Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Knöpfe und blickten mit Verachtung auf alle jene herab, die die Knöpfe angenommen hatten.
    Nun kamen die schlechten Jahre. Die Anhänger des Verirrten Adlers wurden in eine Reservation gesperrt, deren Fläche ein Sechzehntel des Umfangs jenes Gebietes betrug, das sie früher bewohnt hatten, und es gab hier weder Holz noch Wasser. »Aber«, so pflegten Regierungsbeamte gern zu sagen, »in vergangenen Zeiten hat euer Volk ja auch schon die Gegend rund um Rattlesnake Buttes bewohnt.« Darauf antwortete der Lahme Biber: »Richtig, aber damals haben immer nur wenige auf einmal ihr Lager hier aufgeschlagen, und die Büffelherden waren so zahlreich, daß man sie nicht zählen konnte.«
    Jetzt gab es nur mehr wenige Büffel. Es gab Zeiten, da kamen überhaupt keine Büffel in die Reservation, und die Indianer litten Hunger. Sie konnten es einfach nicht begreifen, daß weiße Männer, die Bäuche voll mit Essen, das sie aus St. Louis brachten, die wenigen übriggebliebenen Büffel nur wegen der Haut und wegen des Talgs abschlachteten und das Fleisch in der Sonne verfaulen ließen. Die Indianer aber brauchten das Fleisch, bekamen sie keines, gingen sie zugrunde. Im Jahre 1863 herrschte eine echte Hungersnot. Die Indianer nannten es rückblickend das »Jahr des Hungers«; die Büffel blieben aus, so weit nach Norden sie auch ritten, die Herde war unauffindbar. Die Ketten mit Pemmikan waren schon Anfang Februar zu Ende, was an spärlicher Nahrung noch da war, muß streng rationiert werden. In Denver lungerten halbverhungerte Arapaho-Kinder um die Mietstallungen herum und rauften um die Getreidekörner, die den Pferden aus dem Maul fielen. Die landwirtschaftlichen Geräte, die den Indianern in dem Vertrag zugesagt worden waren, erschienen nie. Betrügerische Agenten schafften sie beiseite, verkauften sie an ihre Freunde und sagten den Indianern dann, wo sie sie kaufen könnten - mit dem Regierungsgeld, das sie ebenfalls nie zu sehen bekamen. Munition für die Jagd wurde ihnen nicht ausgehändigt, mit der logischen Begründung, daß die Indianer, sollte der Hunger noch ärger werden, auf der Suche nach Nahrung damit schließlich weiße Siedler überfallen könnten. Die einst so stolzen Arapaho waren gezwungen, jeden Weißen, der ihnen unterkam, um Essen anzubetteln. Oft erschienen sie auch plötzlich neben einem Güterzug, zum Entsetzen der Mitreisenden, die nichts anderes erwarteten, als jeden Augenblick skalpiert zu werden. Das aber war nicht die Absicht der Indianer, die in diesem furchtbaren Jahr einfach alles aßen, was sie irgendwo auftreiben konnten. Die Unterernährung ließ sie für alle möglichen Krankheiten anfällig werden, viele Kinder starben an Darmstörungen oder an Keuchhusten. Glücklicherweise starben viele ältere Arapaho, besonders unter denen, die älter als fünfzig waren, vor Hunger - glücklicherweise, denn dadurch blieb wenigstens den jungen Kriegern noch etwas zu essen übrig.
    Ein Aufstand lag in der Luft, denn Krummdaumen, jetzt ein reifer Mann von siebenundvierzig Jahren, wurde über den Mangel an Nahrung immer empörter. Von Zweifeln gequält, wanderte er von einer Gruppe zur anderen und versuchte zu einem Entschluß zu gelangen, was die Indianer jetzt tun müßten. Und überall, wo er hinkam, bereiteten sich die Jungen auf einen Krieg vor. »Wir werden nicht schweigend zugrunde gehen«, sagten sie ihm, und er antwortete: »Wenn es im nächsten Sommer nicht besser wird, müssen wir kämpfen.« Bei einem Treffen sagte er: »Unser erster Schlag wird sein, daß wir die gesamte Besatzung von Fort Laramie töten und die Geschäfte plündern.« Ein junger Krieger warnte: »Nicht Fort Laramie, das ist zu stark für uns.« Aber Krummdaumen rief Jake Pasquinel herbei, damit er ihnen die Lage entlang des Platte beschriebe, und Jake sagte:    »Alle Soldaten werden jetzt nach Osten versetzt, um in dem anderen Krieg zu kämpfen. Im Fort sind fast keine Soldaten mehr.« Ein anderer junger Krieger fragte: »Sollten wir nicht auch Zendt's Farm nehmen? Dort gibt es Essen«, aber davon wollte Jake nichts hören. »Sie sind gut zu uns gewesen, ihnen tun wir nichts.«

Man kam immer wieder auf den Überfall auf Fort Laramie zurück, und Jake fand, daß die jungen Krieger die Kanone nicht mehr für einen Dämon hielten, der zu brüllen anfing, wenn er geweckt wurde. Sie wußten jetzt, daß das Vier-Zoll-Rohr mit drei Beuteln schwarzem Pulver geladen wurde, das hineingestopft werden mußte; damit konnte das

Weitere Kostenlose Bücher