Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Cleaver sah den Mustang, wie er durch das Feuer brach«, sagte Lasater. »Dieses Pferd hatte den einzigen Weg gefunden, der in die Sicherheit führte, aber am Ende stand seine Mähne in Flammen.«
    »Aber ein Feuer, so groß wie...« fing Jim Lloyd an, aber wieder hatte Lasater blitzschnell seinen Revolver gezogen und fragte: »Nennst du O. D. Cleaver einen Lügner?«
    »Nein - wenn er es selber gesehen hat...«
    »Du nimm dich in acht, denn er hat es gesehen, und er hat es mir erzählt, und zwar persönlich.«
    In einer sternklaren Nacht, die so herrlich war, so mild, schon durchzogen von Frühlingsduft, daß die Männer rund ums Feuer liegenblieben, statt zu schlafen, sagte Savage, der sonst so wortkarg war: »Gleich hinter diesem Hügel ist Fort Phantom... das heißt, was davon übrig ist.« »Verrückter Name für ein Fort«, sagte Canby. »Verrückt war das Fort ohnehin«, sagte Savage. »Mein Dad diente hier, als das Fort gebaut wurde, im Jahr 1852. Er sagte, es war das ärgste Fort auf der ganzen Welt, heiß, dreckig, schlechtes Essen, kein Wasser, nichts zu tun... Tag für Tag immer das gleiche.«
    »Worum geht's in deiner Geschichte?« fragte Lasater. »Warte. Im Jahr 1854 hörte die Regierung endlich auf die Klagen und Beschwerden und beschloß, das Fort vorübergehend zu schließen. Am letzten Tag, als die Männer auszogen, hörte mein Dad den Major sagen: >Es wäre ein Segen, wenn dieser gottverlassene Ort niederbrennte. Sonst verlegen sie bald wieder Soldaten hierher.< Als daher der Major und seine Leute abgezogen waren, was, glaubt ihr, tat mein Dad mit sechsen seiner Freunde!«
    »Sie legten das Fort in Asche?« fragte Jim.
    »Sie schütteten überall Öl hin und streuten Sägespäne und Schießpulver in den Gebäuden aus, sechsundvierzig im ganzen, und brannten die Bude nieder... bis auf den Erdboden.«
    »Das kann nicht wahr sein«, sagte Buck.
    Sofort hatte Savage seinen Revolver gezogen. »Nennst du O. D. Cleaver einen Lügner?« rief er und machte Lasaters Stimme so gut nach, daß sogar dieser lachen mußte.
    »Reiten wir auf den Hügel hinauf und sehen wir es uns an«, schlug Savage vor, und mit Mr. Poteets Erlaubnis stiegen die jungen Cowboys auf ihre Pferde, umrundeten vorsichtig die Herde, um sie nicht zu beunruhigen, und ritten dann hinauf auf den Gipfel des Hügels und sahen hinunter auf das Wunder der unter dem Sternenhimmel hingestreckten Prärie. Zu ihren Füßen lagen die verkohlten Ruinen des einstmals mächtigen Forts. Nur die Schornsteine aus Ziegeln standen noch, wie Geister, die die Sterne bewachten. »Dein Dad soll das alles niedergebrannt haben?« fragte Jim respektvoll.
    »Er und seine Freunde.«
    »Dafür hätte man sie aufhängen können.«
    »Man hat nie herausgefunden, wer es getan hat.«
    »Jesus, muß das ein Feuer gewesen sein!« flüsterte Gompert, und die jungen Cowboys ritten zurück zum Camp.
    Dort war wieder von Klapperschlangen die Rede. Lasater erklärte, O. D. Cleaver habe es mit seinen eigenen Augen gesehen: »Diese Klapperschlange, ein riesiges Stück, dick wie dein Schenkel, jagt einen Präriehund in das Loch hinein. Der Hund kommt am anderen Ende heraus, und sobald er in Sicherheit ist, ruft er die anderen Hunde - und was glaubt ihr, daß sie tun?«
    »Fortrennen wie die Teufel«, meinte Ragland.
    Lasater überhörte das Gelächter und fuhr fort: »Die anderen Hunde hetzen alle zu ihm hin, stopfen Sand in das Loch, an beiden Enden, drücken den Sand mit den Pfoten nieder und ersticken das Vieh.«
    »Kann mir nicht vorstellen, daß das klappt«, warf Jim vorsichtig ein. »Ich habe Erdlöcher von Präriehunden ausgegraben, und die haben meistens mehr als nur einen oder zwei Ausgänge...«
    »Sohn«, unterbrach ihn Lasater, »warum eigentlich mußt du immer wieder O. D. Cleaver einen Lügner nennen?«
    »Ich... ich... ich habe selber...«
    »O. D. Cleaver hat es gesehen! Er hat es mir selber erzählt!«
    Skimmerhorn, den O. D. Cleavers Stellung als höchste Autorität in allen Fragen, die die Prärie betrafen, belustigte, fragte: »Wo ist O. D. Cleaver jetzt?«
    »Er ist tot«, antwortete Lasater. »Bei einem Banküberfall erschossen.«
    Nun kam der Tag näher, wo die Herde die gefährliche Reise durch achtzig Meilen unfruchtbarer Wüste antreten würde, ohne Wasser und mit nur wenig Gras. Es war daher unbedingt notwendig, daß die Tiere in den nächsten zwei Wochen soviel als möglich fraßen und viel tranken, um kräftig und widerstandsfähig zu sein, wenn die

Weitere Kostenlose Bücher