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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Geschütz eine ganze Gruppe von Indianern auslöschen. Aber es gab eine Hungersnot, da mußte man die Kanone eben in Kauf nehmen. Jake versicherte ihnen: »Man kann die Kanone auch unschädlich machen.«
    In seinem Büro für Indianische Angelegenheiten in Denver verfolgte Mercy die ständig wachsende Unruhe mit größter Besorgnis. Umsonst bemühte er sich, seinen Vorgesetzten in Fort Leavenworth klarzumachen, wie explosiv die Lage war. Für nebensächliche Dinge, wie einen kleinen Aufstand der Indianer, hatten die Herren einfach keine Zeit. Was sie beschäftigte, war die Frage, wie sie noch mehr Truppen an die Richmond-Front in den Osten schicken könnten, wo die Armeen des Nordens eine Niederlage nach der anderen einsteckten und enorme Verluste erlitten.
    Die Spannung nahm ständig zu. Immer mehr Weiße strömten nach Colorado und verlangten immer mehr Land. Wenn ein Farmer sich irgendwo niedergelassen hatte, achtete er nachdrücklich darauf, daß weder Büffel noch Indianer sich auf seinem Land herumtrieben. Die Indianer wurden immer weiter zurückgedrängt, ohne Essen, manchmal sogar ohne Wasser, Ausbrüche wurden unvermeidlich.
    Am 19. Dezember 1863 machten sich zwei hoffnungsvolle Goldgräber auf nach Westen, und zwar über die öde mittlere Route, von Kansas City direkt nach Denver. Bald gingen ihnen Essen und Wasser aus, und sie waren nahe am Verhungern. Noch zwei Tage, und sie wären erledigt. Sie stammten beide aus der Gegend am Mississippi, aus Missouri, und hatten von Kindheit an die Indianer gehaßt und gefürchtet. Als sie jetzt, in der Stunde höchster Not, fünf Indianer vorüberreiten sahen, die offensichtlich gut genährt waren, hatten sie keine Hemmungen, zwei von ihnen niederzuknallen und einen dritten auf der Flucht zu verwunden. Ihre Taktik erwies sich als Erfolg, denn einer der beiden Toten hatte noch etwas Pemmikan bei sich, und die Goldgräber blieben am Leben.
    Am 26. März 1864 überfiel eine Bande Indianer von jenem Stamm, dem die beiden Ermordeten angehört hatten, eine alleinstehende Farm am südlichen Platte, tötete zwei weiße Männer, skalpierte sie und schleppte die Frauen mit sich fort. Seit langem schon hatten die Siedler am Platte mit einem solchen Vorfall gerechnet. Was jetzt geschehen war, bestürzte die Weißen von Denver bis Omaha, und die Männer redeten davon, eine Miliz zu bilden, um die Wilden in Schach zu halten.
    Am 3. April 1864 vermißte ein anderer Farmer am Platte River eines seiner guten Pferde, und verschiedene Anzeichen deuteten darauf hin, daß Indianer in der Nähe gewesen waren. Andere Farmer meinten zwar, das Pferd am nördlichen Ufer des Platte grasen gesehen zu haben, aber Leutnant Tanner inspizierte mit vierzig Mann Kavallerie aus Denver den Ort und schloß, es müßten Indianer gewesen sein. Sie organisierten daher eine Strafexpedition, eine beliebte Methode der Abschreckung, wobei »Strafexpedition« bedeutete: »Wir haben keine Ahnung, wer schuld ist, aber wir werden jeden Indianer umlegen, der uns über den Weg läuft.« Als Tanner und seine Mannen auf ein Lager der Arapaho stießen, die ihre Zelte wenige
    Meilen außerhalb der Reservation aufgeschlagen hatten, umzingelten sie es und ermordeten dreiundvierzig Männer, Frauen und Kinder. Als das letzte Tipi niedergebrannt war, teilten die Soldaten die Pferde und die restliche Beute unter sich auf.
    Am 18. Juni 1864 zog eine Bande von Indianern marodierend die Straße am South Platte entlang, tötete vier Männer, skalpierte sie und stahl die Lebensmittel aus den Wagen, die sie gehabt hatten. Sechs Wochen lang blieb die Straße für den Verkehr gesperrt, Denver erhielt keine Nachrichten aus dem Osten mehr. Da die Indianer den Handel blockierten, kletterten in ganz Colorado die Preise in die Höhe. Mehl stieg innerhalb von drei Wochen von neun Dollar auf sechzehn und schließlich auf vierundzwanzig Dollar. Als Vorbote künftigen Unglücks senkte sich ein Heuschreckenschwarm auf die Felder am Platte, und dann stieg auch noch der Fluß und überflutete einen großen Teil von Denver.
    Angstvolle Stille legte sich über die Gegend. Die weißen Siedler wagten sich kaum mehr aus ihren Häusern, die Straßen der Stadt wurden aus Angst vor möglichen Angriffen verbarrikadiert. Als Gerüchte über einen bevorstehenden Überfall der Indianer durch die Stadt liefen, brachen die Bürger in ein Waffenarsenal der Armee ein, holten sich Büchsen und patrouillierten bewaffnet durch die Straßen. Das war nicht kindische

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