Colorado Saga
scharrte den Kies auseinander und fand endlich einen Haufen Nuggets.
»O Gott!« rief er und fiel mitten im Wasser auf die Knie. »Ich habe gewußt, daß es hier sein muß.«
Sechs Wochen lang unterwarf er sich jetzt eiserner Disziplin. Er hatte einen der ergiebigsten Placer in der Geschichte Colorados gefunden, aber er behielt dieses Wissen für sich, wusch den Sand aus und schaffte die Nuggets zur Seite, denn in Kalifornien hatte er gelernt, daß der Mann, der einen Placer gefunden hatte, so schnell wie möglich die Ader finden mußte, die die Nuggets auswarf, denn die Nuggets zerrannen einem wie Geld, die Ader aber versiegte nie.
Eines Tages im Juni bemerkte er zu seinem Entsetzen, daß ein anderer Goldsucher dem Lauf des Baches gefolgt war und nun ins Blue Valley stieg. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er den Mann erschießen sollte, um das goldene Geheimnis für sich zu bewahren, aber dann fiel ihm ein, daß der Mann wahrscheinlich einen Partner hatte, und bevor er sich zu einer Handlung aufraffen konnte, war der Mann, ein alter Hase, der sich nicht leicht für dumm verkaufen ließ, schon bei ihm und erkannte, daß Larkin Gold gefunden hatte. Sofort schnitt er vier Schößlinge ab, postierte sie in zehn Fuß Entfernung voneinander -das war das Stück Flußbett, das jedem Goldgräber zustand -, und begann seine Siebe aufzustellen.
»Mein Name ist Johnson«, sagte er, »sehe, Sie haben Gold gefunden.«
»Nichts hab' ich gefunden«, knurrte Larkin.
»Wo sind Ihre Stangen?« fragte Johnson.
»Hier, hier«, sagte Larkin hastig und maß die Stelle gerade unterhalb der ursprünglichen Fundstelle aus. Zwei Tage lang arbeiteten die beiden Männer Seite an Seite, in mißmutiger Stimmung, denn Larkin wollte ungehindert nach der Ader suchen, und am dritten Tag stieß Johnson auf ein reichhaltiges Nuggetlager und geriet sofort in Raserei.
»Da ist es, da ist es!« brüllte er, wie besessen herumhüpfend, und bevor Larkin ihn zurückhalten oder ihm einen Handel vorschlagen konnte, stürzte er schon hinunter ins Tal, um in ganz Denver auszuposaunen, was er im Blue Valley für einen großartigen Fund gemacht hatte.
Innerhalb weniger Wochen war das Tal voller Claims. Dreimal mußte Larkin Claimjumpers verscheuchen, und einer sagte: »Die Prärie ist schwarz von Leuten, die herauf wollen.« Aus ganz Amerika und sogar aus Europa eilten verbissene Männer herbei, die bei früheren Bonanzas zu kurz gekommen waren und hier noch einmal ihr Glück versuchen wollten. Jeder Kiesel im Bach wurde wenigstens ein Dutzendmal umgedreht, und manche Leute, darunter Johnson, brachten einen beachtlichen Reichtum mit nach Hause.
In diesem Tal blieb kein Stein auf dem andern. Zuerst wurden die Espen abgeholzt, weil man das Holz zum Bau von Kanälen brauchte, und die blauen Kiefern folgten den Espen bald nach. Alle Biber wurden getötet, das Rotwild wagte sich nicht mehr ins Tal herunter. Zu beiden Seiten des Baches schossen elende Hütten aus dem Boden, ein Laib Brot kostete bald zwei Dollar. Larkin saß mit zusammengebissenen Zähnen an seiner Fundstelle und sah zu, wie Woche für Woche weniger zu holen war, bis schließlich überhaupt keine Nuggets mehr kamen, so daß er sich gezwungen sah, die Berge zu verlassen, zu Levi Zendt zu gehen und sich bei diesem Waren zu holen, die er dann im Camp verhökern wollte.
In seiner Abwesenheit entdeckte ein Mann namens
Foster aus Illinois, ein Veteran von den kalifornischen Goldfeldern, der keinen einzigen Cent besaß, die Hauptader, und zwar an einer Stelle, an die Larkin nicht einmal gedacht hatte. Der Ertrag aus dieser Ader betrug 19 Millionen. Larkin, der weiterhin im Tal als fliegender Händler seine Waren verkaufte, sah davon keinen Heller.
Große Anlagen wurden jetzt errichtet, um die Minen auszubeuten, eine Eisenbahn wurde ins Tal geführt, um Essen heraufzubringen und das Gold hinunterzutransportieren. Drei Jahre lang strömte das Gold aus dem Blue Valley, dann versiegte die Quelle des Reichtums. Die Männer verließen den Bach, die schäbigen Hütten standen leer. Die Kipper und die Holzgerüste verfaulten in der Sonne, kein Zug fuhr mehr hinauf ins Tal. Das Blue Valley wurde eine Geisterstadt, eine der häßlichsten der Welt, und Spaten-Larkin war gezwungen, dem Tal mit seiner ganzen, von ihm entdeckten Großartigkeit den Rücken zu kehren, sich durch die Straßen Denvers zu treiben und den Neuen zu erzählen, daß er, Yessir, er selber es gewesen sei, der das Blue Valley
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