aber hatten die Indianer anderes im Kopf, denn als der Zug sich seinem Ziel näherte, sah
    Mercy, der mit den Shoshone ritt, wie Haufen von Sioux- und Cheyennefrauen auf ein kleines Plateau zustürzten, das den Zusammenfluß der beiden Wasserläufe überschaute. Ohne die anwesenden Weißen zu fragen, fingen sie dort wie wild zu arbeiten an, trieben Zeltstangen in die Erde und breiteten Büffelfelle auseinander.
    »Was zum Teufel machen sie da?« fragte Strunk, und Mercy blickte sich um, bis seine Augen auf Jake Pasquinel fielen.
    »Unser Beitrag«, antwortete dieser, und die Männer sahen bewundernd zu, wie die Frauen zuerst ein Verhandlungszelt aufstellten und mit Blumen schmückten und dann eine Art Amphitheater anlegten, wo die offiziellen Besprechungen stattfinden sollten. Die Anlage, die schön und geschmackvoll aussah, war ganz nach indianischen Vorstellungen errichtet und für den Zweck bestens geeignet. Wie viele indianische Anlagen war auch diese hier nach Osten geöffnet, damit die bösen Geister, die die Verhandlungen stören wollten, entwischen konnten; die guten Geister dagegen würden dableiben und die Verhandlungen günstig beeinflussen.
    Zwei Soldaten, die beobachteten, wie die Frauen die Stangen aufstellten, um die Büffelhäute daran aufzuhängen, konnten sich nicht genug wundern, wie flink sie arbeiteten. »Die schlagen alles, was ich in Boston je gesehen habe«, sagte der eine.
    Der Geist, in dem die Verhandlungen geführt wurden, war ein nicht weniger glücklicher als das Haus, in dem sie stattfanden. Wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher