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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sollten.
    Calendar kroch gegen den Wind an die Herde heran und sah den Tieren zu, die ohne jede Angst friedlich grasten. Immer nur langsam, sagte er sich und kroch näher. Jetzt war er kaum fünfzig Meter von den Nachzüglern entfernt, aber die wollte er nicht. Er mußte den Leitbullen anschießen. Dabei durfte man nicht auf das Herz zielen, denn ein Bulle konnte auch mit zwei Kugeln im Herzen noch hundert Meter rennen und die Herde in eine Panik treiben, auf die Lungen mußte man zielen, denn dann stürzte der Bulle zu Boden und verendete erst nach längerem Todeskampf, während die anderen Büffel sich rund um ihn versammelten und ihm in stiller Verwirrung zusahen. Calendar war jetzt bereits in der Nähe der Leittiere, und er erkannte auch schon, welches Tier er zuerst treffen mußte. Er wandte sich um und gab Harker, der mit seiner eigenen Sharps schußbereit wartete, das Signal, daß er anfangen würde.
    Sorgfältig spannte er das Gewehrschloß, legte die Messingpatrone ein und hörte, wie der Anschlag glatt zurückgingt. Er zog den Abzug, stellte die gewaltige Büchse auf dem Dreifuß noch einmal genau ein und zielte auf die Lungen des Bullen. Ein leichter Druck auf den vorderen Abzug - und Wummmmmm! - das war nicht der Knall einer normalen Büchse, sondern der schwere Schlag einer Kanone.
    Mit ungeheurer Wucht traf die Kugel ihr Ziel. Dem Leittier in die Seite eindringend, ging sie durch beide Lungenflügel, und das Tier stürzte zu Boden Wie vorausgesehen, drängten sich die anderen Tiere rund um den gestürzten Führer, beschnüffelten ihn, standen um ihn herum, als warteten sie auf einen Befehl. Während dieser Zeit, die bis zu vierzig Minuten dauern konnte, konnten sich die Jäger bedienen. Mit gezielten Schüssen erlegten Harker und Calendar neunzehn Büffel, luden immer wieder sorgfältig nach und stellten von Zeit zu Zeit ihren Dreifuß anders auf. Aber beim zwanzigsten Schuß hatte Harker das Pech, zu tief zu schießen und einen alten Bullen im rechten Hinterlauf zu treffen, so daß das Tier um sich schlug und, das verletzte Bein nachziehend, laut zu brüllen anfing. Dadurch wurde die ganze Herde aufgescheucht. Eine Kuh erkannte endlich die Gefahr, galoppierte davon und riß die anderen Tiere mit sich fort. Es hatte keinen Sinn, blind hinter flüchtenden
    Büffeln herzufeuern, man mußte Patronen sparen.
    Jetzt gingen die Hautabzieher ans Werk, Männer, die ihr Fach verstanden. Zu zweit warfen sie die Tiere auf den Rücken und schlitzten die Bauchseite von der Kehle bis zum Schwanz auf. Dann brachte man an der Haut Seile an, und Pferde zogen die schweren Felle herunter. Den Kadaver ließ man in der Sonne liegen, wo das Fleisch bald verfaulte, für ein gutes Fell, das gründlich vom Fleisch gesäubert war, konnte man bis zu drei Dollar bekommen. Bereits gegerbte Felle brachten bis zu zwölf Dollar.
    »Beinahe hätten wir einen Stand gehabt«, sagte Harker am Abend, während Calendar Patronen für den nächsten Tag goß. »Fast waren wir soweit, aber da mußte ich diesem verdammten Vieh ins Bein schießen« Er hatte gut gezielt und gut geschossen. »Vielleicht zu wenig Pulver«, überlegte er. »Teufel, bei dieser Arbeit weiß man eben vorher nie, was diesmal schiefgehen wird.«
    »Wir handeln im Auftrag Gottes, sozusagen«, sagte er den Männern. »In Austin habe ich einmal General Phil Sheridan gehört, der kennt den Westen so gut wie sonst keiner. Und der hat gesagt, daß der ganze Westen so lange einen Dreck wert ist, als nicht der letzte Büffel hin ist. Keiner darf übrigbleiben.«
    »Was soll das eigentlich heißen?« fragte einer der Häuter.
    »Das ist doch sonnenklar. Wenn wir die Büffel ausrotten, muß der Indianer in seine Reservation, wo er auch hingehört. Wenn sie nichts mehr zu fressen haben, müssen sie wohl gehorchen, oder?«
    Das Schlachten ging weiter einmal dreiundzwanzig Büffel, dann dreißig, dann sechzehn und an einem denkwürdigen Tag schossen sie gar siebenundfünfzig, die eine Hälfte am Vormittag, die andere am Nachmittag.
    Die Straße von Kadavern, die sie hinter sich zurückließen, sagte den Comanchen, daß Texaner in ihr Territorium eingefallen waren, daher griffen sie eines Tages an. Aber Harker und seine Männer waren bereit.
    Er und Calendar, die ihre Sharps in Sekundenschnelle frisch laden konnten, saßen ungerührt hinter einem der Wagen, ihre kleinen Kanonen auf das Gestell gestützt, und holten einen Indianer nach dem anderen aus dem Sattel. Hier galt derselbe

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