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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nächsten Besprechung auf der Farm wurde der beschämende Versuch unternommen, zu erklären, warum der alte Vertrag gebrochen und ein neuer geschlossen werden müsse. Mit honigsüßen Worten beschrieb der Indianeragent Boone die Verlegenheit, in der sich die Regierung befand. Mit den zweifelhaften Methoden der Überredungskunst, die schon sein Großvater angewendet hatte, wies er darauf hin, daß eben viele weiße Siedler in dieses Gebiet drängten, daß auch sie Land brauchten, daß das Abkommen von Fort Laramie allzu großzügig gewesen sei, weil die, die es geschlossen hatten, den Wert des Landes gar nicht begriffen hätten - hier machte er eine Pause und starrte Mercy an, ihn damit zum Narren stempelnd -, und es sei daher nur recht und billig, daß der Große Weiße Vater in Washington die Cheyenne und die Arapaho jetzt ersuche, die Prärie mit dem weißen Mann zu teilen.
    »Alles will er haben!« protestierte Blanker Schädel.
    Agent Boone überging diese ungerechte Anschuldigung und fuhr fort, in seiner besänftigenden und schmeichelnden Art zu reden. Der Große Weiße Vater wäre sich seiner Verantwortung gegenüber den roten Brüdern bewußt - durchaus, durchaus -, und zum Dank dafür, daß sie ihm weitere Gebiete abtreten müßten, biete er ihnen viele herrliche Geschenke an: Geld, vierzig Morgen Land für jeden von ihnen, dazu Wasser, Holz und Farmgeräte, so daß sie nicht länger vom Büffel abhängig wären. In priesterlichem Tonfall schloß er: »Das Land gehört nicht euch, sondern Gott. Er gibt euch das Land nur so lange, wie ihr es bebaut. Es ist nicht nach seinem Willen, daß ihr lacht und sorglos durch das Land zieht. Gott will, daß ihr seßhaft werdet und das Land bebaut, jeder sein eigenes Feld.« »Wieviel sind vierzig Morgen?« fragte Krummdaumen, und die ganze Gesellschaft trat ins Freie, aber als man ihnen draußen zeigte, wieviel vierzig Morgen waren, fingen die Indianer zu lachen an. »Vierzig Morgen auf Rattlesnake Buttes!« rief Krummdaumen. »Davon würde ein einziges Büffelkalb nicht satt!«
    Agent Boone kehrte zu seinem priesterlichen Tonfall zurück und versicherte den Indianern, daß in Staaten wie Ohio und Illinois, im Osten, viele amerikanische Farmer mit vierzig Morgen Landes durchaus zu Wohlstand kämen.
    »Haben sie auch Wasser?« fragte Krummdaumen. »Bäume? Guten Boden?«
    »Ein ehrlicher Farmer kann es überall zu etwas bringen«, antwortete Boone.
    »Wo sollen wir Wasser finden?« fragte Krummdaumen.
    Boone erwiderte, daß die Indianer selbstverständlich ihren Anteil an jedem Bach, an jedem Wald erhalten würden, worauf Krummdaumen wahrheitsgemäß erwiderte: »Aber Sie und ich wissen, daß es dort weder Bäche noch Wälder gibt«, und Boone antwortete: »Aber wenn es welche gäbe, würdet ihr euren Anteil erhalten.«
    Häuptling Blanker Schädel fragte: »Wird unser Land an dem großen Fluß Platte liegen?« Und Boone antwortete: »Der Große Weiße Vater hält es für das beste, wenn eure Gebiete nicht an den Fluß herankommen, denn die weißen Männer haben ihre Trails am Platte, und daraus würde nur Unruhe entstehen.«
    »Wo sollen wir dann unser Wasser herbekommen?« fragte ein dritter Häuptling, und Boone antwortete: »Ich bin sicher, daß man irgendwo Wasser finden kann.«
    Es war ein jämmerliches Treffen, eine der schändlichsten Verhandlungen, in die sich die Vereinigten Staaten jemals einließen. Als Entschuldigung könnte man höchstens anführen, daß die Aufmerksamkeit der Nation von dem Bruderkrieg gefangen war, in den sie sich gestürzt hatte; aber die Tatsache bleibt bestehen, daß dieses erbärmliche Papier zwei Indianerstämmen aufgezwungen wurde, die zu den besten, tapfersten und vornehmsten des Westens gehörten.
    Angenommen wurde der Vertrag nur deshalb, weil Verirrter Adler seinem Volk lange zuredete, es doch noch einmal im guten mit dem Weißen Mann zu versuchen, und er redete so überzeugend, daß Agent Boone ihm dankbar eine Bronzemedaille mit einem Relief von Präsident Buchanan aushändigte, während gerissene Soldaten den anderen Indianern Knöpfe gaben, die von der Wahlkampagne des Jahres 1856 übriggeblieben waren, jeder Knopf mit einem grimmigen Porträt des Großen Weißen Vaters, James Buchanan. In späteren Jahren tauschten die Krieger zwei Pferde gegen einen dieser Buchanans. Krummdaumen und die Brüder Pasquinel hetzten mindestens die Hälfte aller Arapaho und Cheyenne dazu auf, den Vertrag abzulehnen, daher erhielten sie keine

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