Colorado Saga
werde ich Geld haben wie Heu... es liegt ja alles auf der Erde und wartet nur darauf, daß man es aufhebt... wenn man den richtigen Platz kennt.
Zugegeben, in Kalifornien habe ich keinen Stich gemacht, heimgebracht habe ich fünfzig Cents und eine Schaufel - und außerdem eine Idee. Mit Waschen und Graben kenne ich mich jetzt aus. Den Spaten lasse ich nicht aus der Hand, wenn das nächste Mal die Nachricht kommt, bin ich fort wie nichts. Hier habe ich einen Zeitungsausschnitt, auf dem steht genau, wo es nächstes Mal losgehen wird.«
Hier zog er den Beutel aus Ölhaut, in dem er seinen Tabak aufbewahrte, aus der Tasche und entnahm ihm einen zweiten Beutel und diesem wieder ein Stück Karton, auf den ein Ausschnitt aus dem »Missouri Republican« von 1845 geklebt war:
»Mit ihren dunklen, blitzenden Augen ist Miß Lucinda nicht nur ungewöhnlich attraktiv, sie ist auch im ganzen Westen bekannt und berühmt, als Enkelin und einzige Erbin des Häuptlings Lahmer Biber, des Helden der Arapaho, der in den Rockies eine Goldmine entdeckt hat.«
Als 1858 die aufregende Neuigkeit den Mississippi entlang eilte: »Gold entdeckt in Nebraska bei Pikes Peak!«, da war Spaten-Larkin von allen am wenigsten überrascht. Noch am selben Abend verließ er St. Louis, bewaffnet mit seinem Spaten und dem festen Entschluß, diesmal als erster am Platz zu sein.
Er nahm ein Dampfschiff bis St. Joseph, eine aufstrebende Stadt, wo die Eisenbahnen täglich Hunderte von Goldsuchern aus dem Osten entluden. Manche hatten genügend Geld, um sich Wagen leisten zu können, andere heuerten sogar Führer für ihre Packpferde an, die mit Ausrüstung für ein volles Jahr beladen waren.
Larkin und sieben weitere Kollegen seines Standes wollten die Entfernung bis zu den Rockies zu Fuß bewältigen. Mit der Fähre ließen sie sich bei St. Joe über den Missouri setzen, fragten sich bis zum Platte durch und marschierten dann 600 Meilen weit bis zu den neuen Goldfeldern. Sie boten einen erbärmlichen Anblick, wie sie da durch den Staub stapften, den die unzähligen Reiter aufwirbelten, die nach Westen ritten. Wo sie konnten, erbettelten sie sich etwas zum Essen, sie hackten Holz für andere Reisende und halfen die Wagen über den Big Blue bringen, der noch immer ein mächtiges Hindernis bildete.
Als sie endlich den Platte erreicht hatten, lungerten sie ein paar Tage lang wie Bettler bei Fort Kearny herum, stürzten sich auf Gegenstände, die andere Reisende weggeworfen hatten, weil sie nicht so viel tragen konnten, und bereiteten sich auf den langen Marsch nach Westen vor. Sie hatten noch Glück, daß sie nicht den South Platte River überqueren mußten. Wenn sie nur immer am südlichen Ufer blieben, würden sie direkt auf die Rockies stoßen.
Auf ihrem Weg war es unvermeidlich, daß sie durch Zendt's Farm kamen, wo Steine über den Platte gelegt waren, so daß die Reisenden über den Fluß kommen und in Zendts Geschäft ihre Vorräte für den Aufstieg in die Berge auffüllen konnten. Hier stieß Spaten-Larkin, der keine 130 Pfund mehr wog, weil er auf dem Weg hierher fast nichts zu essen bekommen hatte, auf das große Glück.
Mit fünf anderen Fußwanderern, die bis hierher durchgehalten hatten, humpelte er in die Einpfählung, in der sich die Menschen drängten, und erkannte mit einem Blick, daß dieses Geschäft eine Goldgrube sein mußte. Sofort besprach er mit zwei Gefährten, wie man das Geschäft ausrauben könnte, aber angesichts der vielen bewaffneten Indianer, die in der Nähe kampierten, und der vielen Goldsucher innerhalb der
Einpfählung ließen sie die Idee wieder fallen. Die anderen fünf kauften, was sie für die Fortsetzung ihrer Reise unbedingt brauchten, Spaten-Larkin aber blieb zurück, wie gefesselt von diesem Geschäft und seinem ungeheuren Umsatz.
»Willst du uns hier etwas zur Hand gehen?« fragte Levi den Vagabunden.
»Kann schon sein«, antwortete dieser. »Eigentlich will ich ja Gold graben gehen, aber ein paar Bissen könnte ich vorher noch ganz gut vertragen.« Also half er jenen Reisenden, die nicht imstande waren, den Platte zu überqueren, Waren aus Levis Geschäft über den Fluß zu bringen. Als er eines Tages die Sachen gerade verpackte, um sie über den Fluß zu schaffen, hörte er Levi von seiner Frau als »Lucinda« reden, und er begriff sofort, daß diese Frau das Mädchen aus seinem Zeitungsausschnitt sein mußte! Er ließ alles liegen und stehen und ging zum Klosett, das unten am Flußufer stand. Dort schloß
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