Colorado Saga
der Junge forsch.
Jesus! dachte Poteet. Vor siebzehn Jahren hatte Tom Emma noch nicht einmal gekannt, ich sie auch nicht. Der Junge ist höchstens vierzehn.
»Er muß fort«, sagte Emma beschwörend, »muß sich sein eigenes Geld verdienen.«
»Kannst du mit dem Seil umgehen?« fragte Poteet. Als Antwort sprang der Junge auf sein Pferd und raste auf einen Ochsen mit riesigen Hörnern zu. Geschickt warf er das Lasso, so daß die Mittellinie der Seilschlinge sehr schön waagrecht über den Hörnern hing. Aber er war noch nicht kräftig genug, um den Ochsen heranzuziehen, so daß R. J. ihm beispringen und die Hinterbeine des Ochsen mit dem Seil einfangen mußte.
»Aus uns wird noch ein schönes Paar«, sagte Poteet. »Du kommst mit mir, aber am Ende des Trails kriegst du keinen Lohn.«
Jims Gesicht zog sich enttäuscht in die Länge, bis Poteet hinzufügte: »Denn ich gebe das Geld deiner Mutter, und zwar jetzt gleich.«
Auf diese Weise stieß Jim zu ihnen. Seine Ankunft verursachte einige Aufregung, denn drei Cowboys, nämlich Gompert, Calendar und Savage, wollten nicht in einer Mannschaft arbeiten, die aus dreizehn Männern bestand. »Das bringt Unglück«, murmelte Gompert, und andere stimmten ihm schon zu, bis Mr. Poteet ihnen erklärte, daß Skimmerhorn eigentlich nicht zur Mannschaft gehöre, da er ja nur der Käufer sei, so daß die Zahl der Mannschaftsmitglieder ohnehin nicht dreizehn sei, sondern eben nur zwölf, und diese Erklärung stellte alle zufrieden.
Aber in der Nacht, als sie Wache ritten, sagte
Gompert zu Savage: »Mir kommt vor, er hat uns hineingelegt.«
»Wieso?«
»Er hat doch gesagt, Skimmerhorn gehört nicht zu uns und wir sind nur zwölf. Aber paß auf, wenn noch einer zu uns kommt, dann wird er Skimmerhorn
wieder dazuzählen und sagen: >Schaut, wir sind nicht dreizehn, wir sind ja vierzehn.« Der ist gerieben.« »Deshalb ist er der Boß«, antwortete Savage, und sie ritten weiter.
Jetzt kamen die Tage der Ruhe, die Tage voll Gras und Wasser vor der wasserlosen Wüste. Die
Langhornrinder hatten sich eingewöhnt. Von zu Hause waren sie schon zu weit entfernt, als daß sie noch hätten heimkehren wollen, und sie waren es zufrieden, jeden Tag neues Weideland vor sich zu haben. Stonewall trottete jeden Morgen mit der gleichen Abenteuerlust auf den Trail wie die Männer, die ihn hüteten, und die Gefahr einer nächtlichen Stampede wurde immer geringer. Die Tiere nahmen sogar zu, denn das Gras war hier so kräftig, daß sie den
regelmäßigen Wechsel von Marschieren, Ruhen und Marschieren bereits in völliger Zufriedenheit auf sich nahmen.
Auch die dreizehn Männer hatten sich gut aufeinander eingespielt. Als Jim Lloyd zu ihnen stieß, wurden Veränderungen notwendig. Ihm wurde die Stelle des linken Drags zugewiesen, die schlechteste von allen. Da der Wind meist von Nordwesten kam, blies dem Mann an dieser Stelle fast die ganze Zeit der Staub ins Gesicht. Aber Jim war jung, und er brauchte die Stelle. Coker stieg auf zum rechten Drag, wo der Staub etwas weniger arg war, und er freute sich über die Beförderung. Mit einigen Pferden tat er sich noch immer recht schwer, aber auf seinem Schecken machte er sich wie ein richtiger Cowboy.
Bei den Swingern und Flankenmännern hatte eine Beförderung nicht viel zu bedeuten, bei den Points allerdings schon. Nate Person wurde Scout, er ritt der Herde jetzt weit voraus, immer auf der Suche nach neuen Zugängen zu Wasser. An manchen Tagen sah man ihn kaum, und er verpaßte des öfteren eine Mahlzeit. Die wirkliche Kontrolle über eine Herde lag immer beim linken Point, denn wenn die Rinder in eine Stampede ausbrechen, dann drehen sie sich, in der nördlichen Hemisphäre wenigstens, fast immer in der Richtung des Uhrzeigers. Rechter Point zu sein war ein gefährlicher Posten, denn der Mann konnte leicht niedergetrampelt werden. Aber der linke Point war entscheidend. Der Mann, der hier ritt, mußte schnell genug sein, um die Rinder, falls notwendig, nach innen zu treiben, so daß sie in ein ermüdendes Durcheinander gerieten, bei dem sie bald erschöpft aufgaben. Als Person zum Scout befördert wurde, war die wichtige Stelle des linken Point frei, und Canby wurde dahin bestellt. In seiner wortkargen Art sagte er zu Poteet: »Verlaß dich auf mich.«
Dadurch wurde wieder der rechte Point frei, und Poteet überraschte alle, als er Mike Lasater dorthin stellte.
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