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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nördlichen Abschnitten des Trails oder bei einem Flußübergang die Herde einmal mit einer anderen vermischen.
    Poteet sagte: »Der Schmied soll ein paar Brandeisen für uns machen, aber mit welchem Zeichen?«
    Zu diesem heiklen Punkt hatte Skimmerhorn keine Anweisungen bekommen. »Nehmen wir ein V«, sagte er, aber Poteet antwortete: »Geht nicht, das hat schon eine andere Herde auf dem Trail.«
    »Ich weiß nicht genau, welchen Titel Venneford hat, Graf oder Baron, aber eine Krone wird er doch wohl haben?«
    »Eine Krone! Crown Vee!« rief Poteet und lief sofort in die Schmiede. Am nächsten Tag schon brachte er die Eisen für das Brandzeichen, das bald im ganzen Westen berühmt werden sollte: Crown Vee.
    So wurde das Zeichen der Herde eingebrannt; es waren eintausendachthundertzehn Kühe und Färsen, einhundertzweiundvierzig gute Bullen und achthundertundsechsundzwanzig Ochsen, im ganzen eine    Herde    von
    zweitausendsiebenhundertachtundsiebzig Stück, die ein Brandzeichen an der linken Flanke hatten, dazu noch die einhundertzweiunddreißig Pferde der Remuda und sechs Maultiere, die Nacho und der Wrangler vorsichtig an der linken Schulter gebrannt hatten. Auf diesen Tieren ruhte Oliver Seccombes Traum vom großen Reichtum.
    Am 15. März 1868 gab Mr. Poteet mit einem Schwenken seines Hutes das Zeichen zum Aufbruch, und die ganze Masse von Männern, Pferden und Rindern setzte sich nach Westen in Bewegung. Vorn an der Spitze ritt Mr. Poteet und Mr. Skimmerhorn, wenigstens vorläufig, neben ihm. Hinter ihnen kamen acht Cowboys. Der Abstand zwischen ihnen war so bemessen, daß sie eine Art von beweglichem Rahmen rund um die Herde bildeten. Zuerst kamen die beiden Points, Person links, Canby rechts. Dann, etwa ein Drittel der Herdenlänge dahinter, die beiden Swinger. Ein weiteres Drittel dahinter die beiden Flankenmänner, deren Aufgabe darin bestand, darauf zu achten, daß die Hauptmasse der Herde sich nicht zu eng zusammenschloß und dadurch überhitzt wurde, denn Rinder, die zu eng nebeneinander gingen, erzeugten eine unvorstellbare Hitze, die sogar Fett zum Schmelzen bringen konnte. In der Nachhut, wo der Staub am ärgsten und die Tiere am schwierigsten zu behandeln waren, denn immer wieder mußten Nachzügler angetrieben werden, ritten die beiden
    Drags. Links, in der bescheidensten Position von allen, ritt Bufe Coker, so steif, daß er sich kaum im Sattel halten konnte, das Halstuch übers Gesicht gezogen, um den unvorstellbar dichten Staub abzuwehren. Rechts, nicht ganz so arg vom Staub gequält, ritt Mike Lasater.
    Ziemlich weit seitlich und sogar noch um eine Nasenlänge vor Mr. Poteet fuhr Nacho Gomez in seinem Küchenwagen, und ein gutes Stück hinter ihm, wo der Staub der Herde sie nicht mehr erreichen konnte, kam Buck mit seinen hundertzweiunddreißig Pferden. In dieser Formation würden sich Tiere und Menschen vier Monate lang fortbewegen.
    Unter normalen Bedingungen schafften sie im Durchschnitt jeden Tag fünfzehn Meilen, eingerechnet einen Aufenthalt von zwei Stunden in der heißen Mittagszeit. Während der ersten Ruhepause, die Tiere grasten friedlich und Nacho machte Kaffee, hielt Mr. Poteet der ganzen Gruppe eine Rede:
    »Die Points und die Drags bleiben auf dem ganzen Trail dieselben. Die Swinger und die Flankenmänner werden jeden Tag morgens und nachmittags wechseln, und zwar im Uhrzeigersinn. Gespielt wird nicht, denn daraus entsteht Unfrieden, und ich will einen friedlichen Trail. Getrunken wird ebenfalls nicht, und wenn ich einen mit der Flasche erwische, wird er sofort ausbezahlt, abzüglich der Kosten eines Pferdes, das er zusätzlich zu seinem eigenen mit nach Haus nehmen kann. Ich kenne Trailbosse, die sogar das Fluchen verbieten, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie wir ohne Fluchen mit zweitausendachthundert Rindviechern fertig werden. Aber haltet euch zurück. So, das wäre also die Vorschrift, leicht zu begreifen, leicht zu befolgen. Noch zwei Dinge: Laßt die Pistolen im Gürtel, ich will keine Schießereien, auch nicht bei einer Stampede. Mit Hutschwenken lassen sich Ochsen viel besser abdrängen. Wenn einmal etwas geschieht, wo die Gewehre notwendig sind, dann werdet ihr das schon selber merken. Und beschimpft mir den Koch nicht! Mit drei Dingen läßt sich ein vernünftiger Mann nicht ein: mit einer Klapperschlange, mit einem Skunk und am allerwenigsten mit einem Koch.«
    Der Mexikaner deutete auf den Kaffee, der jetzt fertig war, gebraut nach dem bekannten texanischen

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