Colorado Saga
Rezept: »Nimm zwei Pfund von Arbuckles Bestem, gib etwas Wasser dazu, koche zwei Stunden lang und prüfe dann, ob der Kaffee fertig ist, indem du ein sauberes Hufeisen hineinschmeißt. Sinkt das Hufeisen ein, dann ist er noch nicht soweit.« Zur allgemeinen Überraschung zog Nacho plötzlich auch noch ein Röstblech mit weichen Brötchen heraus.
Die Rinder fingen jetzt an, sich niederzulegen, was hieß, daß sie genug gegrast hatten. Daher machte sich Mr. Poteet bereit weiterzuziehen, aber vorher richtete er noch einmal das Wort an die Männer: »Wir haben dieses Mal eine Menge junger Burschen bei uns, ich will daher einem jeden noch einmal klarmachen, was ein Cowboy ist. Ein Cowboy muß manchmal mit Indianern kämpfen, manchmal muß er reiten wie ein Kunstreiter, manchmal Kunststücke mit dem Lasso aufführen, und ich bin sicher, daß ihr alle das könnt. Manchmal, besonders in Kansas, muß er seine Herde vor Gangstern beschützen. Und wenn wir in eine Stadt kommen - nicht auf diesem Trail -, dann wird von ihm erwartet, daß er sein Gewicht in Schnaps säuft und sein Geld bei den Mädchen läßt. Das ist die eine Seite, notwendig, aber nicht wichtig. Für mich ist ein Cowboy vor allem ein Mann, der mit Rindern zu tun hat, Tag für Tag, vom Morgen bis zum Abend. Diese Rinder hier vor euch sind der Grund dafür, daß ihr da seid. Und eure einzige Aufgabe besteht darin, sie unbeschädigt nach Norden hinauf zu bringen. Auf also, treibt die Rinder weiter!«
Mit Umsicht und Geschick brachten die Cowboys die Rinder auf die Beine, trieben sie auf den Trail zurück und achteten darauf, daß sie im richtigen Abstand gingen. Und so zog die Herde den ganzen Nachmittag weiter.
An diesem Tag machten sie weniger als neun Meilen. Sie waren nicht nur spät aufgebrochen, lange nach Sonnenaufgang, Mr. Poteet bestand auch darauf, daß das Lager für diese Nacht besonders sorgfältig ausgewählt würde. »Wenn wir sie sicher über die ersten Tage und Nächte bringen«, sagte er den Männern, »dann wird es uns wahrscheinlich gelingen, eine Stampede zu vermeiden.« Er wußte, daß ein starker Instinkt die Rinder drängte, nach Hause zurückzukehren. Er fand schließlich einen Bach, über den er sie führte. Auf der anderen Seite trieb er sie auf einer Wiese zusammen, die durch einen Hügel vom Bach getrennt war, so daß jedes Langhornrind, das etwa Sehnsucht nach Hause verspürte, zuerst diesen Hügel erklettern mußte. Seine Männer umrundeten darauf leise die Wiese, die Pferde in gebührendem Abstand von den Rindern, so daß jede Kuh und jeder Ochse, die sich von der Herde entfernen wollten, sofort von einem der Reiter sanft zurückgedrängt werden konnten.
In dieser ersten, entscheidenden Nacht war völlige Stille unerläßlich. Aus dem Camp durfte kein Geräusch dringen, nicht einmal das Fallen eines Löffels auf einen Blechteller, nicht einmal ein lautes Niesen. Auch die Remuda mußte sich in entsprechender Entfernung aufhalten, damit kein Pferdegetrappel die zappeligen Rinder aufscheuchte. Poteet sah zum Himmel auf und war dankbar, daß kein Gewitter sich ankündigte; und so weit nach Süden würde sich kein Comanche verirren, um die Herde absichtlich in eine Stampede zu treiben und in der allgemeinen Verwirrung zwei- oder dreihundert Rinder mitgehen zu lassen.
Poteet blieb die ganze Nacht auf, genauso Nate Person. Den anderen wurden je zwei Stunden Wache zugeteilt. Zwei Männer umrundeten jeweils in entgegengesetzter Richtung die Herde und sangen dabei leise vor sich hin. Bei jeder Runde trafen sie zweimal aufeinander, dunkle, schweigsame Gestalten, die vor dem nächtlichen Himmel aufragten, und nickten einander zu, während die Pferde gleichmäßig im Schritt gingen. In einer wirklich guten Mannschaft spuckte ein Nachtreiter nicht einmal aus, ohne sich vorher hundert Meter von der Herde zu entfernen, und das Anzünden einer Zigarette oder ein Hüsteln war ohnehin undenkbar.
Schon innerhalb einer Sekunde nach einem ungewöhnlichen Geräusch konnte eine ganze Langhornherde auf den Beinen sein, in jede beliebige Richtung stürzen und alles niedertrampeln, was sich ihr in den Weg stellte. Ohne auf Flüsse oder Abgründe, Pferde oder Menschen zu achten, rannten sie manchmal nicht weiter als dreihundert Meter und sanken dann ohne besonderen Grund zu Boden und schliefen die ganze Nacht durch, manchmal hetzten sie aber auch dreißig Meilen weit durch die Nacht, bis sie vor Erschöpfung fast umkamen. Es galt daher, eine Stampede um
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